Trotz einer großartigen Unterstützung durch ihre Fans hat es für die Mannschaft der GIESSEN 46ers am Freitagabend nicht zum erhofften Heimsieg gegen EnBW Ludwigsburg gereicht.
Vor 3620 Besuchern (Saisonrekord !) in der Sporthalle Gießen-Ost unterlagen die in Abstiegsgefahr schwebenden 46ers den Barockstädtern mit 79:88 (23:26, 15:20, 30:17, 11:25). Fünf Minuten vor Schluss hatten die Gastgeber noch mit 73:69 in Führung gelegen.
Viel hat nicht gefehlt und es wäre ein perfekter Abend geworden. Die Basketballfreunde in Gießen und Umgebung zeigten ihre Verbundenheit zu den 46ers neben der Tatsache, dass sie so zahlreich wie nie zuvor in dieser Saison in die Osthalle gepilgert waren, dadurch, dass sie viele weitere von dem Klub, den Sponsoren und den Fans initiierte Aktionen zur finanziellen Unterstützung der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckenden 46ers unterstützten. Allein durch den Verkauf des beim Spiel erstmalig zum Preis von 14,90 Euro angebotenen “für ewig.”-T-Shirts wurde ein hoher vierstelliger Euro-Betrag in die Kasse des Erstligisten gespült. 600 Shirts waren produziert worden. Bis auf einige wenige Exemplare waren am Ende des Abends alle Shirts vergriffen. Die Kosten für die Produktion der T-Shirts war von den Firmen Franz & Lotz, Hans-Jürgen Magel Isoliertechnik, Wirus Fenster Werksvertretung Ralf H. Wallenfels GmbH und Printline Textildruck übernommen worden. Die roten T-Shirts sollen aufgrund der großen Nachfrage nun nochmal nachproduziert werden, erklärte Geschäftsführer Dirk Schäfer nach dem Spiel.
Auch das Angebot, mit den Unterschriften der 46ers-Spieler versehene Ein-Liter-Bier-Becher erwerben zu können, wurde von den Anhängern gut angenommen. Der Erlös wurde den 46ers von Seiten der Licher Brauerei und der Firma Bill komplett zur Verfügung gestellt. Auch die Fans hatten Aktionen auf die Beine gestellt, sammelten im Foyer Getränkebecher ein und verkauften selbstgebackenen Kuchen und nahmen auf diese Art und Weise rund 960 Euro ein, die den 46ers zugute kommen. Zudem bekundete ein Großteil der 46ers-Belegschaft in der Halle (Aufbauteam, Kontrollpersonal, Bedienungen etc.) ihre Solidarität mit dem Klub, indem sie bei diesem Spiel auf das Gehalt verzichtete.
Eine fantastische Atmosphäre herrschte bei der Vorstellung der 46ers-Mannschaft, bei der rote und weiße Luftballons geschwenkt wurden sowie die über 2000 roten Neon-Leuchtstäbe zur Geltung kamen, die von den Fans zuvor im Foyer bzw. auf den Tribünen verteilt worden waren. Als Rouven Roessler als letzter der Gießener Spieler einlief, schwoll der Jubelsturm auf den Rängen zum Orkan an. Roessler hatte sich extra für dieses Spiel seine Haare rot gefärbt und mit der Zahl 46 versehen lassen.
In den folgenden rund anderthalb Stunden gelang es den 46ers vor den live übertragenden Kameras von BBL.TV dann jedoch leider nicht, die tolle Stimmung auf den Rängen mit einem Heimsieg zu krönen. In der ersten Hälfte hatten die Gastgeber in der Defensive enorm große Probleme mit dem schnellen Kombinationsspiel der von etwa zwei Dutzend Fans unterstützten Ludwigsburger Mannschaft, die zu häufig zu einfachen Punkten unter dem Gießener Korb kam und zwölf ihrer 18 Nahdistanzversuche in den ersten 20 Minuten in der 46ers-Reuse unterbrachte. Aus dem Eins-gegen-Eins heraus hatten die Gießener Guards gegen den ungemein schnellen EnBW-Aufbauspieler Ronald Ross sehr oft das Nachsehen. Der abgezockt agierende Shooting Guard Brandon Woudstra konnte von der 46ers-Defense oftmals nur durch ein Foul gestoppt werden. Und der von der Bank gekommene ehemalige 46er Heiko Schaffartzik zeigte zweimal, dass er von jenseits der Dreipunktelinie nur ganz wenig Zeit und Raum benötigt, um erfolgreich zu sein.
