„Frenki“ hat „viel Gutes gesehen“

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GIESSEN 46ers zeigen sich vom Rückschlag aus Tübingen unbeeindruckt und schlagen Aufsteiger Leverkusen deutlich mit 97:71

Erst kam die Feuerwehr zu spät in die Osthalle, dann machten die GIESSEN 46ers mächtig Alarm! Und erstickten mit einem starken 97:71 (44:36)-Erfolg über die Bayer Giants Leverkusen auch jeden noch so kleinen Schwelbrand, der sich (zumindest in den nicht immer sozialen Medien) nach vier Niederlagen aus den ersten sieben Saisonspielen entwickelt hatte, im Keim.

 „Dass wir uns nach der bisher besten Leistung am Freitag in Tübingen, die nicht belohnt wurde, mental so stark präsentiert haben, das hat mir richtig gut gefallen“, war Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic die Erleichterung nach dem dritten Heimsieg in Serie in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA anzumerken. „Wir haben uns stabil und selbstbewusst präsentiert, das war nach dem 82:84 vom Freitagabend nicht unbedingt zu erwarten“, analysierte der 59-Jährige die Geschehnisse nüchtern, ohne sein Innerstes nach außen kehren zu wollen. Nur so viel: „Ich habe viel Gutes gesehen.“ 

Dem Mann aus Belgrad, dem der etwas schleppende Saisonstart mächtig zugesetzt hatte, kann geholfen werden. Schließlich überwogen auf Gießener Seite zum Abschluss des Doppelspieltags endlich einmal die positiven Aspekte. Die die Fans, die zunächst lange im Nieselregen ausharren und auf die Einsatzkräfte warten mussten, um endlich Einlass zu bekommen, mit Sprechchören („Hier regiert der MTV …“) zu honorieren wussten. 

Weil a) gleich fünf Akteure zweistellig gepunktet hatten, was Capitano Robin Benzing zu der Feststellung veranlasste: „Unser Trumpf war heute, dass jeder seinen Teil zum Sieg beigetragen hat.“ Weil b) die Dreierquote (zwölf von 26) stimmte. Weil c) nur acht Ballverluste, aber auch acht geklaute Bälle aller Ehren wert waren. Weil d) das Rebound-Verhältnis (33:31) stimmte, obwohl die Farbenstädter mit dem baumlangen Dennis Heinzmann normalerweise die Bretter im Unterhaus beherrschen. Weil e) alle vier Viertel an die Hausherren gingen. Weil f) Leverkusens Scharfschütze Kobe Langley gegen die starke 46ers-Defense keine Schnitte machte und auch der ansonsten so treffsichere Donte Nicholas deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb. 

Weil g) Daniel Norl die Rolle als Starter sichtlich Auftrieb verlieh. Weil h) Roland Nyama das Vertrauen des Trainers mit starken elf Punkten und vielen flinken Fingern rechtfertigte. Weil i) die Gastgeber an der Freiwurflinie wenig liegenließen. Weil j) alle elf eingesetzten Akteure punkteten. Weil sich k) Aiden Warnholtz (vier von vier) aus Downtown schadlos hielt. Und weil l) Till Gloger endlich explodierte. Es waren Punkte, die Roland Nyama später treffend zusammenfasste: „Endlich haben wir uns über die Defense und das Teamplay definieren können.“ 

Ein Teamplay, das von Anfang an sichtbar wurde. Denn egal, wer auch aufs Parkett rotierte, die Hausherren hatten den Fuß auf dem Gaspedal. Eine frühe 10:5-Führung der Männer vom Niederrhein, die allerdings in der Osthalle auf ihren am Freitag gegen Göttingen verletzt ausgeschiedenen Shooting Guard John Williams verzichten mussten, machten besonders Jonathan Maier und Daniel Norl mit Dreiern und einem 8:0-Lauf zum 13:10 wieder wett. 

Als sich Dennis Heinzmann ein „Unsportliches“ gegen den durchbrechenden Simon Krajcovic erlaubte, brach sich der Frust der Gäste beim Stande von 35:30 (16.) für Gießen erstmals Bahn. Als Coach „Mike“ Koch, der nach eigener Aussage von den Schiedsrichtern „ein wenig mehr Respekt für meine Mannschaft“ eingefordert hatte, nach zwei „Technischen“ sogar die Halle verlassen musste (32.), war die Messe beim 77:59 für Gießen längst gelesen. 

Zuvor hatte der Altmeister mit einem 16:0-Lauf auf 73:43 (28.) und damit auf einen 30-Punkte-Vorsprung gestellt, so dass der Aufschwung des Aufsteigers früh beendet war. Was „Mike“ Koch auch anerkannte: „Gießen hat verdient gewonnen, da gibt es nichts zu diskutieren.“ 

Zumal auch 2,16-Meter-Hüne Dennis Heinzmann mit seinem fünften Foul vorzeitig zum Zuschauen verurteilt war, Till Gloger seine Chance im Schlussabschnitt mit acht blitzsauberen Zählern nutzte, Roland Nyama alle zehn Minuten durchspielte, der bisherige Topscorer Kyle Castlin zumindest noch auf einen zweistelligen Wert kam und Daniel Norl alles dafür tat, dass die Zuschauer doch noch mit einem so sehr herbeigerufenen Hunderter entlohnt würden. 

„In unserer Situation sind Siege, zumal in dieser Deutlichkeit, sehr, sehr wichtig“, bekannte Robin Benzing. Zumal vor der Länderspielpause mit dem Gastspiel bei den Uni Baskets Münster und dem Aufeinandertreffen mit den Eisbären Bremerhaven abermals – Achtung: Wortspiel vom Anfang – „brandgefährliche“ Kontrahenten auf die 46ers warten.

Gießen: Norl (13), Warnholtz (16), Castlin (11), Benzing (15), Maier (7), König Figge (2), Vukovic (5), Gloger (8), Nyama (11), Krajcovic (9).

Leverkusen: Ziring (12), Kahl (5), Langley (2), Brach (9), Lynch (16), Nicholas (6), Heinzmann (10), Nita, Urbansky (11).

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Daniel Norl, Kyle Castlin, Robin Benzing, Jonathan Maier, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Daniel Norl (30:33 Minuten).
  • Unsere stärksten Rebounder: Aiden Warnholtz, Robin Benzing, Domagoj Vukovic und Till Gloger (alle 4).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (6).
  • Unsere höchste Führung: 73:43 (28. Minute).
  • Unsere erfolgreichste Serie: 16:0 zum 73:43 (28. Minute).
  • Unsere emotionalen Beobachter: 2227 Zuschauer in der Osthalle.
  • Unser nächster Auftritt: Samstag, 15. November (19.30 Uhr), bei den Uni Baskets Münster.

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