46ers unterliegen den Artland Dragons

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Trotz eines couragierten Auftretens im letzten Saisonspiel mussten sich die verletzungsbedingt geschwächten LTi GIESSEN 46ers am Samstag abend vor 3850 Zuschauer dem frisch gebackenen Pokalsieger Artland Dragons mit 60:69 (31:40) geschlagen geben. Mit Obie Trotter (Handgelenksverletzung, er muss in der kommenden Woche erneut operiert werden), Seamus Boxley (hatte sich am Freitag im Abschlusstraining eine Zerrung zugezogen) und Bill Phillips (Reha nach OP an Peronealsehne) mussten dabei gleich drei Akteure der Starting Five ersetzt werden – zuviel, um am Ende den Dragons ernsthaft Paroli bieten zu können.

Nach einem schwachen Start (0:9/3.) kam die Truppe von Head Coach Thorsten Leibenath nach einem sehenswerten Alley-Oop-Dunk von Corey Rouse auf Anspiel von Point Guard Danny Lewis, der anstelle von Trotter in der Startformation stand, besser ins Spiel (2:9/4.). Ein Dreier von Gerrit Terdenge, am Ende mit 14 Punkten erfolgreichster Werfer der LTi 46ers, führte zum 5:11 (5.). Gerrit Terdenge war im letzten Saisonspiel mit 14 Punkten der erfolgreichste Werfer der LTi 46ers. Bild: Mediashots Werbefotografie.Der Power Forward sollte an diesem Abend auf Seiten der Gastgeber allerdings der einzige Spieler sein, der aus dem Dreipunktebereich mit einer zufriedenstellenden Trefferquote aufwarten konnte. Zwei seiner drei Wurfversuche von jenseits der 6,25-m-Linie brachte der gebürtige Gelsenkirchener im Korb unter. Insgesamt fielen jedoch nur fünf von 22 Dreierversuchen (23 Prozent) des Gießener Teams durch die Dragons-Reuse, womit die Leibenath-Truppe deutlich unter ihrem Saisonschnitt von 36,3 Prozent (der sechstbeste Wert von allen 18 Teams) blieb.

Da die 46ers sich in der Folge mit schönem Kombinationsspiel aber des Öfteren beste Wurfgelegenheiten am Brett erspielen konnten, vor allem der 37-jährige Lewis setzte seine Teamkollegen immer wieder hervorragend in Szene, die Gießener Verteidigung wenig zu ließ und durch Blocks von Corey Rouse (gegen Rodgers) und den in der sechsten Minute ins Spiel gekommenen Johannes Lischka (gegen Hall) Ausrufezeichen setzte, kamen die Hausherren über die Stationen 9:13 (Rouse-Dunking im Fastbreak nach zentimetergenauem Zuckerpass von Lewis übers ganze Feld) und 14:16 (Umeh-Dreier, 10.) immer näher heran. In der zwölften Minute konnte man durch den zweiten Terdenge-Dreier erstmals in Führung gehen (19:18).

Kapitän “Flo” Hartenstein baute den Vorsprung mit sechs Punkten in Folge auf 25:22 (16.) aus. Anschließend leisteten sich die Gießener, bei denen alle zehn auf dem Spielberichtsbogen aufgeführten Akteure Einsatzzeit erhielten, vor der zweitgrößten Heimkulisse in dieser Saison einen erneuten Aussetzer – Artland ging durch einen 11:0-Lauf mit 33:25 in Front. Gerrit Terdenges Mitteldistanztreffer beendete die dreiminütige korblose Phase der Gastgeber (27:33/19.), mit Dreiern von Danny Lewis und Artlands Power Forward Chad Prewitt ging die erste Hälfte zu Ende (31:40).

Zeigte gegen die Dragons nochmal, was er drauf hat: Corey Rouse.  Bild: Mediashots Werbefotografie.Nach der Pause gerieten die 46ers in einem in dieser Phase nur selten schön anzusehendem Spiel mit 38:51 in Rückstand (27.). Der Tabellen-16. steckte aber nicht auf und arbeitete sich wieder auf 47:53 (Buljevic-Penetration, 31.). Anschließend war es Gäste-Flügel Jan Rohdewald, der zunächst in unmittelbarer Nähe der Gießener Grundlinie, rund sechs Meter vom Korb entfernt, bedrängt von Gerrit Terdenge zum 49:57 einnetzte und nur 60 Sekunden später von der anderen Seite per Dreier erfolgreich war und den Cupgewinner damit abermals auf elf Zähler davonziehen ließ (51:62/34.).

Corey Rouse war maßgeblich daran beteiligt, dass die Gießener Fans aber doch noch einmal auf den neunten Heimsieg ihres Teams in dieser Saison hoffen durften: Erst traf er – wie schon wenige Minuten zuvor – aus rund fünfeinhalb Metern Entfernung zum Dragons-Korb, dann verhinderte der sprunggewaltige Power Forward per spektakulärem Block einen Korberfolg von Dragons-Center Adam Chubb – im Gegenzug brachte Marco Buljevic die Osthalle ein letztes Mal in dieser Saison zum Kochen, als er auf Pass von Danny Lewis einen offenen Dreier zum 56:62 (37.) in den Gästekorb einschweben ließ.

