Rückblick und Ausblick

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Seit der Saison 2004/2005 ist Dirk Schäfer im Management des Basketball-Bundesligisten aus Gießen tätig. Zunächst als Marketing Manager ausschließlich für die Sponsorenbetreuung und -akquise zuständig, übernahm der 37-jährige Steinbacher im Januar 2007 zusätzlich auch noch den Posten des Geschäftsführers. Im Interview mit ltigiessen46ers.de äußert sich Schäfer zur aktuellen Lage und den anstehenden Aufgaben des Basketball-Bundesligisten von der Lahn.

Hallo Dirk, die Saison 2007/2008 liegt hinter den LTi GIESSEN 46ers. Wie fällt dein Fazit aus?

Dirk Schäfer: Sicherlich haben wir uns vor der Saison vorgestellt, dass die Spielzeit weniger problembeladen verläuft. Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass es dann doch ein sehr schweres Jahr für uns geworden ist. Unter dem Strich bleibt stehen, dass die zweite Saisonhälfte besser verlaufen ist als die erste und wir das retten konnten, Hat auch den Sommer über viel zu tun: LTi 46ers-Geschäftsführer Dirk Schäfer, hier an seinem Arbeitsplatz im 46ers-Office in Watzenborn. was die LTi 46ers von allen anderen BBL-Klubs unterscheidet, nämlich die ununterbrochene Zugehörigkeit zur Ersten Liga seit Gründung der Bundesliga vor mittlerweile fast 42 Jahren. Beeindruckend war die Solidarität, die wir von vielen Seiten, in erster Linie natürlich von den Fans und den Sponsoren, erfahren haben, nachdem wir im Januar unsere finanziellen Probleme bekannt gegeben hatten. Diese Unterstützung ist auch in einem Anstieg der Besucherzahlen bei unseren Heimspielen in der Rückrunde zum Ausdruck gekommen. Am Saisonende konnten wir einen neuen Zuschauersaisonrekord verbuchen (Anmerkung: Im Schnitt wurden die 17 Partien in der Sporthalle Ost von 3365 Zuschauern verfolgt). Es freut uns sehr, dass wir in der Hauptrunde den sechstgrößten Zuschauerzuspruch von allen 18 BBL-Teams verzeichnet haben.

Die finanziellen Probleme konnten durch den Einstieg eines neuen Exklusiv-Partners, der in Lahnau beheimateten LTi Holding, und auch vielen von Fans, Sponsoren und Klubseite initiierten Spendenaktionen bewältigt werden. Welche Maßnahmen sind ergriffen worden, um eine ähnlich kritische Finanzsituation mitten in der Saison zukünftig vermeiden zu können?

Dirk Schäfer: Völlig ausschließen kann man das Auftreten eines solchen Liquiditätsengpasses, wie wir ihn in der abgelaufenen Saison erlebt haben, natürlich nicht. Man kann aber das Risiko minimieren. Und genau das haben wir getan. Aufgrund der Erfahrungswerte, die wir gesammelt haben, kalkulieren wir hinsichtlich der kommenden Saison vorsichtiger, etwa was Einnahmen in den Sparten Sponsoring und Ticketing anbelangt. Außerdem haben wir eine Art Frühwarnsystem installiert, mit dem wir Plan-Ist-Abweichungen in den verschiedenen Bereichen frühzeitig erkennen und entsprechend darauf reagieren können.

Der Vertrag mit dem Namenssponsor LTi läuft bis zum Ende der Saison 2009/2010. Wie sieht die Vertragssituation bei den anderen großen Partnern aus? Bleiben alle Premium-Partner an Bord?

Dirk Schäfer: Jeder unserer fünf Premium-Partner (Stadtwerke Gießen, Licher, Trend MEAL, Volksbank Mittelhessen, Sparkasse Gießen) wird uns auch in der kommenden Saison die Treue halten. Dass auch unser Exklusiv-Partner LTi weiter mit an Bord ist, verschafft uns in finanzieller Hinsicht schon einmal ein Mehr an Sicherheit als in der Vergangenheit und eine stabile Grundlage, um unseren wirtschaftlichen Konsolidierungskurs fortsetzen zu können. Jetzt und in den nächsten Wochen stehen Gespräche mit unseren vielen Top-Partnern, Partnern und Sponsoren an. Die ersten Treffen sind bereits sehr positiv verlaufen.

Angesichts der Tatsache, dass die 46ers nach wie vor um die 170 Sponsoren haben, dürfte dein Terminkalender also auch in den nächsten Wochen ziemlich voll sein, oder?

Dirk Schäfer: Richtig. Und deshalb bin ich außerordentlich froh darüber, dass ich personelle Unterstützung zugesichert bekommen habe. Anna Schwarz, die uns bereits seit Anfang des Jahres unterstützt, wird unser Managementteam ab dem 1. Juli per Vollzeitstelle verstärken und mich in den Bereichen Sponsoring, Marketing, Aufbau und Pflege des Sponsorennetzwerkes sowie Veranstaltungsplanung und -durchführung unterstützen. Das verschafft mir die nötigen Freiräume, um mich noch intensiver mit konzeptionellen Dingen beschäftigen zu können.

Dirk Schäfer beim Abklatschen mit den Coaches Thorsten Leibenath und Geri Wasshuber nach einem Heimsieg: Gibt es in der nächsten Saison neue Angebote für bestehende oder potenzielle neue Sponsoren?

