Kurz nach Spielende war das Trainergespann der Depant GIESSEN 46ers Rackelos wie gewöhnlich in die Kabine verschwunden. Dort warteten Rolf Scholz und Lutz Mandler auf ihre Schützlinge, um nach dem auch in der Höhe verdienten Sieg über Coburg die neuerliche Playoffqualifikation zu feiern. Das Team hatte die Party aber aufs Parkett vor der Haupttribüne verlegt. Jannis Hahn, der die letzten drei Zähler beigesteuert hatte, stimmte die HUMBA an. 380 Fans in der Sporthalle Gießen-Ost sangen begeistert mit. Scholz und Mandler, die vom Lärm animiert vor die Kabinentür getreten waren, sahen dem bunten Treiben mit kindlicher Begeisterung zu.
Mit dem 12. Sieg in der laufenden Spielzeit geht zugleich das Saisonende aller Rechenschieber in Mittelhessen einher: Auch bei einer Niederlage wäre eine Verkettung anderer Ergebnisse in der ProB nötig gewesen, um den Gießenern den Einzug in die Meisterschaftsrunde noch zu verhageln. Gegen wen es im März dann geht, wird sich aber erst am letzten Spieltag entscheiden. Die Tabellen der Süd- und Nordstaffel liegen unvermindert eng beieinander. Erstes Ziel der Rackelos muss es jetzt sein, mit einem Heimrecht in die erste Playoffrunde zu gehen. Dafür notwendig wäre ein Sieg über die wiha Panthers Schwenningen, die bereits am nächsten Samstag ihre Visitenkarte in der Osthalle abgeben. Spielbeginn ist am 16.02. um 20:00 Uhr. Treten die Rackelos in einer ähnlich souveränen Manier wie am gestrigen Abend auf, haben sie auch gegen die Panthers Chancen auf den Sieg.
Coburgs Kevin Franceschi erzielte zu Spielbeginn das 2:2: Es sollte das letzte Mal bleiben, dass die Anzeigetafel einen ausgeglichenen Spielstand anzeigte. Bis zum 8:13 aus fränkischer Sicht hielt der Tabellenneunte das Spiel offen. Danach war es aber vor allem Lischka, der Max von der Wippel immer wieder alt aussehen ließ und mit 12 Zählern allein im ersten Viertel zur 30:20-Führung beitrug.
Mit einem Monstberblock räumte Alen Pjanic gleich zu Beginn des zweiten Abschnitts dann Daniel Krause beim Zug zum Korb ab. Er setzte damit zugleich den Ton für eine von der Defensive geprägte Phase. Ein Steal sowie ein weiter Block von Pjanic ließen die Fans harten Abwehrbasketballs frohlocken. Auf die nächsten Punkte aus dem Feld mussten die Osthallenbesucher aber bis zur 13. Minute warten. Jordan Williams zweihändiger Dunk bewies, dass sich Geduld manchmal tatsächlich bezahlt macht. Ein Alley-oop-Dunking von Pjanic sorgte für weitere Jubelstimmung in der Osthalle. Mit einem tiefen Dreier hielt Dino Dizdarevic seine Farben jedoch auf Tuchfühlung (25:34, 15.). Da sich Bjarne Kraushaar in dieser Phase sein drittes Foul einhandelte und ausgewechselt wurde, drohte das Momentum zu kippen. Pjanic ließ jedoch keinen Zweifel am Siegwillen der Rackelos aufkommen und vollstreckte mit einem selbst für seine Verhältnisse energiegeladenen Dunk im Fastbreak. Lischka sprengte kurz darauf die Zonenverteidigung des BBC, die Sand ins Getriebe der Gießener gestreut hatte. Thomas Tshikaya tat es ihm aus der Mitteldistanz gleich (30:41, 19.). Ein frecher Touchdownpass von Chase Adams auf Dizdarevic zwei Sekunden vor dem Ende sorgte aber dafür, dass die Nummer 30 der Franken auf 34:46 verkürzen konnte.
Nach dem Seitenwechsel ließen die Mittelhessen gerade defensiv nicht nach und sorgten reihenweise dafür, dass Coburg schwere Würfe aus der Dreipunktedistanz nehmen musste. Diese fanden zu selten ihr Ziel, weshalb Pjanic und Leon Okpara, der mit 18 Punkten und 10 Rebounds ein Double-Double perfekt machen sollte, auf 52:41 erhöhten. Tim Köpple, der für den foulbelasteten Kraushaar übernahm, brachte viel Energie aufs Parkett und staretete eine Sturm-und-Drang-Phase der Rackelos per Tip-in zum 54:41. Die 46ers spielten sich in einen waschechten Rausch, der sie binnen weniger Minuten auf 67:49 enteilen ließ. Ein Dreier von Tim Uhlemann nach schöner Passstafette war nur eines von vielen Highlights in einer Phase, in der die Rackelos auf beiden Seiten des Feldes enormen Druck ausübten und Coburg jede Chance auf ein Comeback verwehrten.
Obwohl die Gäste im Schlussviertel defensiv nochmal zulegten, ließen sich die Hausherren den Sieg so nicht mehr nehmen. Zu selten brachten die Franken ihren Gegner in Verlegenheit, etwa als Franceschi ein Mismatch gegen Williams clever ausnutzte. In aller Regel löteten die Gäste aber erfolglos aus der Distanz auf den Korb (6/27), weshalb das Spiel nach Dreiern von Okpara (77:57) und Tshikaya (86:67, 38.) nie zu kippen drohte. Als mit Jannis Hahn und Lucas Mayer zwei Youngster eingesetzt wurden, standen die Depant GIESSEN 46ers Rackelos längst als Sieger fest. Hahn ließ es sich trotzdem nicht nehmen, per Dreier den besagten Endstand herzustellen.
Während Gießen damit den sechsten Sieg in Folge feierte, müssen die Coburger nach drei Niederlagen in Folge um die Playoffqualifikation strampeln. Vom rettenden Ufer trennen sie allerdings nur zwei Zähler.
Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Kompliment an die Mannschaft, die heute vielleicht eines ihrer besten Saisonspiele gezeigt hat. Einer der Schlüssel zum Sieg war unsere starke Verteidigung. Zudem haben wir den Ball im Angriff zum Teil gut bewegt. 19 Assists sprechen hier für sich.“
Depant GIESSEN 46ers – BBC Coburg 91:68 (46:34)
Viertelergebnisse: 30:20, 16:14, 24:18, 21:16
Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Lucas Mayer, Bjarne Kraushaar (3), Tim Köpple (9), Jordan Williams (4), Daniel Thurau, Alen Pjanic (12), Tim Uhlemann (5), Leon Okpara (18), Johannes Lischka (23), Thomas Tshikaya (14), Jannis Hahn (3)
BBC Coburg: Chase Adams (10), Yasin Turan, Daniel Krause, Kevin Franceschi (18), Chris Wolf (10), Max von der Wippel (4), Andy Rico (1), Steffen Walde (11), Dino Dizdarevic (8), Matthias Fichtner (6)