Die Auflagen der BBL sind vom Club erfüllt worden. Geht man da jetzt etwas befreiter in die kommende Spielzeit?
Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt Sorgen gemacht, dass wir nicht die Auflagen der BBL erfüllen werden. Es waren Auflagen, die sowieso in den Lizenzstatuten verankert sind, daher haben wir das von Anfang an sehr entspannt und gelassen gesehen. Aber es ist natürlich klar, dass wir vor jeder Saison einen brutalen Druck haben, um letztendlich die Gelder zu generieren, die wir in unserem Budget eingeplant haben. Aber wie gesagt, auch da wird man immer ruhiger mit den Jahren. Wir haben hier noch etwas zu leisten an Sponsoringerlösen, da uns ein Premium Partner weggefallen ist. Das bedeutet, dass wir diese Summe kompensieren müssen. Ich hatte mir das auch anders gewünscht, dass wir nochmal einen draufsetzen. Wir haben in der letzten Saison einen Rekorderlös erwirtschaftet. Wir müssen einfach sehen, ob uns das in der nächsten Saison auch nochmal gelingt oder ob wir da noch ein kleines Sahnehäubchen drauflegen können. Dafür arbeiten wir in den letzten Monaten sehr intensiv und dann schauen wir mal, was am Ende des Tages dabei rauskommt. Aber die kommende Saison ist finanziell auf jeden Fall schon gesichert.
Ein Premium Partner ist weggefallen hast du gesagt! Wie sehr schmerzt dieser Verlust?
Das schmerzt enorm. Wir sind zwar mit über 145 Sponsoren sehr breit aufgestellt. Das ist eine absolute Stärke, die auch in der BBL bewundert wird, dass wir nicht nur von einem Investor abhängig sind. Aber es ist doch klar, wenn uns ein Premium Partner nach intensiven Gesprächen und dem aufgebauten Vertrauen untereinander wieder verlässt, tut es dann natürlich weh. Wir haben zu meiner Zeit drei Premium Partner generiert, zu diesen hat man eine entsprechende Beziehung aufgebaut. Aber bei dem Premium Partner ist es so, dass er weitestgehend alle Kommunikationsziele erreicht hat, dann muss man auch einfach mal einen Ausstieg akzeptieren. Er wird uns aber auch weiterhin zur Seite stehen und uns unterstützen. Aber so ist der Lauf der Zeit, Unternehmen haben ihre Ziele im Sponsoring und sind diese erreicht, was auch für unsere Arbeit spricht, setzen sie andere Schwerpunkte. Jammern, das weiß jeder, ist nicht mein Naturell. Dann heißt es Lösungswege aufzeigen und finden, um trotzdem letztendlich die Summe zu generieren, die man sich im Vorfeld vorgenommen hat.
Eine weitere Frage die hin und wieder in den Medien kolportiert wird – wie sieht es mit einem Namenssponsor bei den 46ers aus? Es wird wild spekuliert und es wurden schon diverse Meldungen ausgegeben, dass ein Namensgeber bei den GIESSEN 46ers gefunden wurde. Könntest du uns etwas Aufschluss zur dieser Thematik geben?
Nein, da gibt es nichts Neues. Wir sind hier in zahlreichen Gesprächen, aber dieses werthaltige Vermarktungstool, welches wir noch in der Hinterhand haben – da muss einfach alles stimmen. Wir brauchen einen Partner an der Seite, der zu uns passt. Da muss eine Zweisamkeit von Anfang zu sehen sein. Ich habe von Tradition und Identifikation gesprochen, nicht nur deshalb werde ich es versuchen zu vermeiden, dass wir hier Clubfarben wechseln oder ähnliches. Natürlich haben wir nicht die Qual der Wahl, aber wir haben auch nicht die Not und wir werden auf den Richtigen warten. Ich weiß, dass der Richtige zu einem gewissen Zeitpunkt kommen wird. Ich denke auch, dass diese Geduld und dieser lange Atem früher oder später belohnt wird. Wir reden hier von einer Partnerschaft, die dann über drei, vier Jahre gehen soll. Dabei handelt es sich um unser höchstes Tool, unser Club-Logo und so viele Parameter gilt es zu beachten. Das muss alles sehr wohl überlegt sein. Natürlich mache ich auch kein Geheimnis daraus, dass es auch eine adäquate Summe sein muss und von daher – ja, wir hätten schon zwei, dreimal eine Partnerschaft abbilden können. Da werden viele fragen, warum haben sie es nicht getan? Weil wir uns selber treu bleiben, wie wir es auch immer vorleben. Das 46ers-Wappen ist unser höchstes Gut und wir wollen uns einfach die Chance auf die Zukunftsperspektive nicht nehmen lassen und warten lieber den richtigen Zeitpunkt ab.
Letztendlich ist es, wie es immer im Leben ist: Im richtigen Moment, zur entsprechenden Zeit, am richtigen Ort sein und dann die richtige Entscheidung treffen. Ich bin mir sicher, dass sich da früher oder später etwas tun wird.
Ein Thema sind auch die Dauerkarten. Die Dauerkartenbesitzer waren etwas verwundert, dass sich die Preise erhöht haben. Könntest du uns diesen Vorgang mal erläutern, warum diese Anhebung erfolgt ist?
