„Nicht lange Zeit zum Weinen“

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Die FRAPORT SKYLINERS fügen den JobStairs GIESSEN 46ers beim Derby-69:92 die höchste Heimniederlage unter „Frenki“ Ignjatovic zu

Irgendwie verloren sie spätestens Anfang des dritten Viertels völlig den Faden. Erst bestrafte Booker Coplin einen verheerenden Ballverlust von Luis Figge mit dem 50:41 (24.), dann vollendete Aiden Warnholtz einen Frankfurter 9:0-Lauf nach einem Missverständnis zwischen Luis Figge und Robin Benzing zum 57:41 (25.).

Simon Krajcovic leistete sich wenig später einen Schrittfehler, ehe er beim gemütlichen Dribbling die 24-Sekunden-Uhr völlig aus den Augen verlor. Die Fans der JobStairs GIESSEN 46ers tobten und sangen: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Es war eine Forderung, die spätestens nach einem abermaligen Aussetzer von Simon Krajcovic und einem darauffolgenden Schrittfehler von Duane Wilson wie ein Hilfeschrei der Stehtribüne durch die ausverkaufte Osthalle schwappte. Das 17:31 zwischen der 20. und der 30. Minute hatte die FRAPORT SKYLINERS endgültig auf die Siegerstraße befördert und den Schlussabschnitt statt zur Kür zu einem Schaulaufen degradiert.

Eines, das die Gäste am fünften Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA mit einem aus Gießener Sicht erschreckend hohen 92:69 (42:33)-Auswärtserfolg bestraften. Andersherum: Im 23. Heimspiel von Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic war es die derbste Heimniederlage des Serben, die dieser am Ende zwar zerknirscht kommentierte, aber neidlos anerkannte: „Frankfurt war heute richtig gut. Wir aber hatten eine mentale Blockade. Ich kann mich nur aufrichtig bei allen, die in der Halle waren, aufrichtig entschuldigen.“

3310 hatten für den besten Osthalle-Besuch seit fast genau dreieinhalb Jahren gesorgt, die Hausherren aber verstanden es am Freitagabend nie, dem Druck standzuhalten. „Eigentlich hätte Frankfurt und nicht wir von dieser guten Stimmung beeindruckt sein müssen“, rätselte Branislav Ignjatovic über die Nervosität der Seinen, die auch vor dem Cheftrainer nicht Halt gemacht hatte. Beim 31:39 kurz vor der Halbzeit nahm er eine Auszeit, obwohl er keine mehr hatte. Die Folge: Ein Technisches Foul für den 57-Jährigen, ein Freiwurftreffer zum 40:31 durch Aiden Warnholtz und am Ende von Halbzeit eins eine Neun-Punkte-Führung der Männer aus der Bankenmetropole, die locker aus der Kabine zurückeilten, während die 46ers es nach der Pause ihrem am Rücken verletzten und auf die Bank humpelnden Big Man Dejan Kovacevic nachmachten und von einer Verlegenheit in die nächste stolperten.

Beispiele gefällig? Gerne! Robin Benzing, immerhin 33 Minuten auf dem Feld, traf nur zwei seiner 13 Würfe. Dass er viel mit den Schiedsrichter-Entscheidungen haderte, verdeutlichte seine Unzufriedenheit mit seiner eigenen Performance. Duane Wilson vollende zwar vier seiner sieben Dreierversuche, blieb aber aus dem Halbfeld erschreckend harmlos bei nur vier Treffern in 13 Versuchen. Außerdem leistete sich der Shooting Guard gleich sieben Ballverluste. Stefan Fundic bekam gegen Jacob Knauf, Lorenz Brenneke und Marco Völler beim Einsammeln der Abpraller des Öfteren seine Grenzen aufgezeigt. Roland Nyama vermasselte alle seine drei Zwei-Punkte-Versuche. Und Simon Krajcovic hatte das Heft des Handelns nie richtig in der Hand.

„Wir haben heute einen überraschend reifen Auftritt hingelegt“, freute sich am Ende Frankfurts Coach Denis Wucherer über den Erfolg an alter Wirkungsstätte. „Wir hatten einen guten Zugriff in der Defense und haben Gießen das Punkten schwer gemacht.“ Ins gleiche Horn stieß auch Luis Figge: „Die Skyliners haben locker getroffen, wir aber mussten uns alles hart erarbeiten.“

Bezüglich des Sonntags, an dem die 46ers um 15 Uhr die ART Giants Düsseldorf empfangen, wollte der gebürtige Korbacher aber nicht allzu Schwarz sehen: „Ja, heute haben wir Wut. Die mündet aber in Motivation, die wiederum führt durch harte Arbeit zu einem besseren Ergebnis.“

Mit etwas geringerer mittelhessischer Arithmetik analysierte Center Jonathan Maier die 40 weitgehend verkorksten Derby-Minuten: „Wir haben nicht lange Zeit zum Weinen. Wir haben nur ein Spiel verloren. Sonntag kommt die Zeit der Wiedergutmachung.“

Nicht alle hatten also gegen die FRAPORT SKYLINERS den Faden wirklich verloren …

Gießen: Norman Jr. (3), Wilson (22), Heyne (n.e.), Herget (n.e.), Fundic (10), Benzing (8), Maier (8), Figge, Kahl (4), Kovacevic, Nyama (3), Krajcovic (11).

Frankfurt: Albrecht, Warnholtz (18), Samare (15), Coplin (15), Henry (15), Brenneke (3), Onyejiaka (13), Knauf (6), Völler, Muenkat (7).

 

5 gute 46ers-Zutaten

Zuschauer: 3310

Zuversicht: 22 Punkte von Duane Wilson

Zugriff: 9 Rebounds von Stefan Fundic

Zuarbeit: 3 Assists von Simon Krajcovic und Duane Wilson

Zukunft: Sonntag, 29. Oktober, 15 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – ART Giants Düsseldorf

 

27.10.23

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