Beim 97:68-Erfolg über die Dresden Titans ist der Flügelspielerder GIESSEN 46ers endlich in der Saison angekommen.
„Make some noise“. Jene Pappschilder, die bisweilen in US-Fernsehshows hochgehalten werden, um das Publikum aus seiner Lethargie zu befreien, hat die Osthalle nicht nötig! Denn schon während, erst recht aber nach dem 97:68 (44:32)-Erfolg der GIESSEN 46ers über die Dresden Titans feierte die Stehtribüne, als gäbe es kein Morgen mehr. „Luis Figge ist der beste Mann …“ sangen, sprangen und klatschten die Anhänger, als sich der Held des Abends nach dem Interview von Sportdeutschland.TV leicht verspätet zur Ehrenrunde aufmachte.
Hier ein Selfie, da ein Schulterklopfen. Hier eine Umarmung, da ein Autogramm: Der 27-Jährige genoss das Bad in der Menge sichtlich. „Offenbar ist bei mir endlich der Knoten geplatzt“, freute sich der gebürtige Korbacher ausgelassen „über das Vertrauen, das mir unser Coach geschenkt hat.“ Neun Punkte in endlich mal gut 16 Minuten Spielzeit bei einer hundertprozentigen Quote aus der Nahdistanz, ein Steal, ein Assist und ein Rebound, vor allem aber jede Menge Energie und Leidenschaft sprachen für den Flügelspieler, der nach eigener Aussage „angekommen“ ist in einer Spielzeit 2024/25 der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA, die zunächst einmal eine zweiwöchige Länderspielpause vorsieht. „Leider, ich hätte am liebsten weitergemacht“, hat Luis Figge mittlerweile Tuchfühlung aufgenommen zu einer Saison, die sich auch für den Altmeister bei nun 7:3-Siegen sehen lassen kann.
„Einige der Favoriten haben überraschend verloren, die Liga ist eng. Nur wenn du bei jeder Begegnung deine Top-Leistung abrufst, hast du auch eine Chance“, war Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic glücklich darüber, dass seine Jungs, die er in einen Kurzurlaub schickte, ehe am Mittwochabend die nächste Einheit auf dem Programm steht, „mit einem guten Gefühl ein paar Tage ausspannen können.“ Oder aber, wie im Falle von Simon Krajcovic (mit der Slowakei) und Roland Nyama (mit Kamerun), „erhobenen Hauptes“ zu Länderspieleinsätzen reisen werden.
„Wir waren hochkonzentriert und haben von Anfang an keine Zweifel daran gelassen, wer die Partie am Ende gewinnen wird“, zeigte sich Center Mladen Vujic glücklich über einen gelungenen Start, der die 46ers nach einem Dunk seines serbischen Landsmannes Viktor Kovacevic nach eigenem Steal schon nach sieben Minuten mit 16:6 in Führung liegen sah. Beim 34:20 (13.) durch Roland Nyamas Energieleistung betrug der Vorsprung erstmals 14 Punkte. Als sich Kovacevic eilends mitten in der Partie in Richtung Toilette verabschieden musste, lagen die Hausherren schon mit 18 Zählern (53:35) in Front. Sie hatten die ersatzgeschwächten Gäste von der Elbe, die auf Daniel Kirchner, Sebastian Heck und Wes Dreamer verzichten mussten, aber noch immer nicht entscheidend beeindruckt.
„Ich bin echt stolz auf meine Jungs, die 30 Minuten lang mitgehalten und trotz unserer schlimmen personellen Situation nie aufgegeben haben“, wusste Gästetrainer Fabian Strauß, dass Gießen erst im mit 29:13 gewonnenen Schlussviertel den Deckel drauf machte. Weil die Hausherren Titanen-Topscorer Matthew Ragsdale zu null Punkten (bei zehn Versuchen) degradiert hatten. Weil Viktor Kovacevic hundertprozentig aus dem Feld traf und zu seinen am Ende 20 Punkten auch noch elf Rebounds zum ersten Double-Double in dieser Saison beisteuerte. Weil Jonathan Maier und Mladen Vujic unter beiden Körben arbeiteten wie die Berserker. Weil Robin Benzing und Simon Krajcovic mit Übersicht bestachen. Weil Roland Nyama sich bei Nationalcoach Alfred Aboya nachhaltig in Erinnerung brachte. Und weil auch Viktor Ziring und Kai Müsse Minuten bekamen, da den Gästen laut Fabian Strauß „am Ende etwas die Puste ausgegangen“ war.
Zwei Dreier von Simon Krajcovic zum 74:58 (32.) zogen Dresden endgültig den Stecker, ehe Luis Figge aufdrehte und all seine neun Punkte in den Schlussminuten besorgte. Ein Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Marke durch Viktor Ziring zum 97:66 bedeutete die höchste Gießener Führung des gesamten Samstagabends. Der 97:68-Erfolg war am Ende hochverdient und gleichzeitig die fünfte Niederlage für Titans-Coach Fabian Strauß in Gießen in Serie. „Was soll ich machen? Es ist trotzdem immer wieder schön, in der stimmungsvollen Osthalle zu spielen“, wollte der 31-Jährige nicht den Stab brechen über seine Mannschaft, die nach seiner Aussage „bei einem der Top-Teams der Liga“ verloren hatte.
Dass die derzeit prächtige Verfassung der 46ers in der Stadt noch nicht bei allen angekommen ist, ärgerte indes „Frenki“ Ignjatovic. „Mir fehlt derzeit die Vorstellung, wie wir die Halle vollbekommen sollen“, waren gut 1800 Besucher abermals keine Zahl, mit der die Verantwortlichen zufrieden sein konnten. „Soll ich künftig mit nacktem Oberkörper an der Seitenlinie stehen? Wollen wir so die Fans locken?“, fand der Serbe trotz des zweithöchsten Saisonsieges noch ein Haar in der Suppe. „Wir sind erfolgreich, wir befinden uns noch nicht in der Adventszeit. Wir haben an einem Abend gespielt, an dem rund um uns nicht viel los war“, zuckte Ignjatovic in der Pressekonferenz ein wenig ratlos die Schultern. Wohl wissend, dass er mit seinem Team vor der Länderspielpause alle Hausaufgaben erledigt hat …
Gießen: Ziring (3), Castlin (7), McClain (9), Benzing (6), Maier (10), Figge (9), Müsse, Nyama (9), Kovacevic (20), Vujic (10), Krajcovic (14).
Dresden: Sapwell (15), Bertone (11), Briesemeister, Schmikale (21), Zerner (8), Ragsdale, Kayser (10), Kupke (3), Dimitrov.
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Kyle Castlin, Jonathan Maier, Roland Nyama, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
- Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (30:28 Minuten).
- Unsere stärksten Rebounder: Viktor Kovacevic (11).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Kevin McClain (4).
- Unsere höchste Führung: 97:66, 40. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 10:0 zum 81:58 (34.).
- Unsere emotionalen Beobachter: 1817 Zuschauer in der Osthalle.
- Unser nächster Auftritt: Samstag, 30. November, 19.30 Uhr bei den VET-CONCEPT Gladiators Trier.