68:69-Niederlage nach Verlängerung

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Ganz bitter. Die LTi GIESSEN 46ers standen am Freitagabend in der Partie gegen die EnBW Ludwigsburg wieder ganz dicht vor ihrem ersten Saisonsieg. Genau wie zwei Wochen zuvor im Spiel gegen ALBA Berlin fiel die Entscheidung in der Sporthalle Ost erst in der Verlängerung. Drei Sekunden vor dem Ende der Extraspielzeit sorgte Ludwigsburgs Michael King mit einem Treffer von der Freiwurflinie für den 69:68 (57:57/35:34)-Sieg der Gäste.

Der Gießener Fünf war in der Anfangsphase nicht nur durch die bereits nach zehn Sekunden von Maurice Jeffers per energischem Zug ans gegnerische Brett erzielte 2:0-Führung anzumerken, dass ein ähnlich schläfriger Start wie den letzten drei Partien, in denen man jeweils früh einem deutlichen Rückstand hinterher laufen musste, diesmal unbedingt vermieden werden sollte. Zwar sahen sich die anfangs leicht übermotiviert wirkenden Gastgeber vor 2540 Zuschauern nach vier Minuten einem 3:9-Rückstand gegenüber, doch spätestens dann entwickelte sich zwischen den Kontrahenten ein intensives und umkämpftes Duell auf Augenhöhe. In den letzten fünf Minuten des ersten Viertels gelang es der Truppe von Cheftrainer „Vladi“ Bogojevic sogar, ein kleines Offensiv-Feuerwerk zu zünden. Der 11:0-Lauf des 46ers-Teams von Minute acht bis zehn, bei dem Maurice Jeffers seinen zweiten Dreier an diesem Abend traf, gab Anlass zu Hoffnungen auf den ersten Sieg im siebten Saisonspiel (23:15/10.).

Nachdem Ludwigsburg jedoch mit einem 7:0-„Run“ gekontert und wieder auf 22:23 verkürzt hatte (11.), war fortan eine defensivbetonte Begegnung zu beobachten, die zwar viel harte Arbeit und entschlossenes Dazwischengehen, aber nur selten gehobene Basketballkost bot. Beide Teams bekamen im Angriff nur wenig Freiräume von den jeweils gegnerischen Defensivreihen gestattet und haderten letztlich auch mit ihrer Trefferquote, sowohl was die Versuche aus dem Feld (Gießen 36 Prozent, Lubu 35) als auch die von der Freiwurflinie (Gießen 50 Prozent, Lubu 63) anbelangte. Gießen lag nach dem dritten erfolgreichen Nachsetzen (Tip-in) von Joe Werner in Minute 13 mit 26:22 vorne, hatte in der Offensive im Vergleich zur Endphase des ersten Abschnitts aber längst wieder einen Gang zurückgeschaltet. Ludwigsburg riss durch einen Dreier von Domonic Jones die Führung erneut an sich (30:31/17.) und rettete den Ein-Punkt-Vorsprung auch in die Pause (34:35).

Die Anfangsphase der zweiten Hälfte gehörte eindeutig den Gästen, die der Partie mit einer deutlich höheren Taktzahl in der Verteidigung nun ihren Stempel aufdrückten. Die Gießener Akteure hatten ihre liebe Mühe mit dem Dauerdruck der Barockstädter, die nach einem erfolgreichen Dreierversuch ihres bisherigen Topscorers Michael King plötzlich mit acht Punkten Differenz (42:34) führten. Eine Einzelaktion von Point Guard Austen Rowland nach absolvierten 4:08 Minuten im dritten Viertel sorgte für die ersten Punkte der LTi 46ers nach der Pause. Dass bei der Bogojevic-Truppe im Angriff nun nahezu gar nichts mehr klappen wollte, war unter anderem in Minute 27 zu erkennen, als der in dieser Saison bislang überragende David Teague, mit acht Punkten bis dato vergleichsweise blass geblieben, das Kunststück fertigbrachte, binnen einer Minute von vier Freiwürfen keinen einzigen in der gegnerischen Reuse unterzubringen. Vor allem die ganz schwache Freiwurfausbeute (31 Prozent, 5 von 16) und eine nicht minder schlechte Dreierquote (13 Prozent, 2 von 16) waren dafür verantwortlich, dass sich die Hausherren in der letzten Viertelpause weiterhin mit sechs Punkten (41:47) im Hintertreffen befanden.