Dirk Schäfer: Wir haben unser Portfolio erweitert und bieten zukünftig noch umfangreichere Sponsormöglichkeiten. Beispielsweise haben wir für Kleinunternehmen ein spezielles Einstiegspaket geschnürt. An den Ortseingängen der Stadt wollen wir auf die Heimspiele unseres Teams hinweisen – dabei bestehen für Unternehmen ebenfalls Werbemöglichkeiten. Ansonsten sind wir dabei, die Vermarktung (der Heimspiele) weiter zu optimieren, etwa durch zusätzliche Werbeflächen an der Korbanlage oder attraktive Werbemöglichkeiten im Foyer. Angedacht sind ferner sogenannte Court-Side-Boxen, die bei den Heimspielen gemietet werden können. Auch auf unsere Firmenaktion, die wir in diesem Jahr ins Leben gerufen haben und die bei den Unternehmen sehr guten Anklang gefunden hat, wollen wir noch stärker aufmerksam machen. Eine andere Sache, die wir angehen werden, ist die ‚Wall of Fans‘, die im Bistro bislang ein eher kümmerliches Dasein gefristet hat. Die wollen wir optisch aufpeppen und an einen attraktiveren Ort in der Halle verlagern.

Mit den Zuschauerzahlen in der Rückrunde der abgelaufenen Saison warst du zufrieden. Ein Schild mit der Aufschrift „Ausverkauft“ konnte aber noch nicht an das Kassenhäuschen der Sporthalle Ost gehängt werden. Sicher eines der Ziele für die nächste Saison.

Dirk Schäfer: Ja, die ausgebaute Osthalle ausverkauft zu bekommen, wäre ein Highlight, auf das wir hinarbeiten. Wir wissen natürlich, dass das eng mit der sportlichen Leistung unseren Teams zusammenhängt, können aber auch abgesehen davon einiges dazu beitragen, dass die Halle in der kommenden Saison noch voller wird. Zuvorderst geht es darum, die LTi 46ers als das sportliche Aushängeschild der Stadt noch stärker ins Bewusstsein der Gießener Bevölkerung zu rücken, als das bisher geschehen ist. Die geplanten Hinweisschilder an den Ortseingängen habe ich schon erwähnt. Darüber hinaus werden wir nach langer Pause wieder beim Gießener Stadtfest und erstmals auch beim Gießener Weihnachtsmarkt mit einem Stand präsent sein. Gerade im Bereich der zigtausend Studierenden, die hier Uni und FH besuchen, sehen wir großes Potenzial. Die Studentinnen und Studenten wollen wir noch stärker als in der Vergangenheit auf den Erstliga-Basketball in Gießen aufmerksam machen.

Wann beginnt der Dauerkartenverkauf? Wird sich bei den Heimspielen in der kommenden Saison Grundlegendes ändern?

Dirk Schäfer: Mit dem Dauerkartenverkauf werden wir spätestens Ende Mai beginnen. Preise und Kategorien bleiben im Vergleich zum letzten Jahr stabil. Wer sich seine Karte bis Ende Juni sichert, erhält einen Frühbucherrabatt. Erstmals werden wir auch eine Vergünstigung für Rentner anbieten. Zudem erhalten unsere Dauerkartenkunden einen Mehrwert. Wer im Besitz einer Dauerkarte für die LTi 46ers Heimspiele ist, wird beispielsweise bei einem unserer Partner zu einem verbilligten Preis tanken können, vergünstigten Eintritt bei diversen Fremdveranstaltungen wie z. B. bei Konzerten erhalten und einen Rabatt auf LTi 46ers Fanartikel gewährt bekommen. Was sich in der abgelaufenen Spielzeit nicht bewährt hat, ist die Verlegung der Anfangszeit bei den Samstagsspielen auf 19.30 Uhr. Daher werden wir ab der kommenden Saison wieder zum 20 Uhr-Termin zurückkehren. Der 37-jährige Schäfer möchte die LTi 46ers durch verschiedene Aktionen zukünftig noch stärker ins Bewusststein der Gießener Bevölkerung rücken.Bei unseren Sonntagsspielen wollen wir z. B. das Rahmenprogramm familienfreundlicher gestalten und einen Erlebnisbereich für Kinder samt Betreuung anbieten, so dass Eltern und Kids einen schönen Nachmittag haben.

Auf große Begeisterung bei den Kids ist die ’46ers at school‘-Tour gestoßen, bei der die 46ers-Profis an die Schulen in Gießen und Umgebung gegangen sind und dort im Sportunterricht für den Basketballsport geworben haben.

Dirk Schäfer: Genau, das war eine der besten Entscheidungen, die wir in der letzten Zeit getroffen haben. Unser Angebot stieß auf ein großes Echo bei den Schulen. 20 Besuche waren ursprünglich geplant. Wir sind jedoch mit Anfragen überrannt worden. Letztlich haben wir die Anzahl der Aktionen verdoppeln können – nicht zuletzt dank der Unterstützung unseres Premiumpartners Trend MEAL, den wir als Partner des ’46ers at school‘-Projekts gewinnen konnten. Es ist unglaublich, mit welch großer Begeisterung die Schülerinnen und Schüler bei den Basketballtrainingseinheiten mit unseren Spielern dabei sind und wie glücklich und freudestrahlend sie die Einladungen zu unseren Heimspielen entgegen nehmen. Im Juni werden wir die erste Saison mit dem ’46ers School Cup‘ beenden. Ich glaube, dass wir mit diesem Projekt dazu beitragen, den Breitensport zu fördern und Kinder dazu motivieren können, den Weg in die Vereine zu finden. Deshalb stand für uns auch schnell fest, dass wir unsere Anstrengungen in diesem Bereich weiter verstärken werden. Wir werden die ’46ers at school‘-Tour schon ab dem kommenden Schuljahr erweitern und arbeiten derzeit auch an der Gründung eines ’46ers Kids Clubs‘, der möglichst schon zur neuen Saison starten soll.

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