Geralds Trainingslager-Tagebuch, Teil 4

Vorlesen:

Servus, heute lest Ihr meinen vorletzten Eintrag aus unserem Trainingslager in Österreich. Zwei aufregende Tage liegen hinter uns. Am Donnerstag war um 8 Uhr Tagwache. Nach dem Frühstück trainierten wir von 10 bis um 12 Uhr in der Halle. Allen Spielern steckte noch die Müdigkeit des Spiels vom Vortag in den Knochen (oder war es nur der Muskelkater vom Musizieren am Mittwochabend?), dennoch wurde – wie wir schon an den vorangegangenen Tagen beobachten konnten – sehr gut und konzentriert gearbeitet.

Nach dem Mittagessen hieß es Packen für eine neue Herausforderung. Leichtes Gepäck wurde von uns Coaches verordnet, soll heißen: Rucksack, Zahnbürste, Handtuch, Reservebekleidung und Regenmantel! Mütze und Handschuhe mussten natürlich auch eingepackt werden, da wir uns in höhere Gefilde begaben und zwar auf die Fölzalm (http://www.bergfex.at/sommer/aflenzer-buergeralm/wandern/759/) auf 1500 Meter Seehöhe. Tja, Stadtbewohner und Flachländer im Hochgebirge. Kann das gut gehen?

Erfreulicherweise war auch Richard Poiger mit von der Partie. Unser Neuzugang war von der österreichischen A-Nationalmannschaft für den Donnerstag und den Freitag freigestellt worden und konnte deshalb an unserer Bergtour teilnehmen. Wir hatten verabredet, dass er am Freitagabend wieder zum Nationalteam nach Wien zurückkehren sollte.

Nachdem wir im Gasthaus meiner Mutter in Aflenz unser Mittagessen eingenommen hatten, wurde es ernst. Glücklicherweise hatte der Wettergott ein Einsehen mit unserer Mannschaft. Den ganzen Tag hatte es wie irre von oben herab gegossen, doch just in dem Moment, in dem wir aus dem Bus ausstiegen und die 800 Höhenmeter in Angriff nehmen wollten, hörte der Regen auf. Nach einer kurzen Einführung von mir zum richtigen Verhalten am Berg begann der Aufstieg auf die Fölzalm.

Wir benutzten einen richtigen Wanderweg. Zunächst ging es durch den Wald, ab einer Höhe von 1200 Metern bekamen unsere Jungs dann links und rechts aber nur noch Felsen zu sehen. Der Anstieg war schon echt anstrengend und steinig. Teilweise war es echt steil, aber niemals wurde es richtig gefährlich. Wir wussten ja, dass es insbesondere für unsere Amerikaner das erste Erlebnis dieser Art war.

Nach einem rund anderthalb- bis zweistündigen Aufstieg durch eine wildromantische Klamm kamen wir schweißgebadet – bei den meisten eher Angstschweiß 🙂 – auf der Alm an. Auf dem Wanderweg hatte sich die Spreu schnell vom Weizen getrennt, in Grüppchen kamen unsere Spieler auf der Alm an. Unsere Amerikaner trudelten eine knappe halbe Stunde nach den bergerprobteren Deutschen auf der Alm ein, wo sie von der Hüttenwirtin Irmi auf das Herzlichste begrüßt wurden. Oben auf der Fölzalm-Hütt’n gibt es nur wenig (solarerzeugten) Strom, kein fließendes Wasser und die Toilette ist ein so genanntes Plumpsklo! Jetzt wissen die Spieler auch, woher der Begriff Donnerbalken kommt :).

Eigentlich war geplant, dass, nachdem wir uns mit einer zünftigen Jause gestärkt hatten, die wagemutigsten von uns noch weiter auf den Fölzstein gehen sollten, der fast 2000 Meter hoch ist. Da es jedoch unmittelbar nach unserer Ankunft wieder zu regnen anfing und der Ausblick nur sehr trüb war, ließen wir das sein. Schade, denn der Blick von dort oben ist bei herrlichem Sonnenschein einfach fantastisch – das muss man einfach mal erlebt haben.

