Angst vor der eigenen Courage

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Mit einem Sieg des TV LICH hatten im Vorfeld dieser Partie nur die wenigsten gerechnet, trotz des überraschenden Heimsiegs über Bayreuth. Der Mitteldeutsche BC war als klarer Favorit in die mit 700 Zuschauern gefüllte Dietrich-Bonhoeffer-Halle gekommen und wurde dieser Rolle auch am Ende gerecht. Doch die Art und Weise, wie die Licher dieses Spiel verloren haben, war schon recht ärgerlich. „Wir haben die Partie in der zweiten Hälfte aus der Hand gegeben“, meinte Coach Alexander Biller nach Spielende. Und hätte der TVL in der zweiten Halbzeit an die in den ersten 20 Minuten gezeigte Leistung anknüpfen können, dann hätte man dieses Spiel wohl auch nicht mit 63:72 verloren. Wieder einmal zeigten die Bierstädter beide Extreme, die ein junges Team zu bieten hat: Auf der einen Seite herzerfrischenden, starken Basketball, auf der anderen Seite aber auch viel Angst vor der eigenen Courage.

Denn was die Licher in der ersten Halbzeit boten, war bärenstarker Basketball auf gutem Niveau. Man überraschte die Saalestädter mit einem 9:0-Start, gewann das erste Viertel mit 21:16. Im zweiten Viertel überzeugten die Gastgeber dann mit intensiver Defense, ließen nur zehn Punkte zu und gingen mit einer soliden 36:26-Führung in die Halbzeitpause.

Doch wie schon in der Auswärtspartie in Kaiserslautern konnte die Biller-Truppe dieses Niveau nach dem Seitenwechsel nicht mehr halten. Im dritten Viertel stimmte es in der Verteidigung nicht mehr, im Angriff wurden nicht mehr die Optionen gesucht, die Lich zuvor noch zur Führung verholfen hatten. 27 Punkte ließ das Team im dritten Viertel zu, mehr als in der gesamten ersten Halbzeit. Entscheidend war dann aber nicht die Verteidigungsleistung, sondern eine totale Offensivflaute von der 28. bis zur 35. Minute. Der TV LICH erzielte in dieser Phase überhaupt keine Punkte. Zu diesem Zeitpunkt führte der MBC mit 60:54.

Hoffnung auf ein Comeback gab es zu diesem Zeitpunkt noch, und das Engagement der Licher Mannschaft stimmte auch. Doch die Umsetzung ließ zu wünschen übrig. „Uns hat die Ruhe und Gelassenheit gefehlt, vielleicht mussten wir auch dem hohen Kräfteverschleiß Tribut zollen. Wir haben unsere Balance verloren und unsere Systeme nicht mehr durchgezogen“, ärgerte sich Coach Alexander Biller. Auch die schwache Freiwurfquote (16 von 28 Freiwürfen wurden verwandelt) war nicht nach dem Geschmack des Licher Trainers.

Positive Momente kann man aber dennoch aus diesem Spiel mitnehmen. So überzeugte Gary Hamilton mit 16 Punkten und 14 Rebounds, Mike Wilds versenkte drei Dreier und sammelte neun Rebounds, Johannes Lischka war mit 19 Punkten erneut Topscorer. Nicht nur das sollte dem TV LICH für die nächsten Spiele mehr Selbstvertrauen verleihen.

TV LICH: Wilds (12/3 Dreier), Hamilton (16), Scholz, Klassen, Brauer, Perl (2), Jenkins (11), Lischka (19), Poiger (3).

Mitteldeutscher BC: Williamson (22/3), den Boer (7), Buse, Diestelhorst (2), Grepl (13/3), Leuthoff (12/1), Taylor, Schirmer (2), Thompson (6), Cardenas (8).

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