Eins ist klar: Als „langweilig“ wird die laufende Saison bestimmt nicht in die Annalen des Gießener Bundesliga-Basketballs eingehen. Ein neuerlicher Aufreger, an den sich die Anhänger der LTi 46ers sicher noch lange erinnern werden, ereignete sich am heutigen Samstag. Leider im negativen Sinn. Zum Auswärtsspiel bei der EnBW Ludwigsburg konnte das Erstliga-Urgestein von der Lahn nicht antreten, weil der Mannschaftsbus ungefähr zwei Stunden und 40 Minuten vor dem angesetzten Beginn der Partie (19.30 Uhr) rund 50 Kilometer vor dem Zielort auf der A6 in einen Mega-Stau geriet, aus dem das Transportgefährt des Tabellen-17. leider nicht mehr rechtzeitig heraus kam. Das Spiel fiel aus und wurde gemäß §20 und §21 der BBL-Spielordnung (Download hier) mit 2:0 Punkten und 1:0 Körben zugunsten von Ludwigsburg gewertet. Außerdem wurden die LTi 46ers in der Tabelle mit einer Negativwertung (Sternchenwertung) belegt: Im Vergleich zu anderen punktgleichen Teams werden die 46ers in dieser Saison ab sofort schlechter platziert.
Ausgerechnet Ludwigsburg. Zwölf Jahre und etwas mehr als einen Monat ist es her, dass eine Gießener Mannschaft letztmals aufgrund eines Feststeckens im Stau ein Bundesligaspiel verlor. Seinerzeit hatte das Gießener Bundesligateam ebenfalls eine Auswärtspartie in Ludwigsburg zu bestreiten. Damals geriet man rund 30 Kilometer vor der Barockstadt in eine Vollsperrung. Fünf Spieler machten sich in einer denkwürdigen Aktion (mehr unter „Magic Moments“) mit einem ausgeliehenen Pkw über den Standstreifen dünne, konnten jedoch erst wenige Minuten nach der in der Spielordnung festgelegten Kulanzzeit zum Sprungball antreten. Gießen gewann die Begegnung am Ende zwar mit 74:62, Ludwigsburg hatte aber schon vor Spielbeginn Protest gegen die Wertung der Partie eingelegt und siegte im Nachhinein am „Grünen Tisch“.
Ein Ausweichen auf den Standstreifen war heute unmöglich. Auf dem Baustellenabschnitt, in dem man fest steckte, stand aufgrund von Unfällen nur eine Spur zur Verfügung. Behelfsausfahrten Fehlanzeige. Für den Fahrer des Teambusses, der sich um 15 Uhr von Gießen aus in Richtung Süden in Bewegung gesetzt hatte, bestand keine Chance, rechtzeitig aus dem Stau herauszukommen. Auch die Autobahnpolizei, die um Hilfe gebeten wurde, konnte nichts machen.
Als absehbar war, dass es die LTi 46ers nicht rechtzeitig zum Tip-Off in die Rundsporthalle schaffen würden (das Gießener Team hätte spätestens 15 Minuten nach dem angesetzten Spielbeginn mit mindestens 5 Spielern in Spielkleidung auf dem Spielfeld spielbereit sein müssen), war kurzzeitig eine Verschiebung des Spielbeginns um eine Stunde auf 20.30 Uhr angedacht. Das freilich hätte bedeutet, dass Ludwigsburg einer Spielverlegung zustimmt. Die Schwaben hätten in diesem Falle keinen Protest gegen die Spielwertung einlegen können, dies wäre lediglich bis 30 Minuten nach dem ursprünglich angesetzten Beginn der Partie möglich gewesen. Klar, dass die Ludwigsburger Verantwortlichen diesen Plan nach Durchsicht der Spielordnung ablehnten. Etwa gegen 19.50 Uhr bekam LTi 46ers-Sportdirektor Jens Gehlhaar diese Nachricht vom Technischen Kommissar der Partie telefonisch übermittelt. Der Mannschaftsbus hatte zu diesem Zeitpunkt den Stau hinter sich gelassen und befand sich rund 35 Kilometer vor Ludwigsburg. Anschließend nutzte man die nächste Möglichkeit, von der Autobahn abzufahren und machte sich auf den Rückweg nach Gießen.
Jens Gehlhaar: „Es tut uns wahnsinnig leid, was heute passiert ist: Zum einen für die Leute in Ludwigsburg, die in die Halle gekommen sind, um ein tolles BBL-Spiel zu sehen, zum anderen für unsere Fans, die sich entweder auf den Weg nach Ludwigsburg gemacht oder von zu Hause aus auf einen Sieg unserer Mannschaft gehofft haben. Das ist für alle Beteiligten ganz bitter. Im Bus sank die Stimmung natürlich auf den Tiefpunkt, bei allen war die Verärgerung spürbar. Wir sind zu einer Uhrzeit in Gießen losgefahren, die normalerweise reicht, um rechtzeitig am Spielort in Ludwigsburg anzukommen. Selbst wenn es unterwegs auf der Autobahn einige Stop-and-go-Phasen gegeben hätte, wären wir pünktlich vor Ort gewesen. Leider waren es Umstände höherer Gewalt, die verhindert haben, dass uns das gelingt.“