Nach dem foulbedingten Ausscheiden von Jannik Freese (32.) und sechs Gäste-Punkten in Folge durch den von seinen Mitspielern immer wieder gut in Szene gesetzten Center Kyle Visser und Jones schienen die 46ers vollends auf die schiefe Bahn geraten zu sein (45:55/34.), doch eingeleitet von einem Blockshot von Martin Kohlmaier und daraus resultierenden Fastbreak-Punkten von Max Weber legte die Gießener Mannschaft einen fulminanten Endspurt hin. Hinten baute man in der Schlussphase einen nahezu undurchdringlichen (Zonen-)Verteidigungs-Wall auf, der Ludwigsburger Fehlwürfe aus der Distanz und zudem Ballverluste der Gäste zur Folge hatte, die Gießen nun in Person des zum Ende hin immer besser in Fahrt kommenden David Teague in Punkte ummünzen konnte (53:57, Drei-Punkte-Spiel Teague nach Fastbreak/38.). Nach einem Dreier von Teague zum 57:57 (39.) bestand die Osthalle nur noch aus Stehplätzen. In der Schlussminute blieb sowohl EnBW-Spielmacher Kyle Bailey (0:53 Rest) als auch Teague (0:25) aus der Distanz ein Erfolg versagt, die letzte Aktion (Penetration von Bailey zum Gießener Korb) wurde von den 46ers abermals gut verteidigt und endete mit einem Notwurf, der nicht sein Ziel fand.

In die Verlängerung fanden indes die Schwaben besser hinein, nach einem Dreier von Bailey hatte Lubu einen Fünf-Punkte-Vorsprung inne (59:64/43.). Abschütteln ließen sich die Gastgeber nun aber nicht mehr. Mit unbedingtem Siegeswillen kämpften sich die 46ers-Korbjäger nochmals heran (63:64, Tip-in Kevin Johnson nach Dreierversuch Jeffers/44.) und David Teague zeigte in den letzten 50 Sekunden der fünfminütigen Overtime mit einer optimalen Ausbeute von der Freiwurflinie (5/5), dass seine vier Fehlwürfe im dritten Viertel nur ein Ausrutscher gewesen waren. 23 Sekunden vor Schluss war Ludwigsburg beim Stande von 68:68 in Ballbesitz und konnte den letzten Angriff ausspielen, weil die 46ers auf ihre Verteidigung vertrauten und nicht auf ein schnelles Foul aus waren. Lubu’s Shooting Guard Michael King war es schließlich vorbehalten, den Ball zugespielt zu bekommen und fünf, sechs Sekunden vor der Schluss-Sirene von der Dreierlinie gegen den ihn verteidigenden Joe Werner zum Brett zu ziehen. Werner machte den Weg zum Korb schnellen Schrittes zu, drängte King in eine ungünstige Wurfposition, doch bei dem am äußeren Zonenrand – etwa einen Meter von der Gießener Grundlinie entfernt – aus vollem Lauf abgefeuerten Notwurf des Gästeakteurs erkannten die Schiedsrichter auf ein Foul von Werner, dessen Arme bei dieser Verteidigungsaktion nach oben gestreckt waren. King vergab die erste Chance, seine Farben drei Sekunden vor Schluss in Führung zu bringen, nutzte aber den zweiten Freiwurf und sorgte für das 69:68 aus Sicht des EnBW-Teams.

Da Gießen keine Auszeit mehr zur Verfügung stand, musste der Ball im letzten Angriff von der eigenen Grundlinie aus in die gegnerische Hälfte gebracht werden. Der angespielte Austen Rowland schaffte es in den verbleibenden drei Sekunden zwar nochmal bis über die Mittellinie, verlor gegen zwei Verteidiger dann aber die Kontrolle über den Ball, so dass ein Wurf leider nicht mehr zustande kam.

Punkteverteilung

LTi GIESSEN 46ers: Jacovic (0), Johnson (4), Kohlmaier (4), Theilig (n. e.), Rowland (8), Christen (n. e.), Weber (3), Teague (23), Freese (4), Tapuskovic (0), Jeffers (14), Werner (8).

Beste Punktesammler bei der EnBW Ludwigsburg: Visser (18), Jones (16), King (15).

Zum Scouting

Trainerstimmen

Vladimir Bogojevic: „Wenn man nur 13 von 26 Freiwürfen und 3 von 24 Dreiern trifft, ist es schwer, ein Spiel zu gewinnen. Nichtsdestotrotz haben wir heute einen guten Kampf abgeliefert. Von den 17 Ludwigsburger Offensivrebounds resultierten sechs oder sieben daraus, dass Spieler des Gegners zuvor länger als drei Sekunden in unserer Zone gewesen waren. Beim letzten Angriff der Ludwigsburger haben wir Vertrauen in unsere Verteidigung gehabt, deshalb sind wir nicht auf ein Foul gegangen. Mit dem letzten Pfiff bin ich nicht einverstanden, aber okay, vielleicht hatte ich nur einen schlechten Winkel. Ich bin der Meinung, dass die Spieler so ein Spiel entscheiden sollen, das war heute nicht der Fall. An Positivem nehmen wir mit, dass unsere Defense heute gut funktioniert hat. Beim nächsten Mal müssen wir einfach mal einen Punkt mehr machen als der Gegner.“

Tolga Öngören: „Wir wussten vorher, dass es schwer werden würde, hier zu gewinnen. Wir hatten bis zum 57:50 die Kontrolle, haben dann aber Probleme gegen die Gießener Zonenverteidigung bekommen und vier, fünf Angriffe nicht erfolgreich abschließen können. Auf der anderen Seite ist Teague heiß gelaufen, deshalb wurde es noch mal eng.“

Foto-Galerie

Alle Bilder: Mediashots Werbefotografie.

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