Fünfte und sechste Stunde an der Pestalozzischule in Gießen. An normalen Tagen nicht unbedingt eine optimale Zeit für Lehrer, die sich bei ihren Schülern größtmögliche Aufmerksamkeit verschaffen wollen. Doch an diesem Tag ist das anders: Die 21 Schüler der sechsten Klasse sind gespannt, warten voller Vorfreude auf das, was da kommt. Es ist mucksmäuschenstill, als Lehrer Edwin Mücke seinen Schülern die Gäste des Sportunterrichts vorstellt. Dirk Schäfer, Geschäftsführer der GIESSEN 46ers, Matthias Alver, Schulsportbeauftragter des Basketball-Bundesligisten von der Lahn, und 46ers-Spieler Marco Buljevic sind zur Auftaktveranstaltung der „46ers at school“-Kampagne in die Turnhalle der „Pesta“ gekommen.
Die Augen der Förderstufenschüler werden größer und größer, als Matthias Alver zu Beginn der zwei Schulstunden in Kurzform auf den basketballerischen Werdegang von Marco Buljevic eingeht. Es folgt ein gegenseitiges Abklatschen, als die Jugendlichen von Dirk Schäfer erfahren, dass sie die allererste Klasse sind, mit der die 46ers ihr neu ins Leben gerufenes Schulprojekt durchführen. Und schließlich brandet schon vor der Basketballeinheit großer Jubel auf, als die Kids mitgeteilt bekommen, dass jeder von ihnen zwei Karten für das Testspiel der GIESSEN 46ers gegen Jena am 27. September erhält.
Dann geht es los: Die Schüler bilden einen großen Kreis um den 20-jährigen Juniorennationalspieler Buljevic, der in der Mitte stehend vormacht, wie man den Basketball richtig mit der Hand auf den Boden prellt. Mal mit der starken, mal mit der schwachen Hand, vor dem Körper, durch die Beine, hinter dem Rücken, im Laufen. Die Kids versuchen eifrig, die Übungen des Bundesligaprofis nachzumachen. Später versucht man sich an Korblegern. Basketballtrainer Alver und Buljevic erklären den Schülern, worauf sie achten müssen. „Ob der Ball bei dem einen oder anderen heute durch den Ring fällt oder nicht, interessiert nicht. Wichtig ist allein, dass die Kinder Feuer fangen. Wir wollen mit unserem Projekt bei ihnen Begeisterung für die Sportart Basketball entfachen“, erklärt Alver.
„Wir erwarten nicht, dass wir hier Talente finden, die eines fernen Tages mal das 46ers-Trikot tragen werden. Wenn es denn so sein sollte, wäre das natürlich umso schöner. Bei unserem Schulprojekt geht es uns aber vielmehr darum, dass wir den Breitensport fördern wollen und Kinder und Jugendliche, die sich für den Sport begeistern können, mit unserer Hilfe den Weg in die Vereine finden. Vielleicht können wir auch andere, die mit Sport nicht allzu viel anfangen können, dazu bewegen, mit dem Sport treiben zu beginnen“, ergänzt 46ers-Geschäftsführer Dirk Schäfer.
In der Pestalozzischule hat das offensichtlich schon geklappt, wenn man Edwin Mücke reden hört. „Eine meiner Schülerinnen hat sich bei mir heute Morgen für den Sportunterricht abgemeldet, weil sie sich am Vortag den Fuß vertreten habe. Als sie dann erfahren hat, dass die 46ers in den Unterricht kommen, waren die Schmerzen dann auf einmal nicht mehr ganz so schlimm“, berichtet der Schulsportleiter und stellvertretende Schullleiter der Pestalozzischule schmunzelnd. Das Mädchen nimmt barfuß an dem „46ers at school“-Training teil.
„Es wird immer schwerer, die Schüler über den Sportunterricht hinaus zum Sport treiben zu bewegen. Solche Aktionen wie die der 46ers müsste es viel öfter geben. Sie wirken motivierend und wecken das Interesse der Schüler“, so Mücke weiter. Die nach Beendigung der zwei Schulstunden von der elfjährigen Katrin getätigte Aussage („Das hat heute riesig Spaß gemacht. Ich habe Lust auf Basketball bekommen und werde meine Eltern fragen, ob ich in einen Verein eintreten kann“) scheint die Worte des Lehrers zu bestätigen.
20 Mal werden die 46ers die Veranstaltung in der Saison 2007/2008 an verschiedenen Schulen in Gießen und Umgebung in ersten bis sechsten Klassen durchführen. Dazu kommt ein „46ers School Cup“: Bei zehn Bundesligaheimspielen der 46ers werden jeweils zwei Schulklassen in der Halbzeitpause auf dem Parkett der Sporthalle Ost vor einer sicher großen Zuschauerkulisse aufeinander treffen, Start ist am 3. November beim Heimspiel gegen Jena. Der „46ers School Cup Meister 2007/2008“ in den einzelnen Altersklassen wird dann am Ende der Saison durch ein Abschlussturnier ermittelt. Alle Teams, die sich im Laufe der Saison in der Osthalle beim „School Cup“ präsentiert haben, nehmen an dem Tagesturnier teil.
Der Basketball-Bundesligist strebt an, das Angebot in den nächsten Jahren auszuweiten. Mittel- und langfristig möchten die GIESSEN 46ers die Anzahl der Schulveranstaltungen kontinuierlich erhöhen und auch Aktionen für ältere Schüler ab der 7. Klasse oder Veranstaltungen für die gesamte Schule anbieten.
Vielleicht kommen die 46ers dann auch wieder an die Gießener Pestalozzischule. Wenn es nach den „Pesta“-Schülern der sechsten Klasse gegangen wäre, hätte nämlich am besten schon am heutigen Donnerstag wieder eine Schulsportstunde mit Beteiligung eines 46ers-Profis stattfinden können.
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Alle Bilder: Mediashots Werbefotografie.