Heißes Match trotz kalter Hallen

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Mit den Eisbären Bremerhaven gastiert am Samstag ein Team bei den 46ers, dessen Name gut zu den Gießener Trainingsbedingungen passt.

Trotz eiskalter Rivers-Trainingshalle am Morgen und einer ebenso katastrophal temperierten Osthalle am Abend wollen die GIESSEN 46ers ihre Anhänger am Samstag erwärmen. Was gegen einen Gegner, der vom Namen her gut zu den aktuellen Bedingungen für Profisport an der Lahn passen würde, gelingen sollte. Denn: „Momentan erwecken wir den Eindruck, als würden wir uns jedem Kontrahenten anpassen“, so Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic, der gegen das Spitzenteam Eisbären Bremerhaven auch eine Leistung seiner Jungs erwartet, die einem Duell des Siebten gegen den Dritten der Tabelle der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA würdig ist.

Schließlich hat der Altmeister gegen die Nordlichter keine schlechten Erfahrungen. Im vergangenen Jahr verpasste Gießen durch eine 72:86-Niederlage am letzten Hauptrundenspieltag an der Weser zwar das Heimrecht im Playoff-Viertelfinale, revanchierte sich danach aber mit einem 3:1 in der Serie „Best of five“, in der die Mittelhessen Bremerhaven am Ende keine Chance ließen. Einem Overtime-109:98 (nach einem 23:50-Pausenrückstand) folgten ein 86:74-Erfolg in der Osthalle, ein 69:83-Dämpfer im Norden und schließlich der entscheidende 80:61-Sieg, der den Einzug in die Runde der letzten Vier (1:3 gegen BBL-Aufsteiger Science City Jena) bedeutete.

„Wir dürfen nicht in ein Wording verfallen, bei dem jedes Glas immer nur halbleer ist. Wir haben spielerisch zuletzt nicht immer überzeugt, haben aber drei unserer letzten vier Partien zu unseren Gunsten entscheiden können. Deshalb ist das Glas für mich halbvoll“, so „Frenki“ Ignjatovic, der darauf verweist, dass auch bei der unglücklichen 82:84-Niederlage als Gast der Tigers Tübingen das Momentum auf Gießener Seite lag. „Hätten wir da nicht eine Sekunde vor Schluss einen Treffer kassiert, würden die Menschen unser bisheriges Abschneiden ganz anders beurteilen.“ Unter dem Strich: „Sollten wir Samstag gegen Bremerhaven gewinnen, lägen wir nur um eine Niederlage schlechter da als letztes Jahr vor der Länderspielpause.“

Um den Saisonstart als einigermaßen gelungen ad acta heften zu können, bedarf es am zehnten Spieltag nicht nur eines Heimsieges, sondern besonders offensiv einer klaren Leistungssteigerung. Der mit im Schnitt 20 Punkten noch immer beste Scorer der Liga, Kyle Castlin, kam zuletzt nur auf elf (Leverkusen) und sechs (Münster) Punkte. Kapitän Robin Benzing (null von neun) traf in Münster kein Scheunentor. Und Regisseur Simon Krajcovic (zuletzt zwei von neun und zwei von sieben) fischte in der Halle Berg Fidel zwar zehn Rebounds aus dem Münsteraner Nachthimmel, was Ignjatovic ausdrücklich lobte („Das zeigt nicht nur seinen Aufwärtstrend, sondern vor allem seine Bereitschaft und seine Leidenschaft“), der Slowake sucht aber noch immer nach seiner Form der Vorjahre.

Die der 31-Jährige rechtzeitig vor seiner Länderspielreise beziehungsweise gegen seinen alten Arbeitgeber, für den er 2022/23 auf dem Parkett stand, finden könnte. Schließlich ist es immer etwas ganz Besonderes, sich gegen ehemalige Weggefährten zu präsentieren: „Es geht nichts über eine gesunde Rivalität. Ich kenne noch einige Jungs der Eisbären, deshalb ist es natürlich für mich immer ein ganz spezielles Match, wenn wir auf Bremerhaven treffen.“

Auf ein Team also, das von den ersten neun Partien acht gewonnen hat, das dabei aber noch nicht auf die vermeintlichen Spitzenteams getroffen ist. Die einzige Niederlage (81:84) kassierten die Nordlichter unlängst in Leverkusen, wo allerdings der für „Frenki“ Ignjatovic „herausragende“ Pointguard Elija Miller fehlte. Wie wichtig der Kanadier für das Team von Headcoach Steven Esterkamp ist, bewies Miller beispielsweise beim 88:84 über die Artland Dragons, als er in seine 33 Punkte gleich sechs versenkte Dreier einstreute. Beim 74:59 über Nürnberg waren es 14 Assists, beim 96:79 gegen Münster wiederum 17 Zähler, die er zum Gelingen beitragen konnte.

Doch die Eisbären bestehen nicht nur aus dem Mann mit der Nummer 0, sondern aus einer ganzen Reihe herausragender Profis, die trotz des Ausscheidens aus dem Play-off-Viertelfinale zusammengeblieben sind und lediglich durch US-Guard Jemarl Baker Jr. (kam aus Dänemark), den allerdings derzeit angeschlagenen Flügel Raphael Falkenthal (Jena) sowie durch den Kölner Center Jannis von Senckendorff ergänzt und vor allem verstärkt wurden. Zusammen mit dem Ex-Frankfurter Jordan Samare, Till Isemann und Hendrik Warner gehört der 23-Jährige zur langen deutschen Garde der Eisbären, die Branislav Ignjatovic Respekt abverlangt: „Sie haben große Leute, die außergewöhnlich gute Schützen sind.“ Dass Warner Gießen gerade bei den letzten Bremerhavener Heimspielen mit 19 und 23 Punkten schwer zusetzte, hat der 46ers-Übungsleiter also nicht vergessen.

„Kontinuität im Kader zu haben, ist ein großer Vorteil“ verweist Ignjatovic auch darauf, dass Leistungsträger wie Adrian Breitlauch, Jake Biss und Carlos Carter bei den Eisbären geblieben sind. „Außerdem haben sie in meinem Freund Steven Esterkamp einen Coach, der die Liga bestens kennt“, glaubt Branislav Ignjatovic an ein ganz heißes Match am Samstag. Das die GIESSEN 46ers trotz eiskalter Trainingsstätten gut überstehen wollen. Im doppelten Sinne …

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