Physiotherapeutin Annika Müller ist seit Tag eins bei den Depant GIESSEN 46ers Rackelos im Einsatz. Dabei muss sie so manche Wehwehchen bei den Spielern mildern und den Jungs teilweise auch gut zu reden. Als Cousine von Go-to-Guy Tim Uhlemann wird sicherlich auch in der Familie viel über Basketball gesprochen. Zeit, ein paar Einblicke über unsere wortwörtliche Rackelos-Familie auch aus dieser Perspektive zu geben.
Anni, du bist seit der Anfangszeit bei den Depant GIESSEN 46ers Rackelos mit dabei. Könntest du uns mal beschreiben, wie die Spieler im Allgemeinen so ticken?
Genau, ich bin jetzt seit stolzen vier Jahren mit dabei und würde auch keine Saison missen wollen. Ich arbeite unheimlich gerne mit dem Team zusammen! Allgemein sind unsere Spieler sehr pflegeleicht würde ich sagen. Ich weiß, dass viele der Jungs bei einigen Spielen auf die Zähne gebissen haben, obwohl es geschmerzt hat. Diesen Kampfgeist schätze ich auch sehr, dennoch muss man einige der Jungs dabei ab und an bremsen, wenn es um die Gesundheit geht. Ich bin dafür da, den Jungs über die Saison hinweg zu helfen, damit sie frisch in den Beinen bleiben. Also auch, wenn keine akute Verletzung vorliegt, sind die regelmäßigen Behandlungen sehr wichtig und sonst würde ich ja auch ohne Arbeit dastehen. (lacht)
Als Mädel in der Runde – wie setzt du dich bei den Spielern durch? Oder musst du das überhaupt?
Ja, Anne und ich sind die einzigen Mädels in der Runde und Gott sei Dank müssen wir uns da auch gar nicht beweisen oder so. Das ist einfach ein cooles und vor allem respektvolles Miteinander. Da kam ich noch nie in die Bredouille, dass ich mich hätte durchsetzen müssen. Die Jungs hören aufs Wort haha. Nein Spaß, aber da hatten wir noch nie Probleme.
Was sind so die täglichen Gebrechen der jungen Garde? Und wer ist denn dein Hauptpatient?
Wir haben mit Tim Köpple und Timbo zwei Doppellizenzler dabei, die natürlich mehr trainieren. Dementsprechend haben sie oft mal müde Beine, die wir dann wieder lockern. Allgemein ist neben müden Beinen besonders bei den großen Spielern der Rücken oftmals ein Problemfall. Gerade Timbo und Johannes Lischka stecken unterm Korb viel ein und da gibts auch einige blaue Flecken – so viel dazu, dass Basketball kein Kontaktsport ist. (lacht) Einen Hauptpatienten habe ich eigentlich nicht. Wenn ich da bin, kommen fast alle. Häufig wie gesagt Johannes und Timbo.
Wie man mitbekommt, haben die Spieler eine gewisse Spritzenphobie. Welche Maßnahmen wendest du zur Beruhigung der Spieler an?
(lacht) Ja, die Spritzenphobie ist mir durchaus bekannt. Aber wer bekommt schon gerne Spritzen. Da kann man einfach nur gut zureden, was will man sonst tun.
Dein Cousin ist Tim Uhlemann (Timbo) und im Basketball bist du auch selbst aktiv. Wie fieberst du bei einem Spiel von der Bank mit? Oder bist du bei deinen Dingen so fokussiert, dass man das Geschehen auf dem Parkett überhaupt nicht mitbekommt?
Doch, ich bin tierisch aufgeregt und fiebere immer mit. Das versuche ich den Jungs vorher nicht zu zeigen, weil ich will, dass sie konzentriert sind und nicht durch mich noch hibbeliger werden. (lacht) Aber ich liebe den Sport und das Team und da wäre es auch komisch, wenn man still und emotionslos auf der Bank sitzt. Fokussiert bin ich immer, klar, aber wenn es spannend wird, klopft mein Herz dreimal mehr. Witzige Geschichte dazu: Beim letzten Auswärtsspiel in München haben es die Rackelos mal wieder spannender gemacht, als nötig. Ich weiß noch, vor lauter Euphorie habe ich Felix Schweizer gepackt und er wäre fast vom Stuhl gefallen. Das wär es gewesen. Er hat es mir kurz übel genommen, aber dann wars auch wieder gut. Aber so ist es einfach, wenn die Emotionen kommen. (lacht)
Um nochmal auf deinen Cousin Timbo zu sprechen zu kommen: Wie sehen denn Rackelos-Gespräche innerhalb der Familie aus? Dreht sich viel um das Thema Basketball?
Genau, meine ganze Familie ist basketballverrückt. Ob Mama, Papa, Bruder, Onkel, Cousin oder mein Freund: Wir alle haben Basketball gespielt oder tun es immer noch. Dementsprechend ist Basketball bei den Familientreffen ein großes Thema – und natürlich auch die Rackelos. Da wird heiß diskutiert, wie die Spiele waren und es wird alles analysiert. Man kommt da einfach nicht drum herum, aber es macht ja auch Spaß. Also ja, das Thema Basketball ist in der Familie Müller/Uhlemann durchaus vertreten. (lacht)
Eine abschließende Frage zu dieser (hoffentlich) Ausnahme-Saison. Wie hast du diese Spielzeit wahrgenommen?
Diese Spielzeit war eine ganz besondere, keine Frage. Durch die Vorschrift mit den regelmäßigen Corona-Schnelltests kam eine neue Aufgabe mit der Durchführung dieser Tests auf mich hinzu, mit der ich mich bei den Jungs noch viel beliebter gemacht habe. (lacht) Nicht! Spaß beiseite, was muss das muss. Es war für mich eigentlich nichts Schlimmes, im Gegenteil, ich war sehr froh, dass wir das machen konnten. Auch, wenn es nur eine Momentaufnahme ist, ist man doch erleichtert, zu wissen, dass alles gut ist. Wir hatten es Gott sei Dank nur einmal, dass die Jungs in Quarantäne mussten, aber das ist schon beängstigend. Anne und ich haben immer alles aufgebaut und waren bei jedem, der zum Testen kam, schon etwas nervös, ob alles gut ist. Gerade, wenn man bedenkt, was alles dranhängt, sobald man einen positiven Fall hat – von der Gesundheit ganz abgesehen, keine Frage. Aber diese Angespanntheit gehörte in dieser Saison mit dazu und das war sehr ungewohnt. Genauso war es ungewohnt, um auch darauf zu sprechen zu kommen, die Spiele vor leeren Tribünen auszutragen. Die Atmosphäre hat einfach komplett gefehlt. Mit Zuschauern ist es viel schöner, klar. Die Fans geben einem gerade bei den engen Spielen einen Push und das tut den Jungs so gut, das merkt man. Es ist sehr schade, dass die Fans in diesem Jahr nicht live dabei sein konnten und ich hoffe so sehr, dass sich die Osthalle ganz bald wieder mit Leben füllt.
Vielen Dank, Anni!