Es waren schöne Szenen, die sich nach dem Ende der Beko BBL-Partie zwischen dem BBC Bayreuth und den LTi 46ers im Gießener Fanblock abspielten. Jannik Freese und Elvir Ovcina gaben auf der Trommel den Takt vor, Anthony Smith und Chase Griffin lagen sich mit zahlreichen Fans in den Armen und Michael-Hakim Jordan ballte die Fäuste, reckte sie gen Hallendecke und brüllte aus Leibeskräften zusammen mit den 150 mitgereisten 46ers-Anhängern “Gießen, Gießen”.
Die 46ers jubeln wieder. Endlich. Mit dem 86:82 (15:25/37:42/62:60)-Auswärtserfolg in der Oberfrankenhalle beendeten die Mittelhessen am Sonntagnachmittag eine Serie von 13 Pflichtspielniederlagen in Folge und feierten einen ungemein wichtigen Sieg gegen einen direkten Kontrahenten im Kampf gegen den Abstieg aus der Beko Basketball Bundesliga. Nach dem 73:67-Hinspielsieg sicherten sich die 46ers mit dem vor 3400 Zuschauern zustande gekommenen Erfolg auch den direkten Vergleich mit dem Tabellen-17.
„Wir haben einen schwachen Start erwischt, uns dann aber in die Partie zurückgekämpft. Am Ende hat Michael Jordan wichtige Körbe für uns erzielt. Er hat heute gezeigt, warum wir ihn verpflichtet haben. Es war aufregend, die Zuschauer haben ein großes Basketballspiel gesehen, das eigentlich keinen Verlierer verdient hatte. Wir müssen nun in den nächsten Wochen nachlegen und dafür sorgen, dass der heutige Sieg ein wertvoller bleibt“, resümmierte LTi 46ers-Cheftrainer Steven Key in der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Zwei Stunden zuvor war der 42-jährige US-Amerikaner, der Mitte der 90er Jahre für Bayreuth gespielt hatte, von den BBC-Fans bei den Mannschaftsvorstellungen mit einem warmen Applaus begrüßt worden. Beide Teams boten einen Debütanten in der Startaufstellung auf. Während auf Seiten der LTi 46ers der vor einer Woche verpflichtete Spielmacher Michael-Hakim Jordan beim Sprungball auf dem Feld stand, beorderte BBC-Cheftrainer Andeas Wagner den in dieser Woche unter Vertrag genommenen Combo Guard Drew Neitzel, der in der Beko BBL schon für die Teams aus Quakenbrück und Trier spielte, in die Starting Five. Giorgi Gamqrelidze war aufgrund der Deutschen-Quote diesmal nicht im Gießener Aufgebot, Bayreuth musste auf den verletzten Koko Archibong verzichten.
In aufgeheizter und lautstarker Atmosphäre entwickelte sich eine intensiv geführte Begegnung, in der die Gießener Fünf dem massiven Druck, dem sie sich in den ersten Minuten auf beiden Seiten des Feldes ausgesetzt sah, zunächst nur wenig entgegenzusetzen hatte. Zudem waren Elvir Ovcina und Zachery Peacock bereits nach wenigen Minuten mit je zwei persönlichen Foul belastet. Zwar konterten die in ihren schwarzen Auswärtstrikots aufgelaufenen 46ers den 2:5-Start (2. Minute) und gingen durch einen Jordan-Dreier mit 9:7 in Führung (4.). Anschließend zogen die Gastgeber jedoch auf 24:11 (9.) davon – BBC-Center Jared Reiner hatte bis dahin bereits neun seiner am Ende 19 Punkte erzielt.
Begleitet von lautstarken “Gießen, Gießen”-Schlachtrufen ihrer Fans kamen die Gäste anschließend besser ins Spiel. Ins zweite Viertel starteten die 46ers mit einem 6:0-Lauf, der Rückstand war auf vier Punkte geschrumpft (21:25/12.). Mit tollem Teamplay, das am Ende zu einer starken Trefferquote aus dem Feld (61 Prozent) führte, und einer engagierten Verteidigungsarbeit blieb die Gießener Mannschaft in der Folge am Drücker. Unglücklich die Schlussphase von Hälfte eins: Erst verlegte Zach Peacock beim Stande von 37:39 aus Gießener Sicht einen Lay-Up, und auf der anderen Seite entschieden sich die Schiedsrichter dafür, dass Michael Jordan seinen Gegenspieler Pete Campbell bei einem Dreierversuch in der Schlusssekunde der ersten Halbzeit gefoult haben soll. Campbell traf die drei ihm zugesprochenen Freiwürfe und die 46ers gingen nicht mit einem Gleichstand, sondern mit einem Fünf-Punkte-Rückstand (37:42) in die Kabine.
Im dritten Viertel geriet das Team aus der Lahnstadt schnell mit neun Punkten ins Hintertreffen (37:46/22.), ehe die stärkste Phase der Schützlinge von Coach Steven Key folgte, die sich nun ein ums andere Mal mit Macht zum gegnerischen Brett durchtankten und dort punkteten. “Moe” Jeffers sorgte nach einem Zieher mit einem Drei-Punkte-Spiel für den Ausgleich (50:50/25.) und nach einem sehenswerten, von Elvir Ovcina auf Alley-Oop-Pass von Michael Jordan erfolgreich abgeschlossenen Schnellangriff führten die 46ers mit 54:52 (27.).
Bayreuth schlug zwar nochmals zurück und lag nach einem Drei-Punkte-Spiel von Pete Campbell mit 60:56 vorne (29.), doch die 46ers ließen sich den Lohn für ihre starke Leistung nicht entreißen und machten jetzt die “Big Play’s”. Wie zum Beispiel Jannik Freese, der wenige Sekunden vor Ende des dritten Viertels nach einem fast verloren gegangenen Ball in der Nähe der Bayreuther Grundlinie doch noch irgendwie in Besitz des Leders kam, hochstieg und trotz eines Fouls seines Gegenspielers per wildem Schuss “mit Brett” zur 61:60-Führung und auch noch den folgenden Bonusfreiwurf traf.
Mit einem 11:0-Lauf zum 67:60 (32.) übernahm die erkennbar siegeshungrige Key-Truppe das Kommando. Bayreuth ließ sich zwar nicht abschütteln und verkürzte den Rückstand auf 67:69 und 75:77 (38.), doch angeführt von einem im letzten Viertel zur Höchstform auflaufenden Michael Jordan (erzielte zwölf seiner 17 Zähler im letzten Abschnitt) und mit dem unbedingten Willen zum Sieg erzielten die LTi 46ers auch in kritischen Phasen der Crunchtime wichtige Körbe (Griffin Lay-Up in Bedrängnis zum 71:67/36., Peacock mit Ablauf der Angriffsuhr nach Vorarbeit Jordan zum 81:75/39.) und hielten so den niemals aufsteckenden Gegner auf Distanz.
Punkteverteilung LTi 46ers: Smith (15 / 2 Dreier), Freese (5), Perl (n. e.), Mädrich (4), Schwartz (n. e.), Ovcina (14), Brooks (0), Griffin (9/2), Peacock (15), Jordan (17/2), Jeffers (7).
Beste Werfer BBC Bayreuth: Ginyard (21), Reiner (19), Gibson (15), Campbell (15).
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