(Foto: Dennis Green)

Erinnerungen an die schwärzeste Stunde

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Bei den Eisbären Bremerhaven wollen die 46ers am Sonntag (15 Uhr) die 38-Punkte-Pleite aus der Vorsaison endgültig vergessen machen

Wenn „Frenki“ Ignjatovic an Bremerhaven denkt, dann bricht sich bei ihm Ironie Bahn. Dass seine JobStairs GIESSEN 46ers „besser abschneiden wollen als in der vergangenen Saison“, das verstehe sich von selbst. „Aber besser abzuschneiden bedeutet nun mal auch, nur mit minus 35 zu verlieren“, lacht der 57-Jährige schallend in seiner Erinnerung an die bisher schwärzesten Stunden seines noch nicht einmal 17-monatigen Engagements beim fünffachen Deutschen Meister von der Lahn.

Es war seine Pflichtspielpremiere, es war der 1. Oktober des vergangenen Jahres, als seine Truppe an der Nordseeküste fürchterlich demontiert wurde. 60:98 – also minus 38 – hieß es am Ende nach einem 4:29 im dritten Viertel, schwachen neun Assists, nur zwei von zehn getroffenen Würfen von Justin Martin und nur zwei von gar 13 erfolgreich verwandelten Schüssen von Roland Nyama, die schließlich zu einer nur 33-prozentigen Trefferquote aus dem Feld führten.

„Ich habe mich damals bei unseren Anhängern entschuldigt und ihnen versprochen, dass so ein Auftritt nie wieder vorkommen wird.“ Ignjatovic hielt Wort, führte die 46ers sogar bis ins Playoff-Halbfinale der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA und reist deshalb auch nicht als Außenseiter in den hohen Norden, wo am Sonntag (15 Uhr) bei den gastgebenden Eisbären Spieltag Nummer neun des Unterhauses auf dem Programm steht.

Einer, der richtungsweisend sein wird – und zwar für beide Mannschaften. Für die Hausherren, die laut des Serben „viel besser sind, als es ihr bisheriger Tabellenplatz aussagt.“ Die Truppe von Headcoach Steven Key, der 2011 in Gießen in der Verantwortung stand und dann noch einmal von 2015 bis 2017 Denis Wucherer in der Osthalle als Assistent diente, liegen mit nur zwei Erfolgen aus den ersten acht Partien auf Rang 15, hatten allerdings zuletzt großes Pech.

Bei den PS Karlsruhe Lions lagen die Eisbären zur Pause noch in Führung und Mitte des Schlussabschnitts nur mit vier Punkten zurück, ehe sie die Partie noch deutlich mit 74:82 aus der Hand gaben. So blieb es für die Eisbären in dieser Runde bei zwei Pflichtsiegen gegen Schlusslicht Artland Dragons (80:74) und bei Aufsteiger RASTA Vechta II (95:84) und der Erkenntnis von Steven Key, dass „wir endlich einen gemeinsamen Weg finden müssen, um unser durchaus vorhandenes Potenzial auch abzurufen.“

Helfen soll dem Ex-Erstligisten dabei Neuzugang Aaron Cook, der zuletzt an der Seite des letztjährigen Gießener Playmakers Jordan Barnes eine Partie für den Spitzenclub im Kosovo, KB Peja, absolvierte. Die vergangene Saison absolvierte der 1,88 Meter große US-Regisseur für Enosis Neon Paralimni auf Zypern, wo er mit im Schnitt 17 Punkten, fünf Assists und vier Rebounds überzeugte. Floor General Aaron Cook beerbt in Bremerhaven seinen Landsmann Rayshawn Simmons, von dem sich die Truppe von Steven Key nach nur drei Durchgängen trennte, da er den Eisbären nicht weiterhelfen konnte.

„Natürlich muss sich Bremerhaven erst an seinen neuen Regisseur gewöhnen, es bedeutet aber auch für uns, dass wir nicht genau wissen, was auf uns zukommt“, fischt „Frenki“ Ignjatovic ein wenig im Trüben, was aber auch für den Gegner gilt. Denn 46ers-Neuzugang TreVion Crews, der bei der letzten 99:105-Niederlage in Kirchheim in seinen nur rund sieben Minuten Einsatzzeit keine Impulse setzen konnte und auch nur auf dem Feld stand, weil Simon Krajcovic früh foulbelastet war, ist die zweite Unbekannte des Duells in der Stadthalle. „Er wird uns weiterhelfen, da bin ich mir sehr sicher“, glaubt der 46ers-Coach, der am 27-Jährigen dessen starke Verteidigungsarbeit, gepaart mit einem guten Schuss aus der Mitteldistanz, schätzt.

Am besten schon in Bremerhaven, wo mit Center Robert Oehle und dem erst vor kurzem aus Leverkusen verpflichteten Power Forward Nick Hornsby außer Steven Key weitere Akteure mit Gießener Vergangenheit warten.

Denn nicht nur für die Eisbären Bremerhaven, sondern auch für die 46ers, die wieder auf den unter der Woche grippekranken Luis Figge zurückgreifen können, wird der sonntägliche Auftritt richtungsweisend. Mit fünf Siegen bei drei Niederlagen liegt Gießen nicht nur auf Rang sieben, sondern vor allem auf Kurs, von dem die Gäste auch im Falle einer Pleite im hohen Norden nicht abkommen würden, auch wenn der Abstand zu den in der Tabelle Führenden dann schon groß wäre. „Ich habe immer gesagt, dass wir nach zehn Spielen ein positives Punktekonto haben wollen“, betont Ignjatovic fast gebetsmühlenartig. 7:3 könnten es nach Bremerhaven und den Artland Dragons (Samstag, 2. Dezember, 19 Uhr) sein, aber auch 6:4 oder 5:5.

Egal, wie: Am Sonntag gilt es für die mit voller Kapelle antretenden JobStairs GIESSEN 46ers, die schwärzeste Stunde in Ignjatovics 17 Gießener Monaten vergessen zu machen …

 

24.11.23

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