„Im Vergleich zum Hinspiel sind wir eine andere Mannschaft“, meinte Denis Wucherer, Coach der GIESSEN 46ers, absolut positiv im Hinblick auf das Auswärtsspiel seiner Mannschaft am kommenden Samstag (19:30 Uhr) bei den ETB Wohnbau Baskets Essen. Die Nordrhein-Westfalen konnten die Hinrunden-Partie in Gießen knapp mit 80:78 für sich entscheiden, sind seitdem aber etwas aus dem Tritt gekommen. Umgekehrt ist die Situation bei den 46ers, die auch in der kommenden Begegnung den zweiten Tabellenplatz behaupten wollen. So treten die Mittelhessen mit einer großen Portion Selbstvertrauen, keineswegs aber mit Übermut, die Reise in den Westen an.
Nach der Hinspiel-Niederlage schienen sich die Essener Korbjäger auf dem ersten Verfolgerplatz hinter den Baskets aus Würzburg festzusetzen. Doch es kam anders als erhofft, denn es folgten seitdem lediglich drei Siege aus neun Spielen. Die Korbjäger von Coach Igor Krizanovic verloren den Anschluss an die Tabellenspitze und rangieren aktuell auf dem siebten Tabellenplatz der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Nicht ganz unbeteiligt daran ist die Verletzungsmisere, zudem musste mit Marques Oliver der beste Rebounds das Team verlassen, stattdessen wechselten Logan Stutz (kam aus Baunach) sowie Nick Oudendag (Holländischer Nationalspieler) in das Ruhrgebiet.
„Sollten alle am Start sein, dann haben sie in Korbnähe fünf qualitativ hochwertige Spieler und genauso viele Guards“, blickt Wucherer auf den Kader des kommenden Gegners. „Inwiefern die Neuen das Spiel verändern, können wir natürlich nicht sagen. Sie hatten jetzt aber eine ganze Woche lang Zeit, um die Spieler einzuarbeiten. Da wird sicher etwas passieren, was wir noch nicht gesehen haben. Prinzipiell wissen wir aber, was auf uns zukommt.“
Die Hauptlast im Angriff der ETB-Mannschaft liegt trotz der starken Insidespieler auf den kleineren Positionen. Chris Alexander (19.6 Punkte, 5.0 Assists) und Marco Buljevic (12.2 Punkte) sind die gefährlichsten Akteure und sorgten auch im Hinspiel mit 19 bzw. 23 Zählern für Furore. „Dazu haben sie mit Gary Johnson einen weiteren erfahrenen ProA-Aufbauspieler und mit Thomas Baudinet einen sehr guten Schützen. Sie sind auf allen Positionen tief und mit Qualität besetzt.“ Dreh- und Angelpunkt ist aber sicherlich Alexander, „der die offensive teilweise alleine trägt.“
Blickt man auf die Statistik im Ligavergleich, fällt vor allem auf, dass sich zwei der drei besten Balldiebe der ProA gegenüberstehen werden. Während Essen im Schnitt 8.5 Steals pro Partie ergattert, sind es bei Gießen minimal mehr (8.6). Bemerkenswert ist aber vor allem die statistische Reboundschwäche beider Mannschaften. Essen ist das schwächste Reboundteam (33.3), die 46ers rangieren in diesem Ranking auf Rang 14 (34.7) „Das hängt natürlich auch immer ein bisschen von der Trefferquote ab, denn wenn viel vorbeigeworfen wird, wird irgendwer sich den Rebound holen.“ Aufgrund der ordentlichen bis guten Wurfquoten also kein Grund zur Beunruhigung.
Dennoch: „Im Hinspiel hat uns Essen am offensiven Brett wehgetan und einfach zu viele Punkte aus zweiten Chancen erzielt. Das werden wir mit unseren Jungs besprechen. Da müssen wir besser dagegenhalten, besser ausblocken und das defensive Brett kontrollieren. Sonst wird es schwer“, ist sich der Coach sicher.
Doch der ehemalige Nationalspieler und, zumindest in seiner aktiven Zeit, ausgewiesene Offensivfachmann erfreut sich an einer Entwicklung im Offensivspiel seiner Truppe, die man im Vergleich zur Hinrunden-Begegnung der Teams beobachten kann. „Im Videostudium des Hinspiels haben wir gesehen, dass da teilweise offensive Entscheidungen getroffen wurden, die zum Haare raufen waren. Da sind wir cleverer und stabiler geworden. Die Basis wird aber wieder die Verteidigung sein. Wenn wir Essen kontrollieren und in den 60ern oder 70ern halten, dann haben wir aufgrund unserer verbesserten Offensive eine gute Chance, dort zu gewinnen.“
Während Benjamin Lischka in den vergangenen beiden Spielen geschont wurde, sollte seinem Einsatz am Samstag nichts im Wege zu stehen. „Er scheint körperlich einigermaßen fit zu sein“, so Wucherer. Bei Besnik Bekteshi hingegen ist die Situation etwas unklarer. „Besnik macht im Training teilweise mit. Wir müssen aber auch schauen, dass er nicht zu viel macht. Heute hat er deswegen wieder eigene Übungen und Reha gemacht. Die Hoffnung ist aber, dass er, falls Not am Mann ist, ein paar Minuten spielen kann.“