(Foto: Thore Bischoff)

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JobStairs GIESSEN 46ers müssen bei den Offensivspezialisten aus Bayreuth bestehen

Gießen. Die JobStairs GIESSEN 46ers haben in Bremerhaven gewonnen, dort hat Bayreuth verloren. Also fährt der heimische Basketball-Zweitligist als klarer Favorit zum ProA-Spiel am Samstag (19 Uhr) ins Fränkische. Ganz einfach! Oder? Ganz so einfach ist das bei weitem nicht. Und deshalb muss Branislav Ignjatovic auch lachen, als er mit dieser ziemlich dünnen Milchmädchenrechnung konfrontiert wird. »Bayreuth«, sagt der Trainer der 46ers mit Nachdruck, »ist ein Absteiger, der mit Macht zurück in die BBL drängt.«

Und über Macht verfügt der Gegner vor allem im Offensivbereich. »Die Mannschaft nimmt sich viele Dreier-Versuche. Da belegen sie in der Statistik nach uns den zweiten Platz. Das verspricht am Samstag ein Spiel mit vielen Punkten zu werden«, prophezeit Ignjatovic. Auf einzelne Akteure der Franken mag sich der Coach dabei gar nicht konzentrieren: »Davon halte ich nichts. In der Mannschaft gibt es viele gefährliche Spieler.«

Wenn zwei starke Angriffsformationen aufeinandertreffen, entscheidet oftmals etwas ganz anderes über den Spielausgang. »Wir«, fordert »Frenki« von seinen Mannen, »müssen unsere Defense weiter stabilisieren. Das ist zuletzt schon besser geworden, aber wir haben immer noch zu viele Phasen, in denen das nicht stabil genug ist.« Beispielsweise beim insgesamt zwar überzeugenden Heimsieg gegen die Artland Dragons am vergangenen Wochenende. Bei dem aber nach drei starken Vierteln im letzten Abschnitt doch etwas geschludert wurde, so dass der 92:80-Erfolg am Ende fast schon knapp ausfiel.

Dass dieser Erfolg aber überhaupt zustande kam, das hatten die Unistädter auch der Klasseleistung eines Neuzugangs zu verdanken. Und so stimmt der Trainer auch gerne nochmals eine kleine Lobeshymne auf TreVion Crews an: »In seinem ersten Spiel in Kirchheim konnte er natürlich noch nicht viel machen. Aber schon in Bremerhaven hat er uns sehr geholfen. Und in seinem dritten Spiel gegen Artland hat er uns nicht nur getragen, sondern auch sich selbst belohnt«, verweist Ignjatovic auf die satte 17-Punkteausbeute des US-Spielers, der sich nicht nur schnell auf dem Parkett akklimatisiert hat, sondern auch durch zusätzliche Trainingseinheiten, seine Bereitschaft, hart zu arbeiten, und seine angenehm zurückhaltende Art bestens eingelebt hat. Kurzum: »TreVion ist in jeder Hinsicht ein Gewinn«, so sein Coach.

Und ein Crews in Bestform wird auch nötig sein, um die schwere Auswärtsaufgabe in Bayreuth zu lösen. Schließlich steht das ambitionierte Team bei bislang nur 10:10-Punkten – wobei die Niederlage gegen Tabellenführer Frankfurt überaus knapp ausfiel (63:66) – nicht nur vier Zähler hinter den 46ers, sondern dadurch auch schon unter enormem Erfolgsdruck. »Nach ihrer Niederlage in Bremerhaven werden die alles tun, um zu gewinnen«, weiß Ignjatovic um die Schwere der Aufgabe. Eine Aufgabe, die nur dann zu bewältigen ist, wenn seine Mannen ihren Gegnern »möglichst wenig freie Würfe geben«. So ist der Plan.

Die Tücken des Plans jedoch finden sich in den eigenen Reihen. Zwar sind die Gießener in dieser Woche bislang von Erkrankungen verschont geblieben, aber ausgerechnet zwei Leistungsträger konnten nur sehr eingeschränkt trainieren. Kapitän Robin Benzing klagt über Probleme mit dem Fuß, während Stefan Fundic sich mit seinem bereits operierten Knie herumplagt. Beide können vermutlich spielen. Aber ob beide auch durch diese Handicaps an ihre jeweils starken Vorstellungen gegen die Artland Dragons anknüpfen können, wird die Frage sein. Nicht nur deshalb ist der Gedanke, dass die JobStairs GIESSEN 46ers als Favorit zum Erstliga-Absteiger fahren, eben nur eines: eine viel zu einfache Milchmädchenrechnung.

 

Text: Karsten Zipp

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