Mit 72:79 mussten sich die Depant GIESSEN 46ers Rackelos am Samstagabend bei den Itzehoe Eagles geschlagen geben. Durch eine sensationelle Dreierquote übernahmen die Holsteiner früh die Führung und sollten diese ab dem 10:7 nach vier Minuten nicht mehr aus den Händen lassen. Kurz vor der Halbzeit und nach einem zwischenzeitlichen 20-Punkte-Rückstand nochmals in der Schlussphase sollten sich die Mittelhessen zwar zurück in Schlagdistanz kämpfen. Itzehoe fand aber stets die richtigen Antworten und behielt auch in einer kniffligen Schlussphase einen kühlen Kopf.
Über weite Strecken agierten die Gießener zu kopflos, produzierten eine Reihe teils unforcierter Ballverluste und blieben gerade von der Dreipunktelinie mit 23% zu blass. In der Achtelfinalserie steht es damit 1:1. Am kommenden Freitag (20:00 Uhr) kommt es in der Sporthalle Gießen-Ost damit zum entscheidenden dritten Aufeinandertreffen.
In einer hochintensiven Anfangsphase war es Thomas Tshikaya, der per Dreier ins Gesicht von Kevin Mickle die einzige Führung des Spiels für Gießen erzielte (5:4, 2.). Danach waren es zwei blitzsaubere Treffer von Downtown durch Flavio Stückemann, die die 800 Heimfans am Lehmwohld jubeln ließen. Im Gegensatz zum ersten Spiel zeigte Itzehoe eine so druckvolle wie von Selbstvertrauen geprägte Vorstellung. Tshikayas Jumper aus der Mitteldistanz zum 9:13-Anschluss beantwortete Mickle postwendend ebenfalls per Sprungwurf. Ein Dreipunktespiel von Johannes Lischka sprengte die Verteidigung der Nordlichter zwar. Stückemann erneut von jenseits des Perimeters und Thorben Haake per Buzzerbeater etablierten dann jedoch eine 23:16-Pausenführung der Gastgeber nach dem ersten Viertel.
Wie ein Flummi hob Mickle zu Beginn des zweiten Spielabschnitts im Fastbreak ab und dunkte die Eagles noch höher in Führung. Obwohl Jordan Williams seine Freiwurfquote von 37% durch zwei versenkte Strafwürfe aufpeppte, war es erneut Haake, der die Gießener Zonenverteidigung per Dreier knackte und auf 30:20 stellte (12.). Während die Itzehoer Quote aus der Dreipunktedistanz zeitweise bei 70% lag, hatten die Rackelos zunehmend Probleme, den Ball zu kontrollieren und produzierten zu viele Turnover. Jestin Lewis‘ Dreier zum 23:32 blieb so nur ein kurzes Aufbäumen. Erst zur Viertelmitte schien sich das Blatt zu wenden. Itzehoe war zu diesem Zeitpunkt mit fünf Teamfouls belastet, weshalb Leon Okpara viermal in Folge an die Freiwurflinie gehen durfte und die Adler ihre defensive Intensität zwangsweise herunterschrauben mussten. Lewis nach Schussfinte aus der Halbdistanz und Lischka per Layup brachten Gießen so wieder auf 32:35 heran.
Stückemanns vierter Dreier diente dann jedoch als Initialzündung für einen 12:2-Run der Gastgeber, die sich in einen kleinen Rausch spielten. Per Bodenpass legte Haake etwa auf Milen Zahariev ab, während bei Gießen kein Ball mehr durch die Reuse rutschen wollte. Tshikaya konnte kurz vor der Pausensirene zumindest noch auf 36:47 verkürzen.
Itzehoe hatte bis zu diesem Zeitpunkt neun (von 15 Dreiern) versenkt, während die Quote in der Zone mit 35% (9/26) deutlich unterm Schnitt lag. Obwohl sich daran auch in der zweiten Hälfte wenig ändern sollte, zeigten sich die 46ers zu unfokussiert, um daraus Kapital zu schlagen. So sollte Williams in Brettnähe zwar die ersten Gießener Zähler des dritten Viertels markieren. Danach blieben die Gäste aber über viele Minuten ohne Korberfolg, während Itzehoe ohne selbst zu glänzen im Schneckentempo einen 8:0-Run aufs Parkett legte. Immer wieder zwang das Team von Coach Pat Elzie Gießen zu schweren Abschlüssen aus der Distanz. Als Lischka per Dreipunktespiel (26.) die nächsten Zähler aufs mittelhessische Konto überwies, konnte der Kapitän so nur auf 41:60 verkürzen. Im direkten Gegenzug war es Stückemann, der abermals per Dreier die Hoffnungen auf einen Konterlauf zunichtemachte.
Mit 67:49 aus Sicht der Störstädter ging es in einen Schlussabschnitt, in dem beide Teams ihren Spielfluss zunächst komplett eingebüßt zu haben schienen. Durften sich die Rackelos über Korberfolge freuen wie etwa nach versenkten Dreiern durch Tim Köpple und Okpara, vermochten es die Eagles stets im Gegenzug zu scoren. Schon in der 35. Minute wechselte das Trainerduo um Rolf Scholz und Lutz Mandler einen Nachwuchsspieler nach dem anderen ein, da beim Stand von 57:76 die Niederlage kaum mehr abwendbar schien. Beginnend mit einem Dreier von Jannis Hahn brachte man Itzehoe dann jedoch ein letztes Mal ins Schwitzen.
Lischka schoss eine aus Hahn, Uhlemann, Köpple und Daniel Thurau bestehende Nachwuchs-Lineup durch sieben Punkte in Serie zurück in die Partie. Bei noch 38 zu spielenden Sekunden stahl Uhlemann den Ball, wurde im Fastbreak gefoult, zog so ein unsportliches Foul und stellte an der Linie auf 69:75. Im Bonusangriff vergab der Youngster zwar einen Dreier, konnte sich aber auf Köpple verlassen, der den Rebound kontrollierte und zum 71:75 ablegte. Tatsächlich konnte der taktisch an die Straflinie geschickte Zahariev nur einen Freiwurf versenken. Mickle schenkte den Itzehoer Anhängern aber literweise Beruhigungstee ein, als er den Offensivrebound kontrollierte und nun selbst gefoult für die Entscheidung sorgte.
Für Itzehoe war es der erste Playoffsieg seit dem ProB-Aufstieg 2014. Um den zweiten zu verhindern, gilt es am kommenden Freitag nun alle Kräfte zu mobilisieren, um das Viertelfinalticket mit einem Sieg in der Osthalle zu lösen.
Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Glückwunsch an Pat Elzie und Itzehoe. Sie waren heute besser und haben verdient gewonnen. Wir haben zu lange gebraucht, um in das Spiel zu finden, offensiv wie defensiv und inhaltlich keine Lösung gefunden.“
Itzehoe Eagles – Depant GIESSEN 46ers Rackelos 79:72 (47:36)
Viertelergebnisse: 23:16, 24:20, 20:13, 12:23
Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (3 Punkte), Tim Köpple (13), Jordan Williams (7), Daniel Thurau (1), Tim Uhlemann (6), Leon Okpara (7), Johannes Lischka (20), Thomas Tshikaya (7), Jannis Hahn (3), Jestin Lewis (5)
Itzehoe Eagles: Justinas Zirlys (4), Thorben Haake (7), Kevin Mickle (11), Milen Zahariev (16), Lucas Wilke, Stefan Schmidt (8), Lars Kröger, Joachim Feimann, Tim Lang, Flavio Stückemann (24), Fabio Galiano, Erik Nyberg (9)