„Sind gut beraten, sie nicht zu unterschätzen“

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Wenn der Rangdritte GIESSEN 46ers zu Schlusslicht und Absteiger RASTA Vechta II reist, dann heißt es, konzentriert und fokussiert aufzutreten.

Hier der sichere Playoff-Teilnehmer, der mit Crailsheim, Trier und Kirchheim zuletzt drei starke Mitkonkurrenten aus dem Weg geräumt und damit nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hat. Da der sportliche Absteiger, der erst vier seiner 31 Partien gewonnen hat und künftig in Liga drei einen Neuanfang machen muss: Es gibt wahrlich dankbarere Auswärtsaufgaben in der Crunchtime der Saison 2024/25 der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA, als an einem Sonntag 700 Kilometer für eine vermeintliche Pflichtaufgabe abzureißen, die bei genauem Hinschauen alles andere als die Ingredienzien eines lockeren Betriebsausflugs bereithält. 

„Wir haben Platz drei inne und alles in der eigenen Hand, diesen Rang auch zu behalten. Deshalb heißt es für uns: Aufpassen, konzentriert und fokussiert sein, nicht überheblich auftreten und alles, was wir haben, reinzuhauen“, hob Capitano Robin Benzing deshalb auch schon wenige Minuten nach dem 105:84-Überfall auf die „Ritter“ aus Kirchheim warnend den Zeigefinger. Es waren Worte, die sein Mentor, Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic, auch einige Tage später nur unterschreiben konnte: „Die werden noch Siege holen. So schlecht, wie es ihre Tabellensituation aussagt, sind sie nicht. Wir sind gut beraten, sie nicht zu unterschätzen.“

Wenn die GIESSEN 46ers am Sonntag (17 Uhr) bei RASTA Vechta II antreten, dann sollten sie sich einige ihrer letzten drei Auftritte gegen das BBL-Farmteam in Erinnerung rufen. Das 87:73 Ende Oktober war ein Arbeitssieg, denn Mitte des Schlussabschnitts hatten sich die Niedersachen bis auf sieben Punkte an die Gastgeber herangearbeitet, ehe der starke Kyle Castlin mit 23 Punkten und acht Rebounds den Deckel für Gießen draufmachte. Das Osthallen-Match gegen Vechta II ein Jahr zuvor ging beim 90:91 böse in die Hose, das 89:88 im Oldenburger Münsterland in der Rückrunde der vergangenen Saison hing lange am seidenen Faden.

„Unter dem Strich war die ProA in dieser Saison so ausgeglichen wie noch nie, da hatte es eine junge Mannschaft wie Vechta von Anfang an sehr schwer“, blickt Branislav Ignjatovic auf die vergangenen sechseinhalb Monate zurück, in denen die „Rastamänner“ nur zweimal die Nürnberg Falcons BC (87:81, 83:72) sowie je einmal die Eisbären Bremerhaven (75:73) und die ART Giants Düsseldorf (78:73) schlagen, darüber hinaus jedoch zahlreiche „äußerst achtbare Resultate“, so der Gießener Übungsleiter, vorweisen konnten. 

Der 58-Jährige denkt dabei an das 73:75 gegen die Tigers Tübingen, das 83:85 gegen die Uni Baskets Münster, das 90:94 gegen die Kirchheim Knights oder das 88:89 bei Phoenix Hagen, als der ehemalige Gießener Bjarne Kraushaar erst 0,8 Sekunden vor Schluss Vechta den K.o. versetzte. Und natürlich an die spektakuläre 105:129-Niederlage vor einer Woche bei den VET-CONCEPT Gladiators Trier, als Luke House sechs der insgesamt 17 RASTA-Dreier versenkte (45 Prozent) und der Däne Jonathan Klussmann 27 Zähler markierte. „In Trier eine solche Leistung abzurufen, sollte uns Warnung genug sein.“

Zumal die Bundesliga-Reserve nun befreit aufspielen kann, nichts und niemanden mehr fürchtet und ihrem Ruf als „Ballermänner“ der Liga nicht erst, wie andere bei einer Saisonabschlussfahrt auf die beliebte Mittelmeer-Insel, gerecht werden kann. 979 Wurfversuchen von jenseits der 6,75-Meter-Linie bedeuten einen klaren Liga-Höchstwert, lediglich 953 (Crailsheim), 890 (Trier) und 888 (Münster) zeigten sich ansatzweise ähnlich interessiert, aus Downtown abzuschließen. Dass die Erfolgsquote „nur“ 32,7 Prozent betrug, schmälert die Vechtaer Bilanz aus der Ferne ein wenig, denn mit 320 versenkten Schüssen ist lediglich Rang 14 in der umfangreicher Unterhaus-Statistik drin.

„Für uns heißt es ganz klar, aggressiv zu verteidigen und deren gute Schützen zu kontrollieren“, möchte „Frenki“ Ignjatovic auf seinem angestrebten Weg zum Playoff-Heimrecht nichts dem Zufall überlassen und beim Team von Coach Hendrik Gruhn, das zuletzt auf Linus Trettin und Luc van Slooten verzichten musste, besonders auf den erst 18-jährigen Roy Krupnikas, Regisseur Kaya Bayram, die beide stets in der Lage sind, zweistellig zu punkten, oder die Routiniers Marco Bacak, den „Frenki“ Ignjatovic vor drei Jahren gerne an die Lahn geholt hätte, und Kevin Smits Obacht geben.

Ob dies mit annähernd voller Kapelle geschehen wird, entscheidet sich am Sonntag im meist spärlich besuchten RASTA-Dome wahrscheinlich kurzfristig. Kevin McClain ist weiter erkrankt. Ob Luis Figge mitwirken kann, sehen die Protagonisten aller Wahrscheinlichkeit nach spätestens beim Aufwärmen. Zu einer Partie, in der es für die GIESSEN 46ers einzig und allein darum geht, den Kontrahenten nicht zu unterschätzen.

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