Am heutigen Montag jährt sich der 78:69-Sieg der GIESSEN 46ers in Köln zum 20. Mal / Club zeigt den legendären Film „FÜNF“ im Kinopolis
Am heutigen Montag, dem 26. Mai, jährt sich ein Ereignis zum 20. Mal, das zu den ganz großen in der langen Geschichte des Gießener Basketballs gehört. Die Erinnerung an den 78:69-Sieg der GIESSEN 46ers im alles entscheidenden fünften Playoff-Viertelfinale der Saison 2004/05 beim als Favoriten in die Best-of-five-Serie gestarteten Teams von RheinEnergie Köln ruft bei mittelhessischen Basketballanhängern, die an jenem Tag live im mit 3100 Besuchern vollbesetzten Energy Dome dabei waren, noch heute Gänsehaut hervor. Es war ein Match, das zu den „Magic Moments“ des Altmeisters gehört.
Mit allzu großen Erwartungen waren die 46ers-Fans nicht in die Saison gegangen, denn in der Runde zuvor war ihr Team auf einem von zwei Abstiegsplätzen gelandet. Nur weil dem Mitteldeutschen BC nachträglich die BBL-Lizenz aberkannt worden war, entgingen die 46ers dem erstmaligen Abstieg in Liga zwei. Der neue Cheftrainer Stefan Koch krempelte das Team fast vollständig um. Nur Flo Hartenstein, Gerrit Terdenge und Logi Gunnarsson blieben. Der Coach vertraute auf der Aufbauposition auf zwei 20 Jahre junge Spieler namens Anton Gavel und Heiko Schaffartzik, verpflichtete mit Lou Campbell einen Shooting Guard vom Zweitligisten Paderborn und holte mit Charles Patrick (Chuck) Eidson einen US-Amerikaner an die Lahn, der eine Saison davor im NBA-Unterhaus NBDL nicht unbedingt mit Nachdruck auf sich aufmerksam gemacht hatte. Nicht wenige der Experten prophezeiten vor dem Saisonstart, dass sich die 46ers erneut auf einen schwierigen Kampf um den Klassenerhalt vorbereiten müssten.
Doch alles kam ganz anders. Angeführt von Chuck Eidson, der mit unbändigem Willen und seiner Fähigkeit, ein Spiel lesen zu können, von unbeschreiblichem Wert für die Mannschaft war, spielte Gießen eine bärenstarke Saison. Nach Beendigung der Hauptrunde hatten die Weiß-Roten mit einer Bilanz von 18 Siegen und zwölf Niederlagen den sechsten Platz inne und sich damit für die Playoffs qualifiziert. Gegner im Viertelfinale war der von Armin Andres trainierte Hauptrundendritte RheinEnergie Köln, der wenige Tage vor Beginn der Meisterschaftsendrunde in souveräner Manier den Pokal gewonnen hatte und bis dato in jener Saison auf eigenem Parkett von deutschen Teams noch nicht geschlagen worden war.
Während das Kölner Team um Welt- und Europameister Sasa Obradovic, Ex-NBA-Akteur William „Dollar-Bill“ Edwards, Immanuel McElroy, Marko Pesic, Elvir Ovcina und Big Man Marcin Gortat insgeheim schon in Richtung Halbfinale schielte, rechnete sich die Gießener Truppe durchaus etwas aus, immerhin hatte sie die Domstädter in der Hauptrunde in der Osthalle in die Schranken weisen können. In Basketball-Deutschland glaubte trotz der guten Gießener Saison aber kaum jemand an ein Weiterkommen des Fast-Absteigers aus dem Vorjahr. Doch wieder wurden die Experten eines Besseren belehrt.
Die Serie entwickelte sich zu einem Thriller: Köln und Gießen gewannen jeweils ihre ersten beiden Heimspiele, wobei die 46ers im vierten Match erstmals in dieser Serie einen klaren Sieg (92:74) einfuhren. Und dies ohne ihren Power Forward Justin Phoenix, der in Partie drei einen Innenbandabriss im Knie erlitten hatte. Chuck Eidson dominierte die Begegnung mit 30 Punkten. Auch Gerrit Terdenge machte ein Super-Spiel, kam auf 17 Zähler und neun Rebounds. Unvergessen sein Rückwärts-Dunk zu Beginn der zweiten Hälfte, nachdem er Bill Edwards mit einem Spin-Move am Zonenrand stehen gelassen hatte.
