LTi 46ers besiegen den Meister

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Ach, war das ein herrlicher Basketballabend. Wer am Samstag nicht zum Gastspiel des amtierenden deutschen Meisters aus Oldenburg in die Sporthalle Ost gepilgert war, hat definitiv etwas verpasst. Vor 3320 Basketballfans schlugen die LTi GIESSEN 46ers eine Woche nach dem Sieg gegen die Artland Dragons auch die EWE Baskets Oldenburg mit 78:73 (33:39). Und das, obwohl mit Maurice Jeffers ein Leistungsträger grippekrank fehlte.

Vor den eigenen Fans, die sie zuletzt zu zwei Heimsiegen in Folge getragen hatten, machten die LTi 46ers schnell klar, dass sie sich auch durch den Ausfall von Jeffers, der zu Hause das Bett hüten musste, nicht von ihrem Aufwärtstrend abbringen lassen wollten. Die in der Formation Williams, Teague, Lischka, Johnson und Kohlmaier in die Partie gestarteten Mittelhessen spielten von Beginn an entschlossen und couragiert mit und lieferten sich mit dem Euroleague-Teilnehmer ein packendes Duell auf ansehnlichem Niveau. Bei den Gästen blitzte zunächst immer wieder die individuelle Klasse von Spielern wie Rickey Paulding, Je’Kel Foster oder Bryan Bailey auf. Mitte des ersten Viertels lagen die Huntestädter auch mit 14:7 vorne (5.), doch die Gießener Fünf hielt mit nimmermüdem Einsatz immer dagegen und profitierte auch davon, dass die Oldenburger offensiv mitunter fahrig wirkten und bei weitem nicht alle vermeintlich einfachen Wurfchancen in Zähler ummünzen konnten. Spätestens als nach einer schönen Einzelleistung von David Teague zum 15:16 in der zehnten Minute auch die ersten Punkte für den abwechselnd von Foster oder Paulding hauteng bewachten derzeitigen Beko BBL-Topscorer notiert werden konnten, war klar, dass mit den 46ers an diesem Abend wieder zu rechnen war.

Erstaunlicherweise war es nicht der in den ersten Wochen der Saison überragend aufgelegte, gegen Oldenburg mit neun Zählern (4 von 18 aus dem Feld) aber erstmals in dieser Spielzeit unter seinen Möglichkeiten gebliebene Teague, sondern andere Spieler aus der Truppe von Cheftrainer Vladimir Bogojevic, die ihrem Team im Verlauf der Begegnung den Weg in Richtung Saisonsieg Nummer drei wiesen. Etwa Stevan Tapuskovic: Der serbische Flügelspieler nutzte seine Chance, lieferte auf beiden Seiten des Feldes eine beherzte und für seine 20 Jahre erstaunlich routinierte Vorstellung ab, die von Bogojevic mit einer rund 26-minütigen Einsatzzeit belohnt wurde. Tapuskovic hatte immer ein Auge für den besser postierten Teamkollegen und brachte seine Gegenspieler mit seinen offensiven Aktionen (zweimal netzte er per “Floater” ein, der erste zum 22:24/14.) mehrmals ins Grübeln.

Unter den Brettern gefiel besonders Jannik Freese. Von seinen Mitspielern, die den Ball im Angriff konsequent und mit viel Tempo nach innen zu bewegen versuchten, ein ums andere Mal gut in Szene gesetzt, suchte der Center der LTi 46ers gegen die lange Garde der Baskets um Ex-NBA-Center Ruben Boumtje-Boumtje immer wieder mutig den Abschluss; 14 Punkte, vier Rebounds und vier gezogene Fouls in etwas mehr als 18 Minuten Präsenz auf dem Feld waren der Lohn für den gebürtigen Oldenburger. Johannes Lischka (diesmal Topscorer mit 15 Punkten in 18 Minuten) verkörperte einmal mehr idealtypisch die Abteilung Attacke, zog ohne Rücksicht auf Verluste zum gegnerischen Brett und auf diese Weise fünf Fouls, so viele wie kein anderer auf Seiten der 46ers.

Nach der Hervorhebung dieses Trios darf eine Würdigung aller übrigen beteiligten 46ers-Spieler jedoch nicht fehlen, denn letztlich war es eine konzentrierte und kämpferisch tolle Vorstellung des gesamten Teams, die den Weg zum Heimerfolg gegen die im bisherigen Saisonverlauf der Beko BBL erst zweimal besiegten Norddeutschen ebnete. 17 Assists, eine mit 39:36 gewonnene Reboundbilanz und sechs Akteure zwischen acht und 15 Punkten waren Ausdruck der starken Kollektivleistung einer vom immer besser in Fahrt kommenden Aufbauspieler Austen Rowland umsichtig geführten Gießener Mannschaft. Einziger Wermutstropfen: Bei Lorenzo Williams machte sich im Verlaufe der Begegnung wieder jene Sprunggelenksverletzung bemerkbar, durch die der Spielgestalter in dieser Saison schon vier Partien verpasste – ab der 23. Minute (37:45) musste Williams dauerhaft auf der Bank Platz nehmen.

