Eine ereignisreiche, aber auch an den Kräften zehrende Woche liegt hinter dem Team der LTi GIESSEN 46ers. In die Steiermark, wegen ihrer großen Bewaldung und unzähligen Wiesen und Weiden auch das “Grüne Herz Österreichs” genannt, war die Truppe um Cheftrainer Simon Cote und Assistenzcoach Gerald Wasshuber gereist, um sich basketballerisch weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt auf dem Weg zu machen, auch abseits des Feldes zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen zu wachsen. Und wenngleich das am Samstag – auf der Rückkehr aus der Alpenrepublik – ausgetragene Testspiel beim Pro-A-Zweitligisten BBC Bayreuth mit einer Niederlage endete, sind den Coaches die Tage in Österreich in positiver Erinnerung geblieben.
Insgesamt elf Spieler inklusive Mathias Perl vom Kooperationspartner aus Lich nahmen am Trainingslager teil, darunter mit Heiko Schaffartzik und Richard Poiger auch zwei Spieler, die von Lehrgängen der deutschen A2-Nationalmannschaft bzw. des österreichischen A-Nationalteams kommend zur Gruppe dazugestoßen waren. Während bei den Basketballtrainings in der Halle der Kapfenberger Teamsportakademie neben der Arbeit an Angriff und Verteidigung die Integration von Point Guard Heiko Schaffartzik im Mittelpunkt stand und die mitgereisten Physiotherapeuthen Dirk Lösel und Uli Graulich zwischen den einzelnen Einheiten beim Pflegen der müden Spielerbeine im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun hatten, konnten viele Stunden auch dazu genutzt werden, die Teamkollegen und sich selbst besser kennenzulernen. So am Dienstagmittag, als es in einer cirka 45 Autominuten von Kapfenberg entfernt gelegenen Abenteuerschule in Mürzsteg (http://www.degi.at/) darum ging, als Mannschaft oder im Duo verschiedene Aufgaben zu lösen.
Viele der dabei gestellten Aufgaben in der freien Natur brauchten das Engagement der ganzen Gruppe und effiziente kommunikative Auseinandersetzung mit den Problemstellungen, um im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten – und die der Teamkollegen – erfolgreiche Lösungen zustande zu bringen. So hangelten sich jeweils zwei Spieler eine etwa sieben bis acht Meter hohe so genannte Riesenleiter hinauf, wobei die Abstände zwischen den einzelnen Sprossen umso größer wurden, je höher es hinauf ging. Nur mit gegenseitiger Hilfe konnte der Aufstieg bewältigt werden.
Johannes Lischka und Jannick Freese harmonierten am besten und schafften es bis ganz nach oben. Doch auch die übrigen 46ers-Profis gingen an ihre Grenzen, stellten ihre Kletterkünste unter Beweis und kamen dem “Gipfel” ziemlich nahe – gleichwohl nicht alle aus dem Team von sich behaupten können, von Natur aus schwindelfrei zu sein, was bei dieser Übung sicher nicht von Nachteil ist. Passieren konnte natürlich nichts, alle waren durch ein Seil gesichert.
Beim Lösen der übrigen Probleme bekam die Gruppe unter anderem veranschaulicht, wie man mit Kooperation, richtiger Kommunikation sowie gemeinsamen Planen und Handeln zum Erfolg kommt. Etwa bei den Aufgaben, auf einem Parcours im Freigelände mit verbundenen Augen zu einem bestimmten Ziel zu gelangen oder einen auf den Fingern jedes einzelnen Teammitgliedes ruhenden Zollstock im Kollektiv auf den Boden zu befördern. Auf dem Weg nach unten durfte niemand aus der Gruppe den Kontakt mit dem Zollstock verlieren, was erst dann klappte, als ein Spieler das Kommando übernahm. Im Anschluss an diese Erfahrung verlebte die Mannschaft einen gemütlichen “steirischen” Abend im Pierergut Aflenz, einem Ausflugsgasthaus auf 1000 Meter Seehöhe, bei dem die Gäste aus dem Hessenland von Mutter Wasshuber nicht nur eine vortrefflich mundende Mahlzeit kredenzt bekamen, sondern beim Spielen auf der Teufelsgeigen (eine Art Mischung aus Gitarre, Trommel und Kuhglocke) zu den Klängen einer von einem Einheimischen bedienten Quetschn (Ziehharmonika) auch ihre musikalischen Qualitäten demonstrieren konnten. Dabei zeigte vor allem US-Point Guard Danny Lewis, dass er Rhytmus im Blut hat.
Nachdem am Mittwoch Basketball- und Konditionseinheiten auf dem Programm gestanden hatten, begab sich die Mannschaft am Donnerstag auf eine Wanderung in Richtung der in 1472 Metern Höhe zwischen Fölzstein und Winkelkogel gelegenen Fölzalm, wobei im Laufe des Aufstiegs rund 750 Höhenmeter zu überwinden waren. Die Spieler bewältigten die durchaus anspruchsvolle Tour allesamt in einem guten, schnellen Tempo.
An ihrem Etappenziel angekommen kehrten die Mannen um Teamkapitän Florian Hartenstein auf einer bewirteten Berghütte ein und ließen den Abend bei bester steirischer Verköstigung und guter Stimmung ausklingen.
Die Nacht verbrachte man in einem Bettenlager auf der Alm. Am Freitagvormittag zog das Team weiter, wobei das herrliche Bergpanorama auf halbem Weg in rund 2000 Metern Höhe (gleichsam der “Gipfel” der zweitägigen Tour) durch einen plötzlich aufgezogenen Nebel leider nur sehr schemenhaft zu erkennen war.
Nach drei strapaziösen Stunden, in deren Verlauf es mitunter zimlich steil hinauf ging, endete die alpine Wanderung für das 46ers-Team mit der Ankunft auf der Aflenzer Bürgeralm. Am späten Nachmittag machte man sich dann auf in Richtung des Städtchen Wels (Oberösterreich), wo die Truppe am nächsten Morgen noch eine weitere Basketballeinheit absolvierte.
“Die verschiedenen Herausforderungen, die wir zu bewältigen hatten, und die Zeit, die wir fern vom Alltag miteinander verbringen konnten, haben uns individuell wie als Team weitergebracht”, zog Simon Cote nach der Rückreise nach Gießen ein positives Resümmee über die Woche. Alle Beteiligten hätten vorbildlich mitgezogen und das Trainingslager damit zu einem Erfolg werden lassen. Dazu zählte Cote auch den Einsatz und die Leistungen, die seine Spieler bei den Basketballtrainingseinheiten gezeigt hätten. “Es war schade, dass wir das in Bayreuth nicht umsetzen konnten. Wir arbeiten aber daran, dass uns das in Zukunft viel besser gelingen wird”, so Cote.