Die Basketball-Euphorie in der Lahnstadt war spätestens nach dieser Partie so groß wie lange nicht mehr. Keine Stunde nach der Schlusssirene von Spiel vier waren bereits elf (!) Fanbusse für die alles entscheidende fünfte Partie ausgebucht. Rund 1200 Fans begleiteten ihr Team schließlich zum Showdown nach Köln, sorgten in der „Sauna“ Energy Dome (draußen waren es fast 30 Grad, die Innentemperaturen jedoch lagen bei gefühlten 50 Grad Celsius) für Heimspielatmosphäre und mit den fast ohrenbetäubend lauten „Hier regiert der MTV …“-Sprechchören schon vor dem Spiel dafür, dass Assistenztrainer Thorsten Leibenath beim Betreten der Halle Tränen in die Augen schossen.
Im Match selbst geschah dann das, was Stefan Koch und Thorsten Leibenath bei der Besprechung vorher auf einem Flipchart lasen, als sie den Raum betraten: „Heute werden die GIESSEN 46ers den Kölnern eine ordentliche Po-Füllung verpassen“, war dort laut Koch von einem seiner Schützlinge zu Papier gebracht worden. Vom Start weg nahmen Eidson und Kollegen das Geschehen in die Hand und führten schnell mit 13:5. Sasa Obradovic, der in den ersten drei Begegnungen der Serie großartig aufgespielt hatte, wurde wie schon im vierten Spiel von Anton Gavel an die Kette gelegt, Center Souleymane Wane entnervte die Domstädter mit sechs „Not-in-my-house“-Blocks.
Und im Angriff sorgte – natürlich – Chuck Eidson dafür, dass die Stimmung bei den Gießener Fans von Minute zu Minute noch besser wurde. Der seinerzeit 24-Jährige legte eine unvergessliche, NBA-reife Vorstellung aufs Parkett und kam am Ende auf unglaubliche 40 Punkte. So viele Zähler waren zuvor noch von keinem Spieler einer Gießener Mannschaft in einer Playoff-Partie erzielt worden. Letztlich waren aber auch der Siegeswille jedes Einzelnen und der große mannschaftliche Zusammenhalt entscheidende Faktoren dafür, dass das Gießener Basketball-Märchen trotz des späteren Ausscheidens im Halbfinale gegen Bamberg beim 78:69-Erfolg am Rhein ein glückliches Ende hatte.
Gerrit Terdenge, einer der Helden von Köln, erinnert sich: „Der absolute Wille zu gewinnen war bei allen Beteiligten, egal ob Coaches, Physios, Spieler oder Staff, am Spieltag schon im Hotel bis in jede Pore spürbar. Es war eine enorm hohe Anspannung, aber gleichzeitig hatte ich persönlich auch eine gute Gelassenheit und Urvertrauen, dass wir es schaffen würden. Wir hatten gehört, dass halb Gießen auf den Beinen sein sollte, aber elf Reisebusse haben mich schon umgehauen. Das war beeindruckend und hatte mehr als nur Heimspielatmosphäre.“
„Die Kölner hatten rote Socken, die sie sich hochgezogen haben, wir hatten Teamspirit“, sagt Stefan Koch vielsagend über seine damalige Mannschaft in dem von Partner media tools erstellten Dokumentarfilm „FÜNF“, an dessen Ende natürlich nicht fehlen darf, wie nach der Schluss-Sirene hunderte Gießener Fans das Feld stürmen und dort gemeinsam mit ihren Lieblingen ausgelassen den großen Triumph feiern.
Diesen Kultfilm „FÜNF“ zeigen die 46ers anlässlich des 20. Jahrestages des Gießener Basketball-Wunders für alle Interessierten am kommenden Montag, 26. Mai, im Kinopolis, das Betriebsleiter Enrico Sinner den Anhängern für diesen Abend freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Einlass ist wie gewohnt um 18.46 Uhr, der Start des Films ist für 20.05 Uhr geplant. Das Ticket für das von Sascha de Loryn produzierte Werk gibt es für 4,60 Euro. Die Erlöse aus der Veranstaltung werden an den 46ers-Sozialpartner „Die Tafel“ gespendet.


