Schwerem Punch folgt harte Arbeit

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Als Gast der Paderborn Baskets wollen die GIESSEN 46ers die Abreibung gegen Phoenix Hagen endgültig vergessen lassen.

„Frenki“ Ignjatovic hatte, wie es seine Frau Gordana bereits kurz nach Spielende befürchtete, ein, zwei miese Tage. Und Nächte. Die erste nach der 77:92-Abreibung gegen Phoenix Hagen verbrachte er vollends im Wohnzimmer, auch die zweite war kurz. Erst am Montagabend, als er seine Jungs zur von Co-Trainer Nikola Stanic wie immer detailverliebt vorbereiteten Video-Analyse bat, legte sich seine schlechte Laune wieder. 

„Wir haben schließlich nicht alles falsch gemacht, sondern hatten auch drei gute Viertel, in denen ich zwischenzeitlich aber immer mal wieder Grund zur Sorge hatte. Irgendwie habe ich dem Braten nicht getraut.“ En Detail? „Muss nicht sein, wir wollen künftigen Gegnern ja nicht zu viel verraten.“ Nur so viel: „Wir haben Anfang der Woche hart, sehr hart sogar, an unseren Defiziten gearbeitet. Insgesamt aber weiß ich, dass wir viel mehr können, als wir es in den letzten zehn Minuten gezeigt haben.“ 

Es waren zehn Minuten zum Vergessen: 12:38, neun Dreier der „Feuervögel“, nur drei (gegenüber zehn Hagener) Rebounds und ein Gäste-Regisseur Marcus Graves, der seine Ausbeute mal eben in nur siebeneinhalb Minuten von acht auf 25 Punkte schraubte. „Von einem solchen Auftritt träumt der wahrscheinlich in vielen Jahren noch“, war Ignjatovic nicht nur im VIP-Raum nach dem Match, als ihm das Essen fast im Halse stecken blieb, überrascht ob der Darbietung des US-Boys, der zuletzt mit Trier in die BBL aufgestiegen war. 

„Ich habe mich zeitweise gefühlt wie ein Boxer mit einem Punch mitten ins Gesicht. Erst war der Himmel blau über der Osthalle, dann konnten wir uns vor dem aufziehenden Gewitter kaum retten.“ Eines, das der Cheftrainer und Sportliche Leiter auch zwei Tage später noch über seine Mannschaft hatte hereinbrechen lassen? „Nein, das bringt nichts. Wir haben Erfahrung, wir müssen hart arbeiten und mit dieser Situation klarkommen.“ Am besten mit zwei Siegen aus den nächsten beiden Partien, deren Resultate der seit Donnerstag 59-Jährige zwar nicht als Pflichtsiege bezeichnen möchte, zu denen er aber unmissverständlich klarstellt. „Unsere Ansprüche sind so, dass wir in Paderborn und dann zu Hause gegen Karlsruhe gewinnen sollten.“ 

Auch Kapitän Robin Benzing hält den Ball flach: „Wir stehen erst am Anfang einer sehr langen Saison. Da ist eine Niederlage noch kein Beinbruch, da hast du jede Chance, sie zu korrigieren. Natürlich ist es immer hart zu verlieren, es war aber erst der zweite Spieltag.“ 

Auf den der dritte in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA folgt, an dem die 46ers am Samstag bei Aufsteiger Paderborn Baskets, der seinen sperrigen Namenszusatz in der Sommerpause ebenso hinter sich ließ wie die ProB, gefordert sind. Wenn im Sportzentrum am Maspernplatz um 19.30 Uhr der Sprungball über die Bühne geht, dann wollen und werden die Mittelhessen ein anderes Gesicht zeigen und laut Branislav Ignjatovic dafür Sorge tragen, dass „niemand mehr so eskaliert und uns quasi im Alleingang zusetzt wie Marcus Graves.“ 

Dass die Ostwestfalen, die den Saisonstart gegen den BBC Bayreuth (73:94) verpatzten, die sich am Sonntag bei der 62:69-Niederlage als Gast der Nürnberg Falcons aber bestens erholt und bereit für den Kampf um den Klassenerhalt zeigten, nicht zu unterschätzen sind, hat der Deutsch-Serbe natürlich auf dem Schirm. Ignjatovic spricht zwar von einem Team „mit vielen neuen und in der Liga noch unbekannten Gesichtern“, er weiß aber auch, dass jede Mannschaft, „gerade vor eigenem Publikum, nicht zu unterschätzen ist.“ Weil Paderborn, trainiert vom bisherigen NBBL-Coach Milos Stankovic als Nachfolger des nach Bremerhaven abgewanderten Steven Esterkamp, über Profis verfügt, die an guten Tagen jeder Mannschaft zusetzen können.

Wie US-Pointguard Branden Maughmer, der zuletzt in Frankreichs dritter Liga für Les Sables Vendee Basket eindrucksvolle Stats lieferte und der nun in Deutschland seinen nächsten Karriereschritt gehen möchte. Wie sein in der vergangenen Runde in der Slowakei aktiver US-Landsmann und Powerforward Jalen Lee Johnson, der in Nürnberg Julius Wolf und Lars Lagerpusch mit 16 Punkten und elf Rebounds schwer zusetzte. Wie der Ex-Dresdner Aaron Kayser, der unter den Brettern stets zu beachten ist. Wie der Deutsch-Amerikaner Grant Teichmann, der aus Düsseldorf kam und in der Noris immerhin stolze 32 Minuten auf dem Feld stand. Und wie der dänische Nationalspieler Jonathan Klussmann, den es von RASTA Vechta nach Paderborn zog, der aber in Nürnberg angeschlagen fehlte. 

Da der aus Münster verpflichtete Nathan Scott die Baskets vergangene Woche überraschend verließ, haben sie weiter eine Import-Stelle zu besetzen, was die GIESSEN 46ers aber weder überraschen noch schrecken sollte. Schließlich soll die Zeit der miesen Laune des Cheftrainers endgültig der Vergangenheit angehören …

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