Einen Basketball-Krimi bekamen rund 600 Besucher beim ersten Saisonheimspiel des LTi LICH gegen den FC Bayern München zu sehen. Lich lag drei Minuten vor dem Ende mit 83:76 in Führung, unterlag dem ambitionierten Liganeuling letztlich aber doch knapp mit 86:89. Jesse Bunkley hatte acht Sekunden vor dem Ende die Chance zum 87:87 auszugleichen, traf seinen Distanzwurf auch, stand dabei jedoch mit einem Fuß auf der Dreierlinie, so dass es nur zum 86:87-Anschluss reichte.
Dem Licher Aufgebot gehörte auch Johannes Lischka von den LTi GIESSEN 46ers an. Der 21-jährige Forward, in der vergangenen Saison Topscorer des LTi LICH in der ProA wollte sich in dieser Saison eigentlich ausschließlich auf sein Erstliga-Engagement in Gießen konzentrieren, hatte sich aber bereit erklärt, in der augenblicklich schwierigen Situation auszuhelfen. Lischkas dominanter Auftritt war dann auch einer der Hauptgründe dafür, dass Lich den Bayern, die Mitte September mit einem Testspielsieg gegen den Erstligisten Bamberg aufhorchen ließen, nicht nur Paroli bieten konnte, sondern fast über die gesamte Spielzeit der Begegnung hinweg in Führung lag.
Nach einem Vier-Punkt-Spiel (Dreier + Freiwurf) von „Jo“ Lischka, für den am Ende 27 Punkte, 13 Rebounds und sechs Assists notiert wurden, lag Lich in Minute acht mit 14:10 vorne, ehe die schwächste Phase der Gastgeber in der Partie zu einem 11:0-Lauf des mit vier US-Amerikanern angereisten FCB und zu einem 14:21-Zwischenstand nach Viertel eins führte.
Um ein Vielfaches schlimmer war aus Sicht der Bierstädter jedoch die Tatsache, dass sich Richard Poiger eine halbe Minute vor dem Viertelende mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden der Dietrich-Bonhoeffer-Halle krümmte. Der österreichische Forward war bei einer Drehbewegung mit dem Knie umgeknickt, musste von seinen Kollegen vom Feld getragen werden und kehrte nicht mehr auf das Parkett zurück. In den nächsten Tagen wird eine MRT-Untersuchung Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben.
Das zweite Viertel ging eindeutig an die Mannen aus dem Herzen der Natur, die nun so etwas wie ein Offensivfeuerwerk abbrannten. Die Penetrationen des flinken und wendigen LTi-Flügelspielers Jesse Bunkley konnten die Gäste in dieser Phase ebenso wenig stoppen wie die Moves von Johannes Lischka in der FCB-Zone. Nach einem Anspiel seines Bruders brachte der 19-jährige Benni Lischka die Gastgeber per Lay-up wieder mit 22:21 in Front (13.), wenig später sorgte der gut aufgelegte jüngere der beiden Lischka-Brüder mit einem Dreier für das 31:29 (16.). Nach dem 37:35 setzte sich Lich auch dank tatkräftiger Mithilfe des Gegners bis zur Pause auf 46:37 ab. Stuart Robbins kassierte ebenso ein technisches Foul (zugleich sein viertes persönliches) wie Kelvin Parker, der sein „T“ nach Ablauf der ersten 20 Minuten erhielt – die fälligen Freiwürfe durfte „Jo“ Lischka aber erst unmittelbar vor Beginn der zweiten Hälfte einnetzen (48:37).
Beim 51:39 (Bunkley-Dreier, 21.) und 53:41 (Freiwürfe von Jo Lischka, 22.) hatten die Hausherren die höchste Führung im gesamten Spiel inne. Doch als die Münchener auf eine 2-3-Zonenverteidigung umstellten und die Licher Angriffe dadurch ins Stocken gerieten, nutzten das die offensiv nur schwer auszurechnenden Bayern aus, um wieder auf Tuchfühlung zum LTi-Team zu kommen. Unter anderem zwei Dreier von Seth Engelken und der in Nähe des Licher Korbes kaum zu stoppende Bayern-Forward Jamar Howard sorgten dafür, dass der Aufsteiger beim 59:58 (26.) wieder den Anschluss gefunden hatte.
Es lag zum einen an der Freiwurfschwäche der Gäste (1 von 6 zwischen Minute 26 und 28, im ganzen Spiel 20 von 33), andererseits am jetzt immer stärker auf sich aufmerksam machenden Jannik Freese (am Ende 21 Punkte und neun Rebounds), dass Lich in dieser Phase nicht in Rückstand geriet und die Führung nach einem weiteren Dreier von Benni Lischka gar wieder auf 79:71 ausbauen konnte (35.).
Nach einem Mitteldistanztreffer von Freese betrug der Vorsprung sieben Zähler (83:76/37.). Zum Sieg sollte das jedoch nicht reichen. Nach einem unsportlichen Foul gegen Rolf Scholz, Ballverlusten von Bunkley und Jo Lischka und nur einem von zwei verwandelten Freiwürfen von Freese brachte Guard Tim Morris die Gäste von der Isar eine Minute vor Schluss mit 85:84 in Führung.
27 Sekunden vor dem Ende schien nach einer vergebenen Offensivaktion und einem unsportlichen Foul des Licher Neuzugangs Thomas Tripp beim folgenden Schnellangriff der Bayern schon so gut wie alles vorbei zu sein für die Bierstädter, doch Howard traf nur einen von zwei Freiwürfen (84:86) und anschließend verlor Kelvin Parker den Ball noch in der Bayern-Hälfte gegen Rolf Scholz. Letzterer versuchte daraufhin einen Lay-up, der aber vom Ring wieder zurück ins Feld sprang. Scholz sicherte sich den Offensivrebound, bediente den von hinten herangestürmten Bunkley, dem aber bei 17 Sekunden Restzeit ein Schrittfehler unterlief.
13 Sekunden vor der Sirene hatte Howard an der Freiwurflinie die Chance, sein Team auf vier Punkte davonziehen zu lassen, doch wiederum flutschte nur einer von zwei Versuchen durch die Reuse (84:87). Daraufhin hatte Lich nach einer von Coach Alex Biller beantragten Auszeit bei der eingangs erwähnten Angriffsaktion von Bunkley Pech, dass dessen Wurf nicht „für drei“ zählte. Eine ganz knappe Entscheidung, vielleicht hatte der vordere Zentimeter von Bunkley’s Schuh tatsächlich die Dreierlinie berührt. Nach dem anschließenden schnellen Foul an Parker zeigte der 26-jährige US-Point Guard der Bayern vier Sekunden vor dem Ende keine Nerven und traf zum 89:86-Endstand.
Punkteverteilung:
LTi LICH: Scholz (1), Klassen (3), Perl (n.e.), Johannes Lischka (27), Tripp (2), Poiger (4), Benjamin Lischka (12), Bunkley (16), Freese (21), Michalowicz (0).
Bayern München: Rotim (0), Parker (19), Howard (24), Lang (3), Buse (14), Mangold (n.e.), Morris (9), Schütz (n.e.), Robbins (4), Engelken (11), Hübner (5).