Pünktlich dann, wenn am kommenden Sonntag (28.10., 18:00 Uhr) die Wahllokale schließen, werden die Bayer Giants aus Leverkusen ihre Visitenkarte in der Sporthalle Gießen-Ost abgeben. In die Partie des sechsten Spieltags gegen die Depant GIESSEN 46ers Rackelos geht der Rekordmeister dabei als bislang ungeschlagener Tabellenführer. Im homogenen Kader der Riesen vom Rhein sind die beiden ehemaligen Rackelo-Akteure Nick Hornsby und Marian Schick nur zwei von gleich mehreren Leistungsträgern.
Dafür verantwortlich ist eine clevere und ambitionierte Transferpolitik der Bayer Giants. Die größte Veränderung im Vergleich zur Vorsaison fand aber nicht auf, sondern neben dem Parkett statt. Achim Kuczmann, der Leverkusen in verschiedenen Ämtern seit drei Jahrzehnten als Trainer betreute und bei dem sich wohl mancher gefragt haben mag, ob er in diesen Dekaden nicht das ein oder andere mal augenzwinkernd mit der Änderung seines Namens in „Coachmann“ kokettierte, übergab das Taktikboard an seinen ehemaligen Co-Trainer: Hansi Gnad. Ganz auf die Dienste des ewigen Trainers müssen die Bayer-Fans freilich nicht verzichten, bleibt dieser ganz im Gegenteil dem Verein doch als Geschäftsführer erhalten.
Gemeinsam sorgten Gnad und Kuczmann dafür, dass mit Alexander Blessig, Tim Schönborn und Ron Mvouika Leistungsträger des Vorjahres gehalten werden konnten. Während Schönborn über massenhaft ProB-Erfahrung verfügt, darf vor allem die Weiterverpflichtung Mvouikas als Coup gelten. Der Small Forward wurde in der letzten Spielzeit nachverpflichtet und etablierte sich schnell als Leistungsträger seiner Farben – obwohl er nach vier Einsätzen verletzungsbedingt für den Rest der Saison ausgefallen war. Größtes Pfund des 27-Jährigen im Sommer war jedoch sein Pass. Aufgrund der neuen Ausländerregelung, nach der nur noch ein Nicht-EU-Spieler in der ProB einsatzberechtig ist, waren die Dienste des Franzosen desto gefragter.
Bei der Suche nach einem starken US-Amerikaner wurden die Giants ligaintern fündig: Bekanntlich wechselte Ex-Rackelo Nick Hornsby vom Lahn an den Rhein. Selbiges gilt auch für Marian Schick, der im ersten Saisonspiel mit 21 Punkten als Topscorer glänzte. Des Weiteren bieten die Farbenstädter mit Dennis Heinzmann einen der größten Centerspieler der Liga auf. Der 2.16m-Koloss wechselte aus Köln zurück nach Leverkusen. Gnad kann es sich so leisten, die Spielzeit breit zu verteilen. In der 11-Mann-starken Kernrotation stand bislang jeder Spieler zwischen zwölf und 24 Minuten auf dem Parkett. Mit dem Erfolg – Leverkusen steht mit fünf Siegen aus fünf Spielen souverän auf Platz eins der Tabelle – kamen auch die Zuschauer. Im Derby gegen Köln strömten 1200 Fans in die traditionsreiche Wilhelm-Dopatka-Halle (heute Ostermann-Arena).
Würde der FC Bayern Basketball II nicht höchstpersönlich in der ProB-Süd an den Start gehen, könnte man die diesjährigen Giants getrost als Bayern München der Liga bezeichnen. Damit werden sie der mit Titeln gespickten Vereinsgeschichte so gerecht, wie lange nicht mehr. Die letzte Spielzeit in der ProA verlebten die Leverkusener vor zwei Jahren. Der Bundesligarückzug indes erfolgte bereits vor über einem Jahrzehnt. Hauptsponsor und Namensgeber Bayer reduzierte seine Finanzierung seinerzeit drastisch. Die Lizenz wanderte nach Düsseldorf, Leverkusen wagte in der Regionalliga den Neustart. Während die Magics längst Geschichte sind, schickt sich der Rekordmeister an, in dieser Saison an seine erfolgreichsten Tag anknüpfen zu können.
Die Depant GIESSEN 46ers Rackelos gehen so zwar als Außenseiter in die Begegnung, wollen genau daraus aber Kapital schlagen: „Für uns ist es das einfachste Spiel des Jahres. Wir können eigentlich nur gewinnen“, erklärt Headcoach Rolf Scholz, der unabhängig vom Ausgang eine Leistungssteigerung seiner Mannschaft nach der Niederlage in Würzburg fordert. „Die Jungs haben das als Ansporn genommen. Wir werden hochmotiviert in die Partie gehen“, so Scholz weiter, der dabei personell voraussichtlich aus dem Vollen schöpfen kann.
Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Leverkusen geht als Topfavorit ins Spiel. Dafür spricht alleine ihre Kaderstärke. Sie sind schwer auszurechnen. Man muss gleich mehrere ihrer Spieler ausschalten, da jeder von ihnen Verantwortung übernehmen kann.“