Kaum endete die Viertelfinalserie der GIESSEN 46ers gegen Science City Jena, schon geht es für die Mittelhessen los mit der nächsten Runde der Playoffs in der 2. Basketball-Bundesliga ProA. Dabei geht die Reise am Samstag, 19. April 2014, zu Hauptrundenmeister und Aufstiegsfavorit BG Göttingen. Wenn die Partie um 19 Uhr in der Sparkassen-Arena beginnt, gehen die 46ers zwar als Außenseiter in die Serie gegen das Team um den letztjährigen Gießener Dominik Spohr, dennoch will sich die Mannschaft von Coach Denis Wucherer teuer verkaufen und den Favoriten mehr als nur ärgern.
Eigentlich sollte die BG der Club sein, dem die 46ers durch eine andere Hauptrunden-Platzierung aus dem Weg gehen wollten. Da dies aber nicht gelang, kommt es nun also zum Aufeinandertreffen mit der sicherlich stärksten Mannschaft des Teilnehmerfeldes. „In der Tat wären unsere Chancen in einer Serie gegen Crailsheim oder Nürnberg sicherlich größer“, so Denis Wucherer. „Das ist bei Göttingen eben nicht der Fall. Die sind einfach richtig gut, das waren sie über die gesamte Saison hin. Um so eine Mannschaft zu schlagen, muss schon eine Menge richtig laufen. Da muss jeder von uns einen richtig guten Tag erwischen. Wenn nicht jeder an seine Grenzen und sein Leistungslimit geht, haben wir keine Chance ein Spiel gegen Göttingen zu gewinnen. Die sind einfach extrem physisch, sehr athletisch auf allen Positionen und können alle gut werfen. Deswegen wird es nicht einfach sein, sich auf sie einzustellen. Sie sind durch die Bank weg sehr gut und sehr tief besetzt. Insofern gilt es sich auf unsere Defensiv zu konzentrieren und als Team als auch individuell zu funktionieren.“
Viel Zeit bleibt den 46ers dabei aufgrund des engen Playoff-Spielplans aber nicht. „Es wäre gut, wenn wir aus den ersten zwei Spielen eins gewinnen würden. Wenn man durch einen Sieg in so einer Serie angekommen ist und das Bewusstsein hat, dass man diese Mannschaft schlagen kann, dann ist eine Menge möglich.“
Während die Serie der 46ers gegen Jena über fünf Spiele ging, zog die BG Göttingen in vier Spielen gegen Essen in das Halbfinale ein. Auch wenn es für die Wucherer-Truppe eine intensive Serie war, so können der Coach und seine Mannschaft nicht allzu vieles mit in das Aufeinandertreffen mit den Südniedersachsen nehmen. „Jena hat einfach eine andere Qualität als Göttingen. Wenn man gegen Göttingen spielt, musst du in allen Bereichen, ob offensiv oder defensiv, am Limit sein. Du darfst dir keine Fehler erlauben, denn diese werden gnadenlos bestraft. Während Jena, besonders was Ballverluste, schnelle Abschlüsse oder schlechte Entscheidungen angeht, uns einfach oft in die Karten gespielt hat, macht das Göttingen einfach nicht. Das ist eine sehr abgebrühte Mannschaft, was sich darin zeigt, dass sie aus zehn Entscheidungen acht bis neunmal die richtige treffen.“
Dennoch können der 40-Jährige und sein Team natürlich Positives mit in die Serie nehmen. „Insgesamt kann jeder für sich mit einem guten Gefühl aus der Serie gehen, denn jeder hat irgendwie irgendwo mal dazu beigetragen, dass ein Spiel gewonnen wurde. Jeder geht mit Selbstbewusstsein raus, in der Hoffnung, dass wir den einen oder anderen Tag finden, an dem alles klappt.“
In den beiden Hauptrundenpartien der Halbfinal-Kontrahenten gaben die 46ers unterschiedliche Visitenkarten ab. Während in Göttingen TJ DiLeo und seine Teamkollegen eine gute Partie ablieferten, am Ende aber doch den Kürzeren zogen, war das Spiel in der Sporthalle Gießen-Ost schnell zu Gunsten der Südniedersachsen entschieden. „Im Hinspiel haben wir wirklich einen guten Tag gehabt, qualitativ hochwertigen Basketball gespielt und Göttingen am Rande einer Niederlage gehabt. Aber es war auch noch früh in der Saison. Seitdem hat die Mannschaft aus Göttingen, die Art und Weise wie sie spielt, verändert. Es ist eher im Gedächtnis geblieben, dass sie uns hier in der Osthalle richtig verprügelt haben. Das darf uns nicht mehr passieren. Wir müssen uns wehren und physisch bereit sein. Die Jungs müssen wissen was sie erwartet und im Kopf bereit sein, um ihre Physis über eine ganze Serie auf das nächste Level zu bringen.“
Während die 46ers, die mit dem Einzug in die Playoffs schon ein Haken hinter ihre Saisonziele machen konnten und aktuell ihre Kür absolvieren, völlig befreit aufspielen können, ist bei der BG, die schon vor der Saison deutlich machte, dass das Ziel der Aufstieg sei, ein Scheitern im Halbfinale nicht im Plan mit inbegriffen. Der Druck liegt also deutlich auf der Seite der Mannschaft von Trainer Johan Roijakkers. Wucherer dazu: „Prinzipiell können wir befreit aufspielen und eigentlich nur gewinnen, denn wir sind krasser Außenseiter. Göttingen hat aber nach dem eins zu eins gegen Essen gezeigt, dass sie danach zweimal fast mit 30 Punkten Unterschied gewonnen haben und damit locker umgehen können. Sie scheinen als Team alles mitzubringen was man so braucht, auch um einen zwei zu null Rückstand noch zu drehen. Ich glaube nicht, dass sie eine Mannschaft haben, die dann auseinanderbricht und panisch wird.“
Trotz Außenseiterrolle suchen aber die 46ers natürlich ihre Chance: „Wir wollen uns in dieser Serie gut verkaufen und nicht dreimal abgeschossen werden. Deswegen machen wir uns schon einen gewissen Druck. Wir wollen zeigen, dass wir Basketball spielen können, daher wird eine gewisse Nervosität zu spüren sein. Nicht nur bei mir, sondern auch bei den Jungs. Wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen und möglichst dreimal gegen Göttingen gewinnen.“