(Foto: Richard Stephan - der Stadtfotograf)

„Big“ – John Bryant

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Alle Spieler in dieser Hall of Fame gehörten zu den Großen der Gießener Basketball-Zunft – aber nur einer war „Big“: John Bryant, dessen Beiname „Big“ ist, spielte mit Unterbrechungen zwischen 2017 und 2022 für die JobStairs GIESSEN 46ers. Einen Dauerbrenner seiner Qualität hatten die Mittelhessen seit vielen Jahren nicht in ihren Reihen.


BBL-Spiele für Gießen: 122

Punkte für Gießen: 1.758

Trikotnummer: #54

Derzeit aktiv für: SYNTAINICS MBC


Bayern, Spanien, Frankreich – Gießen

Bryants Stern in Deutschland geht auf bei ratiopharm ulm, wo er gemeinsam mit Guard Per Günther dafür sorgte, dass die graue Maus zum regelmäßigen Playoff-Contender wird. Seine tollen Leistungen auf dem Parkett sorgen dafür, dass er 2013 zum großen FC Bayern München wechselt. Dort feierte er 2014 auch die deutsche Meisterschaft. Später wird er aussortiert: Coach-Legende Svetislav Pešić ist Bryant irgendwann nicht mehr schnell genug. 2016 und 2017 spult John zwei wenig erfolgreiche Auslandsaufenthalte in Frankreich und Spanien ab. Als man sich in Basketball-Deutschland gerade zu fragen beginnt, was der Center eigentlich treibt, schließt er sich plötzlich Gießen an. Der Sport-Informationsdienst SID sprach von einem Transfercoup. Immerhin verpflichtet man hier nur selten einen zweimaligen MVP im besten Basketball-Alter (30).

Freyers Werk und Bryants Beitrag

MVP-Kandidaten John Bryant vs. Luke Sikma (Quelle: Richard Stephan – der Stadtfotograf)

Neuer Trainer in Gießen ist seit diesem Jahr Ingo Freyer, der für seinen Run-&-Gun-Basketball berüchtigt ist: schnelle Abschlüsse, hohe Pace. Wie das zu Bryants Spielanlage passen soll, ist allen erst ein Rätsel. Das Experiment fruchtet aber. Bryant legt in seinem ersten und zweiten Jahr absolute Fabelzahlen auf. Er wird nach der Spielzeit 2017/2018 ins BBL All-First-Team berufen und 2019 Bester Offensivspieler. Derartige Auszeichnungen hatten zuletzt 2006 Anton Gavel und Chuck Eidson für die 46ers gesammelt. Danach gehen Bryants Zahlen zwar schrittweise zurück, es schleichen sich Verletzungen ein, die alte Dominanz fehlt häufiger. Ein letztes ganz dickes Zuckerstück hat Bryant am 7. Dezember 2019 im Heim-Duell gegen Würzburg aber nochmals parat. 19 Punkte, 10 Rebounds und 12 Assists schreibt sich Bryant damals in den Statistikbogen. Es ist das erste und bislang letzte aufgezeichnete Triple-Double im Trikot der 46ers, die am Ende auch das Spiel gewinnen.

Bryants Legende

Ende 2018 bekommt Bryant im Gießener Rathaus feierlich den deutschen Pass überreicht. Die halbe Geschäftsstelle ist zugegen, als der Hüne der damaligen OB Dietlinde Grabe-Bolz schließlich die Han

John Bryant Award-Gewinner (Quelle: Richard Stephan – der Stadtfotograf)

d schüttelt. Vor den anwesenden Journalisten und Fotografen ist er schüchtern wie eh und je. Schon am Wochenende darauf darf er erstmals als Deutscher auflaufen und damit die Rotationsmöglichkeiten seines Coaches erweitern. Für den Familienmensch mit Verwurzelung in München ist der Pass auch persönlich ein ganz großer Schritt.

Großes leistete Bryant auch statistisch. Am Ende fehlten nur 70 Punkte, um es in die Top-10 der jemals für Gießen erzielten Punkte zu schaffen. Dort stehen mit Jan Villwock, Klaus Jungnickel, Thomas Andres und Co. Granden ganz oben, die zu anderen Zeiten unter anderen Bedingungen wesentlich länger für den MTV aufliefen. Bryant gelang dies in wenigen Spielzeiten und „nur“ 122 Einsätzen. Bei den Rebounds und Assists liegen Statistiken für Gießen erst seit Beginn der 90er vor. Entsprechend weit oben ist Bryant, der das Spiel als Center lesen konnte wie kein anderer. Am Ende fehlten schlappe 28 Abpraller auf den Ersten Elvir Ovcina bei den Rebounds und gut 150 Assists auf Thomas Andres bei den Korbvorlagen. Es ist schwer vorstellbar, dass ein anderer Spieler jemals wieder in diese Sphären einbricht.

Danke, Big John.

Text: Sebastian Kilsbach

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