Knapper konnten die LTi 46ers die Begegnung leider nicht mehr gestalten. Ein toller Korb von Artlands Spielmacher John Goldsberry, der nach einem Durchbruch zum Gießener Korb eng bedrängt von Danny Lewis akrobatisch das 56:64 erzielte und der dritte Dreier von Prewitt, der – nach zwei weiteren Punkten von Rouse – im nächsten Dragons-Angriff per Dreier zum 58:67 erfolgreich war (38.), sorgten in der Crunchtime dafür, dass die Dragons ihren zweiten Tabellenplatz durch einen Sieg in der Osthalle verteidigen konnten und damit in der ersten Playoff-Runde auf die Telekom Baskets Bonn treffen werden. Danny Lewis demonstrierte gegen die Dragons eindrucksvoll seine Qualitäten als Vorlagengeber. Bild: Mediashots Werbefotografie.Mit einem warmen Applaus der Zuschauer wurde das Team der LTi 46ers in die Kabine verabschiedet.

Die anschließende Saisonabschlussfete vor der Halle, der rund 1000 Fans beiwohnten, bildete dann den Abschluss einer wirtschaftlich wie sportlich schwierig verlaufenen Saison, von der sich die 46ers-Verantwortlichen im Vorfeld sicher etwas mehr erhofft hatten, an dessen Ende man jedoch zufrieden darüber sein muss, die Erstligazugehörigkeit zum 42. Mal in Folge gesichert zu haben. Alle Spieler und Trainer erschienen noch einmal zu kurzen Interviews auf der Bühne, neben Auftritten der Gießen Tornado Cheer, einer Breakdance-Formation der TSG Blau-Gold Gießen und des Fanfaren Corps Gießen-West wurden auch die Gewinner der Tombola gezogen, die im Rahmen des Artland-Spiels stattgefunden hatte.

Viele attraktive Preise warteten auf die Gewinner, darunter zwei Stehplatzdauerkarten für die LTi 46ers-Heimspiele in der BBL-Saison 2008/09, 16 jeweils 200 x 85 cm große PVC-Plakate des Gießener Anzeigers („Spieler der Woche“) mit dem Konterfei von je einem 46ers-Spieler aus dieser Saison oder persönliche Gegenstände von Spielern und Trainern des Gießener Teams. Gerrit Terdenge, “Jo” Lischka und Michael Umeh beispielsweise hatten für die Tombola je ein Paar ihrer Basketballschuhe zur Verfügung gestellt, Head Coach Thorsten Leibenath sein Taktikboard.

Rouven Roessler sorgte bei der Saisonabschlussfete für Stimmung. Bild: LTi 46ers.Höhepunkt der Feierlichkeiten war ohne Zweifel der Auftritt von Rouven Roessler, der die Menge ein letztes Mal in diesem Spieljahr dazu animierte, bekannte Schlachtrufe wie z. B. “Alles außer Gießen ist…” und “Hier regiert der MTV” zum Besten zu geben, was von der Anhängerschaft natürlich dankbar aufgenommen wurde.

Der Blick geht nach vorne, und die Verantwortlichen arbeiten bereits seit einigen Wochen mit Hochdruck daran, dass die nächste Saison wieder von mehr Erfolg gekrönt sein wird. Ihr Scherflein dazu beitragen wollen Assistenztrainer Gerald Wasshuber und Doppellizenzspieler Richard Poiger, die sich in der letzten Woche dazu entschieden haben, auch in der/den nächsten Saison/s in der mittelhessischen Region zu bleiben. Der 32-jährige Wasshuber verlängerte seinen Vertrag gleich um zwei Jahre, sehr zur Zufriedenheit von Cheftrainer Thorsten Leibenath, der sich “unglaublich glücklich” darüber zeigte, dass sich Gerald zu einem frühen Zeitpunkt dazu entschieden habe, einen Zweijahresvertrag bei den 46ers zu unterschreiben. “Ich verstehe uns als Trainerteam mit nahezu gleichberechtigten Verantwortlichkeiten. Mit welcher Akribie, mit welchem Einsatz, mit welcher Leidenschaft Gerald sein Amt hier in Gießen ausfüllt ist sensationell. Hätten wir ihn ersetzen müssen, hätten wir ihn nicht gleichwertig ersetzen können”, so Leibenath weiter.

Auch der in wenigen Tagen 21 Jahre alt werdende Forward Poiger (Leibenath: “Mit ihm haben wir noch viel vor”), der vor dieser Saison aus Leverkusen nach Gießen gewechselt war und mit einer Doppellizenz ausgestattet vorwiegend für den in der 2. Liga Pro A beheimateten Kooperationspartner aus Lich spielte, bleibt weiter in Mittelhessen. Der gebürtige Wiener hatte eine Option, vorzeitig aus seinem bis zum Ende der Saison 08/09 befristeten Zweijahresvertrag auszusteigen. Diese wurde von Poiger, der in dieser Spielzeit zu sieben Kurzeinsätzen in der BBL kam, nicht wahrgenommen. “Ich fühle mich wohl hier. Ich habe in Lich viel Spielzeit in einer starken Liga erhalten. In der Pro A zu spielen ist schon gewaltiger Unterschied zur Regionalliga, in der ich in Leverkusen zum Einsatz gekommen bin, und ich hoffe, mich hier noch weiterentwickeln zu können”, erklärte Poiger.

