Nach dem 64:89 heißt es für die JobStairs GIESSEN 46ers: Mund abputzen und nach vorne schauen
Mund abputzen und nach vorne schauen, denn „nur der Mittwoch zählt“, wie Luis Figge unmittelbar nach der Schlusssirene befand. 96 Stunden vor dem Saisonstart vor eigenem Publikum gegen die EPG Baskets Koblenz (Mittwoch, 20 Uhr) schieden die JobStairs GIESSEN 46ers am Samstagabend als letzter verbliebener Zweitligist aus dem BBL-Pokal aus.
64:89 (30:49) hieß es am Ende bei den NINERS Chemnitz, die den Schützlingen von Trainer Branislav Ignjatovic schonungslos die Grenzen aufzeigten. Oder wie es der Trainerfuchs später unverblümt formulierte: „Wenn ein guter Erstligist auf einen guten ProA-Vertreter trifft, so ist das dennoch ein Klassenunterschied.“ Was der 57-Jährige treffend formulierte, denn die Sachsen nutzten jede noch so kleine Schwäche der Lahnstädter aus. Sie zeigten sich abgezockter und treffsicherer, vor allem aber ließen sie unter dem eigenen Brett wenig zu und zwangen Gießen immer wieder zu schweren Würfen.
„Das war eine bittere Erfahrung für uns. Wir sind von einer physisch sehr präsenten Mannschaft richtig verprügelt worden“, analysierte 46ers-Center Jonathan Maier. Sein Nebenmann Dejan Kovacevic sprach davon, dass „wir aus dieser Partie schnellstens unsere Schlüsse ziehen müssen und noch viel lernen können.“ Und Luis Figge stellte klar: „Wir waren ganz klar das schlechtere Team, das viel zu oft den Ball weggeworfen hat.“
Recht hatte der 26-Jährige, der selbst zwischen 2019 und 2021 im ehemaligen Karl-Marx-Stadt aktiv war und zu jenem Team gehörte, das der argentinische Coach Rodrigo Pastore, der bei den NINERS in seiner achten Saison aktiv ist, in der vorzeitig abgebrochenen Corona-Saison ins Oberhaus führte. Schon nach acht Minuten hatten die Gäste acht Ballverluste produziert. Zur Halbzeit waren es 14, also „eine Zahl, mit der ein Trainer am Ende eines Matches unzufrieden wäre“, wie es der aus Lich stammende Dyn-Kommentator Stefan Koch den Mittelhessen schonungslos ins Gebetbuch schrieb.
Dass Gießen schließlich nach 40 Minuten 24 Turnovers produziert hatte, erinnerte ein wenig an das 66:88 im dritten Playoff-Halbfinale Ende Mai gegen RASTA Vechta, nicht aber an den gelungenen Pokalauftakt beim 79:73 gegen die HAKRO Merlins Crailsheim, als die 46ers als erster Zweitligist nach 15-jähriger Abstinenz wieder ins Pokal-Achtelfinale einzogen und nur 13 Ballverluste zu beklagen hatten.
Chemnitz, noch nicht mit dem erst am Freitag für den verletzten ehemaligen Gießener Dominic Lockhart nachverpflichteten Kenianer Tylor Ongwae, machte von Beginn an Druck und profitierte auch davon, dass sich Gäste-Regisseur Simon Krajcovic schon nach 37 Sekunden zwei Fouls geleistet hatte und früh auf die Bank musste. Was „Frenki“ Ignjatovic wenig schmeckte: „Zum zweiten Mal hat er uns einen Bärendienst erwiesen. Darüber wird zu reden sein.“
Ebenso wie über die acht Punkte von Robin Benzing, die der ehemalige Nationalmannschaftskapitän bis zum 8:12 aufgelegt hatte, ehe er in der Versenkung verschwand. Da auch Stefan Fundic in Halbzeit eins nicht stattfand, Dejan Kovacevic innerhalb von nur einer Minute dreimal den Ball vertändelte, Roland Nyama vom starken Kevin Yebo spektakulär abgeräumt wurde, Duane Wilson bei einem leichten Korbleger und auch an der Freiwurflinie gleich doppelt patzte und auch der früh ins Gefecht geworfene Lamar Norman Jr. Angst hatte, abzuziehen, war die Partie bereits zur Halbzeit beim 30:49 aus Gießener Sicht entschieden.
„Am Ende konnten wir froh sein, bei der Niederlage unter 30 Punkten geblieben zu sein“, wollte Ignjatovic „nur das Positive aus diesem Match“ mit auf die lange Heimreise nehmen. Nämlich dass sich seine Jungs beim 48:58 durch einen Dreier von Lamar Norman Jr. bis auf zehn herangearbeitet hatten, dass sie nie aufgaben, dass auch die Nicht-Starter viel Spielpraxis bekamen, dass 14 offensive Rebounds aller Ehren wert waren und dass Luis Figge, nicht eben ein Big Man unter den Körben, mit sieben eingesammelten Abprallern Präsenz an alter Wirkungsstätte zeigte.
„Die Niederlage war zwar deutlich, sie hat unserem Selbstvertrauen aber nicht geschadet“, richtete der Blondschopf indirekt gleich mal eine Grußadresse an den kommenden Gegner EPG Baskets Koblenz. Gegen den sich die 46ers am Mittwoch an Spieltag drei der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA von einer ganz anderen Seite präsentieren wollen.
Chemnitz: Gregori, Uguak (8), Garrett (6), van Beck (11), Richter (4), Lansdowne (2), Kajami-Keane (24), Bailey (14), Koppke, Yebo (20).
Gießen: Norman Jr. (3), Wilson (15), Fundic (13), Benzing (8), Maier (2), Figge (4), Kahl (7), Kovacevic (2), Nyama (5), Krajcovic (5).
5 gute 46ers-Zutaten
Zuschauer: 3471
Zuversicht: 15 Punkte von Duane Wilson
Zugriff: 7 Rebounds von Luis Figge
Zuarbeit: 3 Assists von Simon Krajcovic
Zukunft: Mittwoch, 18. Oktober, 20 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – EPG Baskets Koblenz
15.10.23