Der Abend in der nicht allzu großen Hütte verlief dann sehr gesellig. Wir hatten viel Spaß miteinander. Nach einem deftigen Essen (Schweinsbraten mit Knödeln und Sauerkraut) klimperte Ed (Nelson) ein wenig auf der Gitarre herum. Ein großes Hallo gab es dann, als der stärkste Spieler der Mannschaft gesucht wurde. Ed und Flo (Hartenstein) traten gegeneinander im Armdrücken an. Wenngleich Ed wirklich sehr kräftig ist, es bleibt dabei, Flo ist unser stärkster Mann.

Etwa gegen halb zwölf waren wir dann allesamt so müde, dass wir uns in das gemütliche Massenbettlager, das im Dachgeschoss der Hütte untergebracht ist, schlafen legten. Auch wenn die Betten für die meisten von uns etwas zu kurz waren und ein lautes Schnarchkonzert durch die Stube dröhnte (auf die wohl vor allem durch den Sauerkraut hervorgerufenen Ausdünstungen will ich hier gar nicht näher eingehen), schliefen wir alle gut. Unsere Physiotherapeutin Antje hatte ein Extrazimmer bekommen und blieb von alledem verschont.

Am nächsten Morgen waren alle ziemlich früh munter – spätestens nach einem lauten Juchzer, den ich runter ins Tal geschickt hatte :). Nach einem wunderbaren Frühstück mit Speck, Ei und frischem selbstgemachten Brot durften wir einen tollen Ausblick auf die Bergwelt genießen, denn der Himmel war tiefblau und die Sonne strahlte. Wirklich herrlichstes Bergwetter, wie in einem Heimat-Kitschfilm. Die Temperatur lag in der Früh bei etwa 7 Grad Celcius.

Um 9.30 Uhr begann dann der zweite Teil unserer Bergtour. Der Übergang zur nächsten Alm und zwar auf die Bürgeralm (http://www.aflenz-buergeralm.at/), im Winter das Skigebiet des Aflenzer Kurortes. Der Übergang führt uns auf cirka 1800 Meter hinauf und dann wieder hinab auf die Bürgeralm. Wir sahen Gemse, Kühe und einige bergsteigeruntypische Bewegungen unserer US-Amerikaner, denn eine Passage, in der es links und rechts ziemlich steil bergab ging, konnten sie nur auf allen Vieren überqueren. Die zweite Tour war zwar etwas länger, aber nicht mehr ganz so anstrengend wie die erste. Für alle waren diese Touren ein tolles Erlebnis, allen hat es Spaß gemacht.

Nach der gut dreistündigen Tour erwartete uns auf der Bürgeralm ein guter Freund von mir, Hans Georg Aigner, der Metzgermeister aus dem Ort, der eine kleine Almhütte besitzt, mit frisch gegrillten Sachen aus seiner eigenen Produktion. Neben dem Grillen wurde eine Runde “genagelt”. Dabei handelt es sich um ein Spiel, bei dem ein Nagel mit der schmalen Seite des Hammers mit so wenig Versuchen wie möglich in ein Stück Holz gerammt werden muss – der Nagel darf dabei natürlich nicht mit den Händen festgehalten werden. Bei aller Bescheidenheit muss ich erwähnen, dass ich aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen bin. Zu unseren Spielern ist zu sagen, dass ihre Zielgenauigkeit beim Basketball auf alle Fälle wesentlich größer ist als beim Nageln.

So gestärkt ging es am Nachmittag mit dem Bus hinunter nach Aflenz. Gerrit (Terdenge), Rouven (Roessler) und Johannes (Lischka) benutzten den Lift. Am späten Nachmittag nahmen wir dann die Busreise nach Wels in Angriff, wo wir ja am nächsten Tag ein Testspiel bestreiten werden. Am Abend kamen wir dort an und checkten sogleich im Hotel ein.

Nachdem ja in den letzen zwei Tagen der gewohnte Luxus ausgeblieben ist, wurden die wieder gewonnenen Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts von unseren Spielern mit Freude aufgenommen. Ach wie schön sind doch Badezimmer mit fließendem Wasser und einem Wasserklosett! Die letzten Tage waren auf jeden Fall Teambildung pur!

Morgen gibts mehr von mir! Dann bekommt Ihr auch noch mehr tolle Bilder von unserer Bergtour zu sehen.

Euer Ass. Coach Gerald Wasshuber

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