Wenn die JobStairs GIESSEN 46ers nach Jena reisen, möchte „Frenki“ Ignjatovic mit seinem Team endlich einen der Großen der Liga knacken
Schaut „Frenki“ Ignjatovic auf die bisherigen 15 Spiele der Saison, so hat er ein Déjà-vu. Neue Situation, aber irgendwie alles schon mal erlebt.
In der Spielzeit 2022/23 verloren die JobStairs GIESSEN 46ers sämtliche Partien bei den anderen sieben Playoff-Teilnehmern. In Vechta (89:96), in Tübingen (80:96), in Karlsruhe (83:89), in Dresden (87:89), in Quakenbrück (82:83), in Bremerhaven (60:98), in Hagen (81:84). Am Ende der Hauptrunde wurden seine Jungs dennoch Vierte, hatten sich aber gegen die Bigs der Liga Schrammen geholt.
Und 2023/24? Läuft es wieder nicht gegen diejenigen, die (mit) oben stehen: 85:86 in Hagen, 69:92 gegen Frankfurt, 99:105 in Kirchheim, 70:87 in Bayreuth, 81:85 gegen Trier. Von den ersten Acht der Tabelle der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA haben die Mittelhessen lediglich die Uni Baskets Münster (82:72) in deren Halle Berg Fidel besiegen können.
Und am Samstag (19 Uhr) wartet mit Medipolis SC Jena die momentan heißeste Nummer des Unterhauses. Der Tabellenführer, der zuletzt fünf Siege in Serie feierte und zu Hause erst einmal als Verlierer (gegen Bayreuth) das Parkett verlassen musste. Kein Wunder also, dass Branislav Ignjatovic ein Déjà-vu hat. Und dies, obwohl sich seine Männer noch Mitte April in der dortigen Sparkassen-Arena mit einem 90:89-Erfolg den Einzug in die Runde der besten Acht gesichert und die Thüringer in arge Nöte gestürzt hatten.
„Vielleicht sind wir keine echte Spitzenmannschaft, für die uns viele gehalten haben, sondern nur ein Team, das Chancen hat, um die Playoff-Plätze mitzuspielen“, hat den 57-Jährigen die allerdings unglückliche, weil vermeidbare Niederlage am Dienstag gegen die RÖMERSTROM Gladiators Trier nachdenklich gemacht. „Wir punkten bei nun zehn Siegen und fünf Niederlagen zwar konstant, aber offensichtlich fehlt uns gegen die Teams ganz oben noch etwas.“ Was genau? „Offenbar sind einige unserer Jungs am Limit. Alle paar Wochen mal eine richtig gute Partie abzuliefern, reicht in dieser ausgeglichenen Liga nicht aus. Da musst du jede Woche alles abliefern, was du hast.“
Am besten schon am Samstag in der Optikstadt an der Saale, in der die Gastgeber ihre Tabellenführung am Mittwoch durch einen 83:73-Erfolg bei den VfL Sparkassenstars Bochum souverän verteidigten. „Niemand ist in dieser Liga unschlagbar“, hat „Frenki“ Ignjatovic seiner Truppe eingebläut. „Wenn wir mit jener Intensität der zweiten Halbzeit gegen Trier zu Werke gehen, dann haben wir eine echte Chance.“
Die vom Serben angesprochene Intensität trug am Dienstag einen Namen: Stefan Fundic! Der bullige Center hatte mit Knieproblemen drei Wochen pausiert und davor auch schon zwei Partien quasi ohne Training bestritten, ehe er im neuen Jahr sein Comeback feierte. „Alles ist o.k., nichts ist angeschwollen, ich fühle mich gut, habe vernünftig trainiert und freue mich riesig auf die Partie in Jena“, gab der 29-Jährige am Donnerstag Entwarnung.
Überraschend lange gut 21 Minuten hatte der Hüne durchgehalten, hatte sechs Punkte beigesteuert, überraschend alle vier Freiwürfe versenkt und sich sechs Offensiv- sowie einen Defensiv-Rebound geangelt. Als die anderen Langen wie Robin Benzing und Jonathan Maier im vierten Abschnitt foulbedingt lange draußen sitzen mussten, zeigte Fundic zur Begeisterung der fast zweieinhalbtausend Fans wieder alte Kämpfer-Qualitäten, setzte Maik Zirbes und Moritz Krimmer unter den Brettern mächtig zu und hatte lediglich Pech, als er beim 77:80-Zwischenstand per Korbleger gescheitert war, nachdem er bereits beim 71:70 von der Dreierlinie nicht getroffen hatte. „Im Schlussabschnitt haben wir gesehen, was es bedeutet, wenn Stefan Fundic fit ist“, weiß „Frenki“ Ignjatovic, dass sein Landsmann für die 46ers kaum zu ersetzen ist.
In Jena bekommt es der Hüne mit den bereits im vergangenen Jahr beim SC spielenden Alex Herrera (im Schnitt neun Punkte und sieben Rebounds), Stephan Haukohl (7/7), dem zuletzt in Hagen aktiven Lorenz Bank (7/4) sowie mit dem aus Vechta nach Thüringen gewechselten Robin Lodders (7/5) zu tun. In der Truppe von Cheftrainer Björn Harmsen, der in der Saison 2011/12 in der Osthalle auf der Bank saß und der an der Saale bereits zum dritten Mal arbeitet, füllt mit Ex-Nationalspieler Joshiko Saibou ebenfalls ein ehemaliger Gießener eine tragende Rolle aus. Der 33-Jährige trug 2013/14 und 2016/17 das Trikot der Lahnstädter, ehe es ihn über die Stationen Berlin, Bonn, Champagne und Dijon nach Jena verschlug. Für das Medipolis-Team feierte Saibou nach langer Verletzungspause in Bochum mit 23 Zählern ein starkes Comeback.
Während der ehemalige Frankfurter Flügel Rasheed Moore zuletzt an der Ruhr neun Abpraller einsammelte, zieht mit dem in den USA aufgewachsenen syrischen Nationalspieler Amir Jabar Hinton ein Mann in Jena die Fäden, der mit durchschnittlich fast 18 Punkten auf Rang drei der ligainternen Korbjägerliste hinter Michael Flowers (Kirchheim, 19,6) und 46ers-Playmaker Duane Wildon (18,8) liegt. Der 26-Jährige punktet fast immer zweistellig, gegen Karlsruhe und Kirchheim gelangen ihm jeweils gar 29 Zähler. Ihm zur Seite steht mit Blake Francis ein US-Pointguard, der Hinton mit durchschnittlich über 17 Punkten das Wasser reichen kann. 42 Prozent verwandelte Dreier sprechen ebenfalls für Francis, der im Sommer aus Montreal nach Jena kam.
„Jena hat einen Top-Trainer, eine Top-Mannschaft und eine Top-Organisation. Sie stehen zurecht da oben“, schiebt „Frenki“ Ignjatovic der Truppe aus der 110.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt gerne die Rolle des Favoriten zu. Und hofft insgeheim auf ein Déjà-vu. Natürlich nur das Match im April betreffend, versteht sich …
04.01.23