Serge Gnabry sieht eine Galavorstellung von Jenas Eric Washington
Sechs Zweitligisten in Runde eins des BBL-Pokals, sechs Zweitligisten mit Heimrecht, sechs Zweitligisten ausgeschieden: In kaum einer anderen Sportart treten die Unterschiede zwischen Ober- und Unterhaus drastischer zu Tage als im Basketball. Mit den GIESSEN 46ers, den Tigers Tübingen, Phoenix Hagen, der BG Göttingen, den HAKRO Merlins Crailsheim und den Eisbären Bremerhaven blieben alle ProA-Clubs mehr oder weniger deutlich auf der Strecke, so dass das Pokal-Achtelfinale Mitte Oktober ohne Beteiligung eines Zweitligisten stattfinden wird. Dass die Frankfurt Skyliners (96:101 gegen Ludwigsburg) in einem Bundesliga-internen Duell auf der Strecke blieben und die Männer von Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic gegen RASTA Vechta lange mithielten und am Ende „nur“ mit zehn Zählern Differenz (70:80) unterlagen, ist dem Altmeister ein schwacher Trost.
Bei der deutlichen 82:101-Niederlage von Phoenix Hagen gegen die Rostock Seawolves waren am Ende aus Sicht der Gastgeber 28 gegenüber 50 Prozent Dreierquote und ein Defizit von sieben Rebounds (33:40) die entscheidenden Faktoren für die Pleite. Dass neben Topscorer Devin Schmidt im Ex-Gießener Bjarne Kraushaar nur ein weiterer Akteur zweistellig punktete, machte das Match für die Volmestädter nicht einfacher. Hagen tat sich gegen die Länge und Physis von Andy van Vliet sichtlich schwer. Rostocks Center, der kürzlich noch für Belgien bei der EM spielte, sammelte in knapp 16 Minuten starke neun Rebounds ein und avancierte mit 15 Punkten zum zweitbesten Scorer der Ostseestädter, die auf den ehemaligen 46ers-Profi Dominic Lockhart verzichten mussten. Bei den „Feuervögeln“, die immerhin 2300 Besucher in der „Ische“ begrüßen durften, pausierte Marvin Omuvwie aufgrund einer Gehirnerschütterung.
Der 87:67-Erfolg der VET-CONCEPT Gladiator Trier bei den Tigers Tübingen, den nur 1200 Zuschauer sehen wollten, war der neue Power Forward Urald King der X-Faktor für den Erfolg der Moselstädter. Mit neun Punkten und 13 Rebounds schrammte er knapp an einem Double-Double vorbei, war mit seiner Präsenz unter den Brettern aber kaum zu stoppen. Tübingens Regisseur JaCobi Wood war zwar mit 22 Punkten der beste Scorer des Abends, konnte aber das Ausscheiden seiner Truppe nicht verhindern. Positiv aus Sicht der „Raubkatzen“ war, dass sie bei den Assists (17:13) und bei den Ballverlusten (8:10) die besseren Zahlen hatten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das verlorene Duell um die Rebounds (31:49) spielentscheidend war.
BBL-Absteiger BG Göttingen hatte sich gegen die Telekom Baskets Bonn schon nach sechs Minuten eine zweistellige Führung erspielt (21:11). 28 Punkte hatte der Zweitligist dem Erstligisten dann bereits nach zehn Minuten eingeschenkt. Ein heißer Tylan Birts führte die Rheinländer vor 1860 Fans mit 24 Punkten, vier Rebounds, zwei Assists und zwei Steals aber nicht nur Stück für Stück heran, sondern schließlich auch zu einem 91:84-Sieg. Während Birts vier seiner acht Dreier versenkte, netzte der Rest des Teams nur vier von 26 Versuchen ein. Bei Bonn, wo Pointguard Zack Cooks fehlte, verpasste Mike Kessens mit elf Zählern und acht Rebounds knapp ein Double-Double: Bei den Südniedersachsen punkteten in Julius Böhmer (12), Daniel Kirchner (12) und Mathis Mönninghoff (10) drei deutsche Profis zweistellig.
Unter den Augen von Fußball-Nationalspieler Serge Gnabry führten die HAKRO Merlins Crailsheim gegen Bundesliga-Aufsteiger Science City Jena im dritten Viertel bereits mit 13 Punkten, mussten den Gästen, bei denen Eric Washington überragte, dann aber doch noch den 85:78-Sieg überlassen. Der Neuzugang hatte vor 2300 Besuchern nach einem langwierigen Infekt erst einmal trainiert, zeigte aber, dass er ein Unterschiedsspieler sein kann. Mit 26 Punkten machte er die meisten des Spiels und traf dabei vier Dreier. Dazu sammelte er vier Rebounds ein und verteilte vier Vorlagen. Brock Gardner war bei den Hohenlohern mit 19 Zählern und fünf Dreiern der erfolgreichste Werfer. Allerdings bekam er gerade in den letzten Minuten kaum noch einen Ball, geschweige denn eine gute Wurfchance. Daran hatte Jenas Lorenz Bank großen Anteil, den Coach Björn Harmsen auf den Scharfschützen der „Zauberer“ angesetzt hatte.
Vor überragenden 4150 Besuchern in Bremen hatte Erstligist EWE Baskets Oldenburg den letztjährigen ProA-Vierten Eisbären Bremerhaven stets im Griff. Zur Pause führten die Gäste bereits mit 51:32, wenig später stellten sie auf 63:40. „Spaß gemacht hat es trotzdem – und danke an alle Fans, die das Match zu einem tollen Event gemacht haben“, wollte Eisbären-Kapitän Adrian Breitlauch nicht lange Trübsal blasen. Musste er auch nicht, denn die EWE Baskets hatten in allen relevanten Bereichen deutliche Vorteile gegenüber den Eisbären. Sie wiesen nach 40 überwiegend einseitigen Minuten die bessere Feldwurfquote (56 gegenüber 47 Prozent), mehr Rebounds (35:25) und mehr Steals (13:10) auf. Das waren ausreichend Argumente für den klaren Erfolg.