Wie Raab gegen Halmich

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Im BBL-Pokal bekommen die GIESSEN 46ers gegen den SYNTAINICS MBC beim 79:103 eins auf die Mütze

In Düsseldorf gab es für Stefan Raab am Samstagabend gegen Regina Halmich eins auf die Glocke, in Gießen bekamen die 46ers fast zeitgleich gegen den Mitteldeutschen BC eins auf die Mütze. Mit einem in der Höhe am Ende doch ernüchternden 79:103 (42:51) schied der Altmeister, im vergangenen Jahr noch der einzige Basketball-Zweitligist in Runde zwei, gegen die SYNTAINICS MBC, wie die Mannschaft aus Sachsen-Anhalt offiziell heißt, aus dem BBL-Pokal aus. 

Und hinterließ eine Woche vor dem Saisonstart der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA nicht nur ratlose, sondern vor allem auch verärgerte Gesichter. Was in Anbetracht einer zwischenzeitlichen 13-Punkte-Führung nicht verwunderte. „Na klar, am Ende ist immer der Trainer schuld“, grantelte Hausherren-Übungsleiter „Frenki“ Ignjatovic in der Pressekonferenz. Wohl wissend, dass sein Team einen eigentlich komfortablen Vorsprung ausgerechnet in einer Phase aus der Hand gegeben hatte, in der Regisseur Simon Krajcovic nicht auf dem Feld stand.

38:28 (14.) hatten die Mittelhessen vorne gelegen, als sich der slowakische Internationale sein zweites Foul einhandelte und deshalb auf die Bank beordert wurde. 42:51 lagen seine Männer schließlich zurück, als der Go-to-Guy in Durchgang zwei wieder auf dem Feld stand, das Ruder aber nicht mehr herumreißen konnte. „Was soll ich machen? Wenn ein Spieler so früh foulbelastet ist, muss ich ihn runternehmen. Auch Robin Benzing wollte weiterspielen, auch ihm habe ich es untersagt“, verdeutlichte Ignjatovic, dass er seine zentrale personelle Achse über die komplette Spielzeit brauchen würde. 

Was den Serben mehr ärgerte als die frühen Fouls waren allerdings die Bankangestellten, die seiner Meinung nach nicht ausreichend Energie und vor allem Punkte zum Gelingen beigesteuert hatten. „Unsere deutschen Jungs, bis auf Robin Benzing, standen zusammen rund 50 Minuten auf dem Feld, brachten es aber nur auf fünf Punkte“, verdeutlichte Assistenztrainer Nikola Stanic mit einem kritischen Blick auf die Stats, woran es mangelte. 

„Wenn du einen Erstligisten aus dem Weg räumen willst, dann benötigst du mehr Unterstützung von außen“, ergänzte Ignjatovic, der auch hätte all seine fünf Legionäre spielen lassen können, der dies im Hinblick auf den Saisonstart am kommenden Samstag (19 Uhr) in Kirchheim, wenn nach ProA-Reglement nur drei Ausländer auf dem Parkett stehen dürfen, tunlichst vermied. „Irgendwie sind wir noch in der Vorbereitung und dürfen das Match gegen den MBC getrost als unseren fünften Test ansehen. Kyle Castlin und Viktor Kovacevic mussten angeschlagen jeweils rund zehn Tage pausieren, wir haben noch nicht lange komplett trainieren können, deshalb wären Experimente fehl am Platz gewesen“, so der 57-Jährige. 

In die gleiche Kerbe schlugen auch seine Jungs. „Mund abputzen, eine gute Woche der Vorbereitung absolvieren und uns dann neu fokussieren“, wollte Kapitän Robin Benzing die hohe Pokalpleite gerne schnell abhaken. „Jetzt fahren wir mit Wut im Bauch nach Kirchheim, das muss für uns kein Nachteil sein“, schaute auch Luis Figge schon in Richtung Saisonstart im Schwabenland. Und auch Simon Krajcovic gab sich als fairer Verlierer: „Der MBC war nun mal die bessere Mannschaft, das gilt es anzuerkennen.“ In Richtung seiner eigenen Performence stellte der 30-Jährige klar: „Mir tut es leid, dass ich meinen Jungs in einer entscheidenden Phase nicht helfen konnte. Am Ende des Tages haben wir aber nur ein Spiel verloren, mehr nicht. Viel wichtiger sind die kommenden Wochen und Monate.“ 

Recht hatte der Mann aus Povazka Bystrica, der beim 7:4 per Dreier die erste Gießener Führung besorgte und auch beim 19:11 (8.) durch den besonders in der Anfangsphase auffälligen Mladen Vujic noch die Fäden zog. Nach Krajcovics zweitem Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Linie zum 34:21 (14.) dachten die ersten Zuschauer schon an das Duell der zweiten Pokalrunde in Ludwigsburg, beim 42:41 für den MBC nur vier Minuten später war die Partie allerdings wieder ausgeglichen. 

Als ein 51:42 für die Gäste zur Halbzeit von der Anzeigetafel leuchtete, hatten diese nicht nur einen zwischenzeitlichen 17:1-Lauf auf das Osthallen-Parkett gelegt, sondern vor allem Neuzugang Tyren Johnson, der zu diesem Zeitpunkt bereits 24 Zähler markiert hatte, bestens in Szene gesetzt. „Er hat der Partie mit seinen 36 Jahren seinen Stempel aufgedrückt, ihn haben wir nicht in den Griff bekommen. Und als nach dem Wechsel auch noch Michael Devoe aufdrehte, fanden wir kein Mittel mehr“, hatte Luis Figge später bei seiner Ursachenforschung genau jene beiden Männer als „Übeltäter“ ausgemacht, die für mehr als die Hälfte aller Punkte der Truppe aus Weißenfels gesorgt hatten. 

Weil Mladen Vujic nach der Pause gleich mal einen eigentlich einfachen Korbleger vergab und hernach auch noch zwei Freiwürfe liegen ließ, zogen die Gäste locker auf 68:48 Mitte des dritten Abschnitts davon. Der Rest war Schaulaufen. Dass die Gießener Niederlage nicht noch deutlicher ausfiel, war auch das Verdienst von Kyle Caslin, der – mit Maske spielend – spät auftaute, mit vier von fünf versenkten Dreiern gefiel, sich allerdings erst zum Topscorer aufschwang, als die Partie schon längst entschieden war. 

„Jetzt gilt es, all das aufzuarbeiten, was nicht gepasst hat“, kündigte Branislav Ignjatovic eine „intensive Trainingswoche“ an. Selten passte eine Floskel besser ins Bild als nach einem Osthallenabend, an dem es für seine 46ers eins auf die Mütze gab.

Gießen: Warnholtz (8), Ziring, Castlin (19), Benzing (9), Maier (2), Figge (3), Müsse (n.e.), Nyama, Kovacevic (9), Vujic (12), Krajcovic (17). 

MBC: Devoe (22), Johnson (30), Tkachenko (4), Breunig (12), Otto, Vargas (n.e.), Brewer (2), Callison (12), Reaves (10), Bryant (11). 

15.09.2024

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