46ers-Geschäftsführer Guido Heerstraß zum neuen Bezahlmodell der Streaming-Plattform Sporteurope.TV, früher Sportdeutschland.TV.
In der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA wird das Streaming zur neuen Saison kostenpflichtig. Ein geleakter Preisplan, also ein vertrauliches Dokument, das ohne Autorisierung vergangene Woche an die Öffentlichkeit gelangt ist, ohne dass die Liga die Preise zuvor bekanntgegeben hatte, erhitzt ebenso die Gemüter der Fans wie die Preisgestaltung, die die Anhänger so gut wie aller Club mehrheitlich verurteilen.
Wir haben bei Guido Heerstraß, dem Geschäftsführer der GIESSEN 46ers, nachgefragt, wie es zur Festlegung der Preise kam und wie er zum neuen Bezahlmodell der Streaming-Plattform Sporteurope.TV, früher Sportdeutschland.TV, steht.
Guido, die neue Preisstruktur sorgt in Fan-Kreisen für Verwunderung, bei vielen auch für mächtig Ärger …
Ja, solche Veränderungen sind für die Nutzer eines Livestreams nicht schön. Ich kann das auch absolut nachvollziehen. Und ich glaube sagen zu können, dass sich alle Clubvertreter mit diesem Thema schwergetan haben. Am Ende war es eine Gemeinschaftsentscheidung aller 18 Vereine. Die Einführung einer Paywall wurde schon länger diskutiert. Es war klar, dass ein kostenfreies Streaming in Zukunft nicht mehr möglich sein wird. Für die Clubvertreter war es zunächst einmal wichtig, überhaupt einen Livestream anbieten zu können. In mehreren Sitzungen haben wir deshalb über die verschiedenen Möglichkeiten gesprochen. Wir haben auch über die Möglichkeit einer eigenen Plattform nachgedacht, aber dann wieder davon Abstand genommen, weil bei diesem Modell noch mehr Unwägbarkeiten drinstecken. Also haben sich die Clubs für diesen Weg entschieden.
Sind die Preise im Gegensatz zu denen anderer Sportarten angemessen oder hättest du dir einen moderateren Einstieg gewünscht?
Ganz ehrlich, ein moderaterer Einstieg hätte mir persönlich besser gefallen. In einer Arbeitsgruppe von Liga, Ligavertretern und externen Experten zum Thema Paywall sind die Beteiligten zu dem Schluss gekommen, mit diesem inzwischen veröffentlichten Preismodell an den Start zu gehen. Wir als Clubvertreter hatten uns dann in einer Abstimmung entschlossen, dieser Empfehlung zu folgen.
Werden die ProA-Clubs in Zukunft an den Erlösen beteiligt?
Ja! Beim Kauf eines Abos zum Beispiel kann der Käufer seinen Club auswählen, den er unterstützen möchte. Somit hat der Zuschauer einen direkten Einfluss auf die Einnahmenströme des entsprechenden Vereins.
Können diese Einnahmen auch der Weiterentwicklung der Übertragungen dienen?
So ist es angedacht. Die Qualität der Übertragung eines Live-Formats sollte sich grundsätzlich stetig weiterentwickeln, um sich auch in Zukunft unter der Vielzahl von Anbietern durchzusetzen zu können. Deshalb ist das auch unserer aller Pflicht, diese Weiterentwicklung zu gewährleisten.
Was passiert mit dem Geld der Fans, wenn der Livestream nicht funktioniert?
Da hoffe ich natürlich, dass das gar nicht oder zumindest selten vorkommt. Sollte es aber aus technischen Gründen doch passieren, wird bei einem Pay-per-View der gezahlte Betrag erstattet. Bei einem Pass wird der Betrag anteilig durch Sporteurope.TV, ehemals Sportdeutschland.TV, zurückgezahlt.
Auf wie vielen Geräten können die Fans gleichzeitig streamen?
Wir hatten mit der Liga besprochen, dass das Streamen auf bis zu zwei Geräten möglich ist.
Erwartest du negative Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen und damit auch auf die Suche nach Sponsoren für den Stream?
Das ist eine gute Frage. Ich hoffe das natürlich nicht. Ich hoffe eher, dass nach einer gewissen Eingewöhnungszeit der Livestream gut genutzt und angenommen wird. Am Ende möchten alle, dass sich die ProA weiterentwickelt. Die Zukunft wird es weisen, ob es zu einem sehr starken oder doch nur zu einem kleinen Rückgang der Nutzungszahlen kommen wird.
Was kostet die Produktion des Streams die GIESSEN 46ers pro Jahr?
Wir sind bereits in den vergangenen Jahren zu der Produktion eines Streams verpflichtet gewesen. Über die ganze Saison hinweg summierten sich die Produktionskosten auf einen mittleren fünfstelligen Betrag. Teilweise konnten wir zwar Einnahmen aus der Vermarktung von Werbespots erzielen, die Produktion war jedoch nicht kostendeckend. Aus diesem Grund wären Einnahmen aus dem Livestream rein wirtschaftlich betrachtet hilfreich.


