Mit dem 105:84 gegen Kirchheim haben die GIESSEN 46ers die Playoffs erreicht.
Schon wenige Minuten nach dem Match hatten sie sich die vom Office eilends georderten Playoff-Shirts übergestreift. „Erbarme! Die 46ers komme!“, trugen sie den Slogan in weißer Schrift auf schwarzem Untergrund in Anlehnung an den legendären und 1984 erschienen Song der Rodgau Monotones (Erbarmen – zu spät, die Hesse‘ komme‘!) durch die Osthalle. Selbstbewusst. Und vor allem mit Stolz geschwellter Brust. Wozu sie auch allen Grund hatten.
Mit 105:84 (45:42) hatten die GIESSEN 46ers am Sonntagnachmittag am 31. Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA die Bozic Estriche Knights Kirchheim aus der Osthalle gefegt. Überzeugend! Und vor allem mit Superlativen, die es nochmals aufzuzählen lohnt. Denn: Drei Durchgänge vor Hauptrundenende hat der Altmeister die Playoffs erreicht. 105 selbst erzielte Punkte bedeuteten eine neue Saisonhöchstmarke. Ebenso wie die fantastische Dreierquote von 52 Prozent, denn 16 (bei 31 Versuchen) Schüsse aus Downtown fanden ihr Ziel. Da auch 15 der 17 Freiwürfe ins Gästenetz segelten und 27 gegenüber 13 Assists sowie nur neun Ballverluste aller Ehren wert waren, durfte sich Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic in der Pressekonferenz beim Blick auf die Stats beruhigt zurücklehnen.
„Heute bin ich rundherum zufrieden“, freute sich der 58-Jährige nicht nur über den deutlichen Erfolg gegen das Team seines alten Arbeitgebers, sondern auch über 43 Punkte deutscher Spieler, einen grandiosen Auftritt des lange verletzten Aiden Warnholtz sowie den nach der 73:92-Pleite zum Saisonstart im Schwabenland gewonnenen direkten Vergleich, der angesichts von nun vier Siegen mehr auf dem Konto als Kirchheim bei nur noch drei ausstehenden Partien (in Vechta, gegen Tübingen und in Bremerhaven) aber keine Rolle mehr spielt.
„Klar haben wir immer mal wieder auf die Anzeigetafel geschielt, doch das war eher gut für die Moral“, lachte Aiden Warnholtz, der in nur gut 17 Minuten auf dem Parkett fünf Dreier versenkt und 19 Zähler markiert und damit nach seinen 22 Punkten Anfang Februar in Koblenz abermals gezeigt hatte, wie wichtig er für das Team ist. „Als Mannschaft haben wir heute richtig gut funktioniert“, gab der Pointguard aus Ottawa das Lob seines Coaches („Aiden hat eindrucksvoll das gezeigt, was ich von ihm erwarte“) ans Team zurück. Ohne zu vergessen: „Mein Job war auch in Ordnung.“
In die gleiche Kerbe schlug auch Starter Nico Brauner, der im zehnten Spiel nach seiner Rückkehr an die Lahn mit 26 Minuten, 13 Punkten, vier Rebounds und drei Steals eine starke Vorstellung abgeliefert hatte: „Wenn ich das Team führen soll, dann mache ich das auch. Meine Würfe sind gefallen, ich bin zufrieden.“ Der lautstarken Forderung der Stehtribüne, „wir sehen uns im Bier-Express“, wollte der gebürtige Wiesbadener aber dann doch keine Folge leisten. „Ein anderes Mal bestimmt. Aber nun gilt mein ganzer Fokus erst einmal den restlichen Partien.“
In denen die GIESSEN 46ers, die auf den erkrankten Kevin McClain sowie auf den an der Hüfte verletzten Luis Figge verzichten mussten, weiter liefern sollten, um in den Playoffs den Heimvorteil zu behalten. „Wir haben elf gute Profis und damit eine Breite, mit der wir viel erreichen können. Ob ich dann fünf, 15 oder 35 Minuten spiele, ist egal, wenn wir einen Titel holen“, sprühte Roland Nyama mit Blickrichtung auf die K.o.-Runde nur so vor Euphorie. Dass der Nationalspieler Kameruns angefixt war von einer bärenstarken und mit 60:42 gewonnenen zweiten Halbzeit der Seinen, von einer leidenschaftlichen Defense, in der wie immer Kyle Castlin und Viktor Kovacevic die Akzente setzten und den Kirchheimer Scharfschützen wie Braden Norris und Cameron Henry kaum Luft zum Atmen ließen, war ihm nicht zu verdenken. Schließlich bedeuteten seine elf Zähler bei einer hundertprozentigen Quote von hinter der 6,75-Meter-Linie seine zweitbeste Ausbeute seit Ende September.
