38:07 Minuten stand er gestern auf dem Feld, mit 19 Punkten und 6 Assists war er Giessens effektivster Spieler, und wer weiß wie das Spiel gegen die BG Göttingen ausgegangen wäre, wenn Heiko Schaffartzik nicht gut zweieinhalb Minuten vor der Halbzeit zu seiner wohlverdienten Pause auf die Bank beordert worden wäre. Zu diesem Zeitpunkt stand es 33:29 für die Hausherren, die sich nach verkorkstem Start in die Partie wieder zurückgekämpft hatten und drauf und dran waren, die Kontrolle zu übernehmen.
Doch ohne ihren Starting Point Guard und ohne den wegen Rückenproblemen verletzten Backup Danny Lewis fielen die 46ers förmlich auseinander, leisteten sich gegen die bekannte Göttinger Pressverteidigung gleich zwei Ballverluste in Folge ohne dabei über die Mittellinie zu gelangen und kassierten innerhalb nicht einmal zwei Minuten einen 0:12-Run, der nur durch einen anschließenden Terdenge-Dreier noch zum 36:41 Halbzeitstand korrigiert werden konnte.
Sicherlich war diese Szene nicht die einzig spielentscheidende des Abends, und sicherlich kann man nicht alles an den fehlenden Alternativen im Spielaufbau festmachen, doch in gewisser Weise war diese Phase bezeichnend für die Partie, in der die Gastgeber von Beginn an nicht so richtig wach schienen und sich durch teils völlig unnötige Ballverluste das Leben schwer machten.
Bereits nach wenigen Minuten hatten sich die anfangs treffsicher agierenden Gäste so einen 12:4 Vorsprung herausgespielt. Lediglich der erneut in der Startformation stehende Teamkapitän Flo Hartenstein und Maurice Jeffers verhinderten am Anfang einen zweistelligen Rückstand und sorgten dafür, dass das Bundesliga-Urgestein nach dem ersten Viertel nur mit drei Punkten zurücklag.
Dann jedoch fanden die Gastgeber langsam besser ins Spiel, übernahmen nach dem ersten Schaffartzik-Dreier zum 27:25 erstmals die Führung und behielten diese bis zur eingangs geschilderten Situation kurz vor der Pause.
Doch auch trotz dieses Black-Outs, in dem kein Giessener Spieler in der Lage war, den Ball nach vorne zu tragen, und trotz des zu Beginn des dritten Viertels ausgebauten Göttinger Vorsprungs auf elf Punkte kämpften sich die 46ers wieder Punkt um Punkt gegen die ebenfalls keineswegs restlos überzeugenden “Veilchen”wieder ins Spiel zurück und gestalteten die Partie bis zum Ende offen.
79:78 führten die Hausherren zweieinhalb Minuten vor Ende sogar, doch der starke Gästeaufbau Kyle Bailey und sein Flügelpartner Roderick Trice sorgten in der Schlussphase für die Big-Plays des Spiels, nicht ohne dabei tatkräftig von Gießener Unaufmerksamkeiten im Passspiel und – was in der zweiten Hälfte erschwerend hinzukam – im Defensiv-Rebound unterstützt zu werden. 13 zweite Wurfchancen durch Offensiv Rebounds gestatte man an diesem Abend den Gästen, immerhin neun davon im zweiten Durchgang, und ganze 21 mal gab man den Ball – teilweise völlig unbedrängt – aus den eigenen Händen, so auch in der mit entscheidenden Szene, als Roderick Trice bei einem halbherzigen Gießener Einwurf den Ball Heiko Schaffartzik abluchste und per Fast Break zum 79:84 abschloß.
Die verbleibenden nicht einmal eineinhalb Minuten reichten den Gastgebern nun nicht mehr, diese Scharte auszuwetzen, zumal die Gäste in Person von Charles Lee auch an der Freiwurflinie keine Nerven zeigten und den Sieg sicher nach Hause brachten.