Trainerstimmen:

Thorsten Leibenath (Head Coach LTi 46ers): “Gratulation an Chris Fleming und sein Team, zunächst mal zum Pokalsieg und dann auch zum heutigen verdienten Sieg. Es war heute nicht schwer für uns, die Mannschaft zu motivieren, weil die Mannschaft aus sich heraus eine große Motivation besitzt Basketball zu spielen. Dass das vielleicht nicht immer danach ausgesehen hat, weil wir die letzten zwei Auswärtsbegegnungen hoch verloren haben, mögen Kritiker sagen, aber ich weiß, wie hart die Jungs gearbeitet haben und wie gern sie Basketball spielen. Obwohl uns heute drei Starter gefehlt haben, haben wir heute couragiert gekämpft und teilweise ordentlich Basketball gespielt. Letztlich war am Ende die größere Qualität im Kader der Dragons sicherlich mit ausschlaggebend, in einigen Bereichen haben wir uns das Leben aber auch selbst schwer gemacht. Wir haben bei den Freiwürfen keinen so guten Job verrichtet wie die Dragons und auch von der Dreierlinie sind wir normalerweise besser. Mit ein bisschen mehr Wurfglück hätte es noch einen Tick enger werden können, und wenn man es ganz lapidar ausdrückt: Wenn wir wir am Anfang nicht gleich diesen 0:9-Lauf hätten hinnehmen müssen, dann wäre das Spiel sicherlich auch enger geworden.

Wir müssen ohne Zweifel anerkennen, dass wir unsere Ziele, die wir vor der Saison ausgegeben hatten, nicht erreicht haben. Wir wollten ins gesicherte Mittelfeld, möglichst frühzeitig den Klassenerhalt sicherstellen, um dann spekulieren zu können, ob nach oben noch was geht. Wir mussten dann aber doch bis inklusive des viertletzten Spieltages um den Klassenerhalt bangen, und das war so nicht gewollt. Es gibt mehrere Gründe dafür, warum wir unsere Ziele nicht erreicht haben. In personeller Hinsicht bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass wir fast ausschließlich gute Entscheidungen getroffen haben. Wir sind natürlich in den Zwang geraten, viele Nachverpflichtungen tätigen zu müssen. Bei diesen Nachverpflichtungen ist es fast immer so, dass man nicht die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung hat wie bei den Verpflichtungen vor der Saison. Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir aber gute Nachverpflichtungen gemacht. Viele Verletzungen haben uns allerdings der Möglichkeit beraubt, in einen Rhytmus hineinzugeraten. Ich glaube, wir haben keine drei Spiele hintereinander in der gleichen Aufstellung bestreiten können, und das macht sich bei einer jungen Mannschaft mit einem jungen Trainer bemerkbar. Wir wissen die Situation einzuschätzen, ziehen unsere Lehren aus Fehlern, die wir auch gemacht haben und werden in der nächsten Saison wieder angreifen. Die Zielsetzung bleibt die gleiche wie vor dieser Saison.”

Chris Fleming (Head Coach Chris Fleming): “Die Mannschaft hat in der Woche sehr gut trainiert. Wir sind heute gut ins Spiel gekommen, waren sehr fokussiert und haben gleich am Anfang einen Vorsprung herausspielen können. Dann haben wir etwas nachgelassen. Am Ende war sicher die bessere Spielerqualität ausschlaggebend. Es war kein schönes Spiel. Gießen hatte durch die Verletzungsprobleme große Nachteile. In den Playoffs ist es wichtig, dass wir von Spiel zu Spiel denken – wenn die so genannten Experten sagen, wir seien jetzt der Favorit auf den Meistertitel, dann kann ich es nicht ändern, so was kann man nicht steuern. Wir haben in der letzten Saison in der ersten Playoff-Runde eine große Überraschung geschafft (Anmerkung: Artland warf seinerzeit als Achtplatzierter nach der Hauptrunde ALBA Berlin mit 3:0 Siegen aus dem Rennen), und wenn wir nicht hundertprozentig konzentriert die Spiele bestreiten, kann uns das in diesem Jahr auch passieren. Aber die Mannschaft wird sehr professionell damit umgehen. Wir freuen uns schon auf die Playoffs.”

Punkteverteilung:

LTi GIESSEN 46ers: Umeh (11), Terdenge (14), Lewis (6), Buljevic (5), Lischka (6), Poiger (0), Robinson (0), Rouse (12), Roessler (0), Hartenstein (6).

Artland Dragons: Rowland (9), Goldsberry (6), Chubb (6), McIntosh (11), Johnson (2), Rohdewald (5), Hall (4), Prewitt (17), Mädrich (0), Rodgers (9), Thomas (0).

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