Ich habe ja gerade geschildert, dass wir keine TV-Einnahmen, analog zum Fußball, erhalten. Ich habe im Vorfeld gesagt, wir haben nur die Einnahmequellen Marketing, Sponsoring plus Zuschauereinnahmen und da waren wir in den letzten Jahren sehr solide aufgestellt. Wir haben uns natürlich auch Gedanken gemacht, ob wir auch Erlössteigerungen im Zuschauerbereich hinbekommen. Diese sind für uns elementar wichtig. Wir haben anschließend genau analysiert, wo die Dauerkartenpreise bei anderen Clubs liegen und es war an der Zeit, dass wir auch diese Stellschraube letztendlich in die Hand nehmen. Dass das nicht immer angenehm ist, ist auch klar. Aber wir haben so viele heikle Dinge in den letzten vier Jahren gelöst oder in positive Wege geleitet beziehungsweise verändert, und der Erfolg hat uns Recht gegeben. Deshalb waren wir gezwungen die Dauerkartenpreise zu erhöhen. Eine Preismodifikation war unumgänglich. Damit wollen wir niemanden konterkarieren, ganz im Gegenteil, aber wir sind nun mal ein Wirtschaftsunternehmen. Wir haben auch in allen Bereichen steigende Kosten, so wie das in jedem anderen Unternehmen ist. Die Spieler und Trainer werden auch nicht günstiger. So sind alle gefordert, jeder einzelne Zuschauer, jeder einzelne Sponsor und wir natürlich, dass wir auf die Kostenseite schauen. Das wir weiter seriös abwägen, welche Investition wir tätigen und welche eben nicht. Wir sind immer noch dazu gezwungen, und das macht uns noch unendlich viel Spaß, mit bescheidenen Mitteln das Optimum rauszuholen. Ich muss sagen, ich habe auch ein wunderbares Team auf der Geschäftsstelle, die dieses auch hier jeden Tag leben. Auch ich könnte mir gar nicht vorstellen, von heute auf morgen für irgendeinen anderen Club zu arbeiten, wo Geld keine Rolle spielt. Wo man einfach sagen kann, so und so machen wir das. Um den Kreis zu schließen, keine einfache Entscheidung, aber eine zwingend notwendige. So kann man das zusammenfassen. Wir haben aber auch ein Menge Verständnis bekommen. Es haben sich natürlich einige Wenige beschwert, mit denen habe ich aber persönlich telefoniert und ihnen die Situation versucht zu schildern. Ich denke, dass ich auch da auf Verständnis gestoßen bin und so versuchen wir uns in allen Bereichen weiterzuentwickeln, um den Basketballstandort in der Basketball Bundesliga aufrechtzuerhalten. Was man noch erwähnen muss, wir haben momentan den gleichen Dauerkartenabsatz, wie letztes Jahr. Das zeigt, dass wir trotz der Erhöhung bisher keinen Dauerkarteninhaber verloren haben. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt das Vertrauen in unsere Arbeit sowie die Leidenschaft unserer Fans für unsere 46ers.
Wie wirkt sich das bei den Eintrittspreisen der Einzeltickets für die kommende BBL-Saison aus?
Die gute Botschaft ist, dass wir die Stehplatzpreise konstant halten konnten. Natürlich haben wir auch mal explizit analysiert, wo wir welche Kapazitätsauslastung hatten. Dabei haben wir festgestellt, dass es eine Auslastung im Sitzplatzbereich von 96% in der letzten Saison gegeben hat, dementsprechend mussten wir dort handeln und auch wieder Begehrlichkeiten wecken. Deshalb haben wir den Sitzplatzbereich der Nachfrage angepasst und die Preise moderat angehoben.
Zu guter Letzt – wie sehr freust du dich auf die anstehende Spielzeit und was erhoffst du dir von dieser im Allgemeinen?
Die Frage wird mir jedes Jahr gestellt. (lacht) Ich bin noch gar nicht soweit. Es ist immer so in der Saisonvorbereitung, dass man unheimlich viele Themenbereiche abzuarbeiten hat. Ich kann mich erst dann auf die Saison freuen, wenn ich weiß, dass der Etat vollumfänglich generiert wurde oder wir ein paar Euro darüber liegen. Ich bin froh, wenn wir dann verletzungsfrei durch die Vorbereitung kommen. Dann bin ich etwas entspannter und erleichtert. Vor allem wenn Denis (Wucherer) mir signalisiert, dass die Teamchemie passt und seine Spielphilosophie umgesetzt werden kann.
Momentan ist die Vorfreude noch überdeckt von den aktuellen Saisonvorbereitungen. Aber so wie ich mich kenne und es in den letzten Jahren immer war, wird es wohl eine Woche vor Start der BBL-Saison bei mir losgehen. Da freut man sich, wenn die besten Clubs aus Deutschland hier wieder gastieren und wir wieder die anderen Städte besuchen.
Was ich von der Saison erwarte, ist das, was ich vor jeder Spielzeit erwarte. Eine Mannschaft die sich zerreißt, die Leidenschaft verkörpert, die bis zur letzten Sekunde alles gibt, die einen Einklang findet mit unseren Zuschauern, mit unseren Fans. Und dann erwarte ich schlussendlich den Klassenerhalt für die kommende Saison. Dann haben wir wieder sehr viel erreicht und können genau wieder auf dem aufbauen, wie wir es jetzt nach der abgelaufenen Saison tun. Wenn wir diese kleinen Schritte weiterhin seriös und kontinuierlich gehen, dann denke ich, dass wir eine große Chance haben, ein ganz wesentlicher und langfristiger Bestandteil der Basketball Bundesliga zu bleiben.
Danke dir, Heiko!