Entsprechend groß war die Enttäuschung im Gießener Lager im Anschluß über die verpassten zwei Punkte, die man – da war man sich ohne die gegnerische Leistung schmälern zu wollen einig – eigentlich in erster Linie selbst zu verantworten hatte.
Gäste-Trainer John Patrick: “Das war ein sehr, sehr intensives und für die Zuschauer sicherlich attraktives Spiel mit viel Herz, wenn auch mit einigen Fehlern auf beiden Seiten. Aber wir haben azf beiden Seiten von den Point Guards eine starke Vorstellung gesehen und auch auf dem Flügel durch Roderick Trice oder Maurice Jeffers. Das waren schon tolle Aktionen. Am Ende denke ich war sicherlich unsere Ganzfeld-Verteidigung ein Schlüssel zum Sieg, durch die wir immer wieder wichtige Ballgewinne verbuchen konnten. In der Crunch-Time hat dann Roderick Trice einige Big Plays gemacht und wir haben am Ende die Freiwürfe getroffen. Beide Teams waren am Ende sehr müde und da hat man natürlich schon gemerkt, dass bei Giessen mit Danny Lewis die Entlastung im Aufbau gefehlt hat.”
46ers-Headcoach Simon Cote: “Gratulation an John Patrick und Göttingen zu diesem Sieg. Ihre Strategie heute mit der Ganzfeld-Verteidigung ist aufgegangen und wir haben uns dagegen sicherlich zu viele Ballverluste geleistet. Ein zweiter Faktor ist aber sicherlich auch das Offensiv-Rebounding gewesen. Göttingen ist bislang eines der besten Offensiv-Rebounding Teams der Liga und so war unsere Vorgabe heute zum einen den Ball sicher vorzutragen und zum andern im Defensiv-Rebound gut zu arbeiten. Trotz dieser Marschroute ist es Göttingen gelungen in beiden Bereichen zu dominieren. Wir hatten in der zweiten Halbzeit einige gute Momente auf unserer Seite, aber dann haben wir ihnen durch Rebound-Schwäche immer wieder leichte zweite Wurfchancen verschafft. Wenn man nicht gut verteidigt und nicht gut reboundet, verliert man so ein Spiel. Das Fehlen von Danny Lewis lasse ich da als Entschuldigung auch nicht gelten. Wir sind mit den Spielern in die Partie gegangen, die uns zu Verfügung stehen und wir haben Vertrauen in diese Spieler. Göttingen musste mit Clif Brown schließlich auch auf einen wichtigen Spieler verzichten.”
46ers-Forward Gerrit Terdenge: ” Wir hatten starke Probleme mit der Ganz-Feld-Press-Verteidigung der Göttinger. Die Sachen, die wir uns vorgenommen hatten, konnten wir nicht umsetzen. Wir sind nie so richtig ins Spiel gekommen. Sobald wir eine gute Phase hatten, haben die Göttinger entweder einen Ballverlust provoziert oder eine Auszeit genommen. Dadurch kamen wir nie in einen guten Rhythmus. Die 21 Ballverluste sprechen eine eindeutige Sprache. Bei einer solch hohen Anzahl an Ballverlusten kann man hinten noch so gut zumachen – ein Spiel kann man so nicht gewinnen. Nichtsdestotrotz hätten wir in der Defensive einen besseren Job machen müssen. Aber wenn man das ganze Spiel so einen Druck ausgesetzt ist, wird man schnell müde. Gerade Heiko hat diesen Druck besonders gespürt und trotzdem ein tolles Spiel gemacht. ”
Punkteverteilung:
LTi Giessen 46ers: Schaffartzik 19, Jeffers 17, Rouse 16, Maras 9, Umeh 8, Hartenstein 8, Lischka 6, Terdenge 3, Freese.
BG Göttingen: Kyle Bailey 25, Roderick Trice 23, Lee 14, Oliver 13, Miller 8, Boone 4, Jacobson 3, Grimaldi 2, Little, Kulawick.
Alle Bilder: Mediashots Werbefotografie