Von dort aus sah der US-Spielmacher ab dem 40:50 (24.) ein LTi 46ers-Team, das die Zuschauer in der Folge in Verzückung versetzte und teilweise Zauber-Basketball bot. Als Kevin Johnson in Minute 33 bei einem Fastbreak Johannes Lischka mit einem hinter dem Rücken gespielten Pass bediente und der Nationalspieler daraufhin spektakulär per Slam Dunk zur 60:59-Führung vollendete, glich die Sporthalle Ost einem Tollhaus. Ein Dreier von Stevan Tapuskovic zum 65:59 (35.) sorgte für die letzten Zähler eines 14:0-Laufs der sich in dieser Phase in einem Spielrausch befindlichen Heimmannschaft.

Die in einigen Angriffssequenzen des letzten Viertels überraschend hilflos wirkenden Oldenburger verknappten den Rückstand durch erfolgreiche Dreipunktewürfe von Bailey und Foster nochmal auf einen Punkt (69:70), doch der Siegeswille der von den Fans fantastisch unterstützten Hausherren (im letzten Viertel hielt es niemanden mehr auf den Sitzen) war zu stark. Ein aus dem dritten Ballgewinn von Stevan Tapuskovic resultierender Fastbreak-Lay-up von David Teague sowie ein Mitteldistanztreffer von Kevin Johnson zum 74:69 rund 50 Sekunden vor der Schluss-Sirene sorgten vorentscheidend dafür, dass nach Spielende eine grandiose Party-Stimmung in der Osthalle herrschte.

Punkteverteilung LTi 46ers: Jacovic (n. e.), Williams, Johnson (10), Schläfer (n. e.), Kohlmaier (8), Lischka (15), Rowland (5), Weber, Teague (9), Freese (14), Tapuskovic (13), Werner (4).

Beste Punktesammler bei EWE Baskets Oldenburg: Foster (15), Bailey (14), Paulding (11), Perkovic (10).

Scouting

Trainerstimmen:

Vladimir Bogojevic (LTi 46ers): „Ich freue mich über den Sieg und darüber, dass wir – auch wenn es sich langweilig anhört – zum wiederholten Male eine mannschaftlich geschlossene Leistung gezeigt haben. Vor allem deshalb, weil uns das Ganze ohne Moe (Jeffers) gelungen ist, der unserem Spiel Stabilität verleiht, und David Teague heute nicht das Wurfglück wie in den letzten Spielen hatte. Ich freue mich auch über die Intensität und die Energie, die wir heute an den Tag gelegt haben. Ich hatte das Gefühl, dass wir immer im Spiel gewesen sind, auch wenn wir die ersten drei Viertel verloren haben. Das war unsere beste Teamleistung in dieser Saison, teilweise war unser Spiel richtig schön anzusehen. Lorenzo (Williams) hat heute auch deshalb nicht so lange gespielt, weil seine alte Verletzung in schwächerer Form wiederaufgetreten ist. Wir hoffen, dass das schnell besser wird und wir ab Montag im Training auch wieder auf Moe zurückgreifen können. Austen (Rowland) hat das Team heute aber gut geführt. Er stand immer richtig und hatte einen guten Tag erwischt, so dass wir das kompensieren konnten. Stevan (Tapuskovic) hat heute bedingt durch die personellen Umstellungen seine Chance bekommen und diese gut genutzt. Das freut mich für ihn, denn er hat im Training gut an sich gearbeitet.“

Predrag Krunic (EWE Baskets Oldenburg): „Gratulation an Gießen und Vladi (Bogojevic) zu einem guten Spiel und einem verdienten Sieg. Die Gießener Mannschaft hat gezeigt, wie gefährlich sie ist, erst recht mit dieser starken Zuschauerunterstützung im Rücken. Wir haben im letzten Viertel die Kontrolle über das Spiel verloren, auch durch nachlassende Konzentration einige schlechte Entscheidungen im Angriff getroffen, schlechte Pässe gespielt und dem Gegner damit einfache Punkte ermöglicht. Gießen hatte dann defensiv wie offensiv einen guten Rhythmus, und für uns war es schwierig zu gewinnen. Dass wir am Mittwoch in Athen gespielt haben und wir somit etwas weniger Vorbereitungszeit auf das heutige Spiel gehabt haben als unser Gegner, ist sicher ein Vorteil für Gießen gewesen, aber wir müssen mit diesem Rhythmus leben.“

Foto-Galerie

Bilder: Mediashots Werbefotografie.

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