(Foto: Nico Genslein)

Aus kalter Halle zu coolem Auftritt

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Bei den in Düsseldorf spielenden RheinStars Köln wollen die GIESSEN 46ers auch nach der Länderspielpause ihren Aufwärtstrend fortsetzen.

Simon Krajcovic hatte sich die Kapuze seines Hoodys demonstrativ über den Kopf gestülpt. Till Gloger absolvierte die Übungen ebenso wie Aiden Warnholtz mit Jacke. Kyle Castlin und Devon Goodman räkelten sich auf der Übungsmatte zu den Anweisungen von Fitnesscoach Lukas Lai in Langarmshirts. Und Robin Benzing sowie Domagoj Vukovic stemmten die Gewichte in ihren Leggins. Bei 14,5 Grad in der Rivers-Sporthalle mutete das Training der GIESSEN 46ers vor dem wichtigen Duell am Samstag (18 Uhr, Castello Düsseldorf) als Gast der RheinStars Köln an, als wollte sich die Truppe statt auf ein Match in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA eher auf ein Schlittenhunderennen in Fairbanks/Alaska oder im norwegischen Tromsö vorbereiten.

 „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der eine oder andere erkältet aufläuft oder gar krank passen muss“, weiß Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic nach 30 Jahren im Business um die Tücken solch unzumutbarer Arbeitsbedingungen. Allemal, wenn Männer wie Roland Nyama gerade mit der Nationalmannschaft Kameruns im 22 Grad warmen Tunis in der WM-Qualifikation gefordert waren. „Von den Länderspielreisen sind alle wohlbehalten zurückgekommen, gottseidank. Gegen die Kälte in der Rivers kann ich sie allerdings nicht schützen. Aber vielleicht härten sie sich ja sogar ab“, kann sich der 59-Jährige eine gewisse Ironie nicht verkneifen.

Um sogleich aber auf die Fakten zu sprechen zu kommen. Und die bedeuten, dass sich seine Jungs vor dem FIBA-Slot auf dem richtigen Weg befanden. Vier Siege aus fünf Partien sprechen klar für einen Aufwärtstrend des Altmeisters, der nur in Tübingen (82:84) verlor, und dies eine Sekunde vor Schluss. „Nun gilt es für uns zu zeigen, dass wir nach vier Tagen Pause nicht nur wieder unseren Rhythmus aufgenommen haben, sondern dass wir insgesamt gut aus den Startlöchern kommen“, so Ignjatovic. 

Hilfreich auf dem Weg, bis zu den drei hohen Hürden rund um Weihnachten bei den Artland Dragons (Samstag, 20. August), gegen BBL-Absteiger BG Göttingen (Dienstag, 23. Dezember) und bei den Nürnberg Falcons BC (2. Weihnachtsfeiertag) inklusive des Heimauftritts gegen den BBC Bayreuth auf dann acht Siege bei vier Niederlagen zu kommen, wäre natürlich ein Erfolg am Samstag am Rhein, wo allerdings eine höhere Hürde wartet, als es der aktuell vorletzte Tabellenplatz des Meisters von 2006 vermuten lässt. „Sie haben sicherlich keine teure Wildcard beantragt, um gleich wieder in die ProB durchgereicht zu werden“, hat Branislav Ignjatovic sehr wohl registriert, dass Köln nach schleppendem Start inzwischen personell nicht nur nachgerüstet, sondern vor allem nachgebessert hat.

Getragen wird das Kölner Spiel vor allem von Haris Hujic. Der 29-jährige Combo Guard fand Anfang November nach einer zweijährigen Verletzungs-Odysee zurück auf den Court. In seinen bisher fünf Partien gelangen ihm durchschnittlich 15 Punkte. „Er ist in Top-Form. Ihn zu stoppen, wird eine unserer bedeutendsten Aufgaben sein“, kennt Ignjatovic den Lüdenscheider mit bosnischen Wurzeln noch aus dessen BBL-Zeiten in Rostock, Oldenburg oder Göttingen.

Trainiert wird Hujic inzwischen vom Österreicher Zoran Kukic, der bis Ende Oktober als Assistent von Stephan Baeck agierte. Der Chefcoach, in Personalunion auch Geschäftsführer Sport, räumte seinen Platz auf der Bank nach fünf sieglosen Partien, „um der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben.“ Unter Kukic haben sich die RheinStars stabilisiert und gegen Kirchheim (87:74) sowie in Münster (83:78) gewonnen, aber auch zu Hause gegen Wolmirstedt (72:80) und gegen Koblenz (72:80) so gepatzt, dass sie noch immer auf einem Abstiegsrang stehen.

„Köln hat starke Guards“, denkt „Frenki“ Ignjatovic nicht nur an Haris Hujic, sondern auch an den zuletzt allerdings angeschlagenen Ex-Karlsruher Mike Miller, dessen US-Landsmann Cedric Russell, der im November stets zweistellig punktete, den aus Münster gekommenen Jasper Günther, Kapitän Rupert Hennen, der immer in der Lage ist, 15 Zähler, fünf Assists und fünf Rebounds beizutragen, oder den Ex-Gießener Maxi Begue, der nach einem starken Start und 20 Punkten sowie sieben Rebounds bei der Niederlage in Hagen aber verletzt pausieren musste und erst vor der Länderspielpause bei der Pleite gegen Koblenz sein Comeback feierte.

Da Köln mit dem baumlangen Björn Rohwer, mit Big Man Hall Elisias, der aus Dänemark nachverpflichtet wurde und der schon mal elf Abpraller einzusammeln weiß, mit dem Schweizer Kraftpaket Laurent Zoccoletti, mit dem zuletzt 19 und 22 Punkte einstreuenden Ex-Frankfurter Justin Onyejiaka, mit dem stabilen US-Boy Zach Watson, der in Litauen Erfolge feierte, sowie mit dem Kanadier Adam Paige, der immer für ein Double-Double gut ist, über weitere herausragende Akteure verfügt, glaubt Ignjatovic nicht, dass Köln noch lange auf einem Abstiegsrang stehen wird. 

Was für die GIESSEN 46ers bedeutet: Wer in einer eiskalten Halle trainiert, muss auch cool bleiben, wenn es heiß hergehen sollte …

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