„Gießen hat groß aufgespielt“, erkannte Ignjatovic-Freund und Kirchheim-Coach Igor Perovic die Überlegenheit der Gastgeber, die damit auch den dritten Großen innerhalb von nur drei Wochen in der Osthalle bezwungen hatten, neidlos an. „Sie hatten viel mehr Aggressivität und Speed als wir.“
Was die 46ers schon von der ersten Minute an demonstrierten. Nur im Anfangsviertel wogte die Führung mehrfach hin und her, ab dem 23:22 durch einen Dreier von Roland Nyama (10.) bekamen die Teckstädter kein Bein mehr auf den Boden. Als Aiden Warnholtz aus dem Nirwana auf 33:23 (12.) stellte und Mladen Vujic einen krachenden Dunk zum 40:29 (15.) abschloss, schien die Frage nach dem Sieger bereits beantwortet zu sein.
Besonders im dritten Viertel gerieten die Schwaben ins Wanken, erlaubten sich das eine Offensivfoul oder den anderen Schrittfehler zu viel, so dass Nico Brauner einen 13:0-Lauf eiskalt zum 61:47 (24.) abschloss. „Rot und Weiß, ein Leben lang“, sangen die Fans und lagen sich in den Armen, als Robin Benzing aufdrehte, erst von weit draußen das 70:56 (27.) eintütete, dann James Graham abräumte, schließlich nochmals einen Dreier zum 91:67 (33.) einschweben ließ und daraufhin Gattin Katharina und Tochter Ainhoa Handküsschen in Block F schickte.
Dass die Stehtribüne schließlich „Gegner und keine Opfer“ sehen wollte, nahm sich Kirchheim in den Schlussminuten zu Herzen, verkürzte mit einem 8:0-Lauf von 76:105 auf 84:105, doch war die Frage nach dem Sieger des Abends zu diesem Zeitpunkt längst beantwortet. Ebenso wie die nach der Kiste mit den Playoff-Shirts, die schnell die Runde machten und selbst von den Anhängern im Fan-Shop noch eilends gekauft wurden.
Gießen: Warnholtz (19), Heyne, Castlin (18), Benzing (12), Maier (7), Nyama (11), Kovacevic (8), Vujic (12), Krajcovic (5), Brauner (13).
Kirchheim: Schwanenberg (n.e.), Norris (14), Dorn (13), Mayer (16), Graham (19), Kolo (2), Aydinoglu (2), Failenschmid (2), Ward, Pickett.
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Kyle Castlin, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic, Nico Brauner.
- Unser Konditions-Wunder: Simon Krajcovic (26:43 Minuten).
- Unser stärkster Rebounder: Viktor Kovacevic (8).
- Unsere erfolgreichsten Passgeber: Simon Krajcovic und Viktor Kovacevic (je 7).
- Unsere höchste Führung: 105:76 (+29), 38. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 13:0 zum 61:47, 25. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 2278 Zuschauer in der Osthalle.
- Unser nächster Auftritt: Sonntag, 13. April (17 Uhr), bei RASTA Vechta II.