GIESSEN 46ers feiern beim 87:73 gegen RASTA Vechta II den dritten Erfolg in Serie, müssen aber Samstag in Crailsheim einen Zahn zulegen
Roland Nyama ist ein Mann der klaren Worte: „So reicht es nicht. In Crailsheim müssen wir noch eine Schippe drauflegen.“ Recht hatte der Deutsch-Kameruner, der unmittelbar nach seiner ehrlichen Analyse Unterstützung von Luis Figge bekam: „Allerdings spielst du gegen bessere Mannschaften für gewöhnlich auch besser!“
Wie dem auch sei: Die GIESSEN 46ers haben ihre Hausaufgaben erledigt, vor eigenem Publikum als auch in der Fremde. Am sechsten Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA landete der Altmeister einen die Anhänger nicht eben von den Sitzen reißenden, am Ende aber seriös herausgespielten 87:73 (48:31)-Pflichtsieg gegen Tabellenschlusslicht RASTA Vechta II. Der dritte Sieg in Serie gegen ein bis dato punktloses Team, der bei plus 14 die beiden vorherigen (plus 51 und plus 24) auf eine satte Korbdifferenz von plus 89 in nur zwei Wochen schraubte, verdeutlichte bei nun 4:2-Siegen und dem Sprung auf Platz sieben, dass die Mittelhessen in der Spur sind.
„Ich hatte nie das Gefühl, dass wir das Match verlieren könnten“, war 46ers-Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic, der seinem Guard Viktor Ziring immerhin zu fünf Minuten Einsatzzeit verhalf, obwohl dieser in der vergangenen Woche wegen Magen-Darm-Problemen im Krankenhaus noch an einer Infusion gehangen hatte, am Ende „zufrieden“ mit der Darbietung der Seinen. Und das, obwohl Gießen die zweite Halbzeit verlor (39:42), sich vor der Pause jedoch mit spielerischer Klasse, ordentlicher Defensivarbeit und gar manch spektakulärer Einlage ein ordentliches Polster verschafft hatte.
„Heute hat uns halt auch mal eine mittelmäßige Leistung zum Erfolg gereicht“, analysierte Ignjatovic, der in seiner serbischen Bohnensuppe aber doch noch das eine oder andere Haar
gefunden hatte. „Am offensiven Brett haben wir viel zu wenige Rebounds geholt. Das zeugt von mangelnder Arbeitseinstellung mancher Jungs“, grantelte der 58-Jährige besonders in Richtung seiner Landsleute Mladen Vujic und Viktor Kovacevic, die bei ihrer Punktausbeute und defensiv zwar einen ordentlichen Job gemacht hatten, die in der Ofense aber keinen Abpraller zu fassen bekamen. „Da wird noch drüber zu reden sein …“
Dass sich die Gäste aus dem Oldenburger Münsterland auch ohne ihren Big Man Luc van Slooten gut verkauften, hatte auch RASTA-Coach Hendrik Gruhn so gesehen: „Der Gießener Sieg war verdient, keine Frage. Wir aber machen von Woche zu Woche Fortschritte und wollen uns spätestens am nächsten Wochenende im Kellerduell gegen Bayreuth auch endlich belohnen“, hatte der 30-jährige Jungspund eine Vechtaer Bundesliga-Reserve gesehen, die sich nie aufgab. „Gottseidank haben wir jetzt und nicht erst in ein paar Wochen gegen die gespielt“, wusste auch Roland Nyama, dass „Vechta Niveau hat. In der ProA besiegst du niemanden im Vorbeigehen, auch Vechta nicht. Die werden sich noch einspielen und auf sich aufmerksam machen.“
Was ihnen in der Osthalle am Sonntagnachmittag nur nach der Pause geglückt war. Vor dem Wechsel hatten die 46ers den Fuß auf dem Gaspedal und das Spektakulum abonniert. Wie beispielsweise beim 10:5 durch Viktor Kovacevic, der einen eigenen Steal gegen Marko Bacak per Dunk krachend vollendete (4.). Wie beispielsweise beim 31:16 (12-), als Kapitän Robin Benzing die Kugel staubtrocken von Downtown versenkte. Und wie beispielsweise beim 48:31-Pausenstand, als Roland Nyama per Blockshot Roy Krupnikas verdeutlichte, wer Herr im Hause ist. „Wenn du so mit 15 oder 20 Punkten führst, ergeben sich viele Mannschaften in ihr Schicksal. Das hat Vechta heute nicht getan“, zollte Nyama den RASTA-Männern Respekt: „Die Truppe ist jung, da kann ich nur den Hut ziehen.“
Womit der 31-Jährige auch die Aufholjagd der Gäste meinte, die Mitte des vierten Abschnitts urplötzlich nur noch mit sieben Punkten zurücklagen, die jedoch spätestens beim Gießener 82:71 durch Kyle Castlin und dem anschließenden Monster-Block von Roland Nyama gegen Marko Bacak einsehen mussten, dass sie ebenso wie das BBL-Team am Vortag (76:85 in Ulm) die weite Heimreise mit einer Niederlage im Gepäck anzutreten haben.
„Trotz des Sieges fehlt mir irgendwie das geile Gefühl von sonst“, fasste Luis Figge den Arbeitssieg, den die tobende Stehtribüne dennoch lautstark feierte, kritisch zusammen. Wohl wissend, dass, wie es Roland Nyama formulierte, „wir für Crailsheim eine Schippe drauflegen müssen.“
Gießen: Ziring, Castlin (23), McClain (19), Benzing (5), Maier (4), Figge (1), Nyama (6), Viktor Kovacevic (11), Vujic (13), Krajcovic (5).
Vechta II: Bayram (15), House (7), Smit (9), Bühner (2), Sleva (4), Trettin (4), Lastring (3), Krupnikas (9), Bacak (9), Klussmann (11).
UND SONST NOCH …
• Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
• Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (31:14 Minuten).
• Unser stärkster Rebounder: Kyle Castlin (8).
• Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (6).
• Unsere höchste Führung: 59:36, 23. Minute.
• Unsere erfolgreichste Serie: 9:0 zum 22:7, 8. Minute.
• Unsere emotionalen Beobachter: 1772 Zuschauer in der Osthalle.
• Unser nächster Auftritt: Samstag, 2. November (20 Uhr), bei den HAKRO Merlins Crailsheim.