Trotz der defensiven Probleme konnten die 46ers die Partie in der ersten Hälfte nach einem 6:11-, 18:24- und 24:32-Rückstand immer wieder offen gestalten (15:15/8., 23:24/10., 34:34/15.). Denn auch die Truppe von Cheftrainer Thorsten Leibenath kombinierte sehr ordentlich, arbeitete gut am offensiven Brett und spielte sich ein ums andere Mal gute Wurfoptionen und daraus resultierend auch 24 Freiwurfversuche in den ersten 20 Minuten heraus, von denen aber nur 14 (58 Prozent) den Weg in den Gästering fanden. Neben der schwachen Verteidigung ein weiterer Grund dafür, warum Ludwigsburg zur Pause wieder mit acht Zählern (46:38) vorne lag. Gießens Shooting Guard Michael Umeh hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 15 Punkte gesammelt
Nach dem Wechsel gingen die 46ers bei ihren Korbverhinderungsbemühungen endlich mit der notwendigen Intensität zu Werke. Nach Dreiern von Roessler und Obie Trotter stand es nur noch 46:48 (23.), Corey Rouse besorgte im Schnellangriff mit einem krachendem Dunking den Ausgleich (48:48) und Gerrit Terdenge sorgte per Dreier für die bis dato erste 46ers-Führung (51:50/24.). Als Rouven Roessler Sekunden nach einem spektakulären Block von Corey Rouse bei einem Wurfversuch von Ross auf der Gegenseite von jenseits der 6,25-m-Linie auf 54:50 erhöhte, tobte die Halle.
Den folgenden Ludwigsburger 7:0-Lauf zum 54:57 (26.) konterten die 46ers, die in Hälfte zwei immer wieder das Anspiel unters Brett zu Corey Rouse forcierten, der zu großer Form auflief und 14 seiner 15 Punkte im zweiten Spielabschnitt erzielte, ihrerseits mit einem 12:4-Run (66:61/29.). Durch einen Dreier aus der äußersten Ecke der gegnerischen Spielhälfte erhöhte Roessler in der 32. Minute auf 71:65. Nach dem 75:72 durch einen weiteren Korberfolg von Rouse (35.) folgte dann aber der unerklärliche Einbruch der 46ers-Truppe.
In der Verteidigung agierten die Hausherren nun unkonzentriert (Seamus Boxley pennte in dieser Phase nicht weniger als dreimal beim Ausblocken), im Angriff versuchte man plötzlich fast ausschließlich (und erfolglos) per Dreier zum Erfolg zu kommen. Heiko Schaffartzik brachte die Gäste in der 38. Minute kurz nach einer Auszeit von 46ers-Coach Leibenath mit einem offenen Dreipunktewurf wieder in Führung (75:77). Da Obie Trotter (2x) und Corey Rouse anschließend mit ihren Würfen aus der Dreipunktdistanz scheiterten und ein weiterer 46ers-Angriff mit einem Ballverlust endete, führten die Schwaben, die in der Crunchtime in Person von Brandon Woudstra sechs sichere Punkte von der Freiwurflinie einstreichen durften, auf einmal mit 81:75. Nach dem fünften Foul von Roessler und einem Steal von Woudstra gegen Umeh stand spätestens nach den folgenden Fastbreakpunkten von Ross zum 76:85 zu Beginn der Schlussminute fest, dass die 46ers weiter auf ihren fünften Saisonsieg warten müssen. Mindestens bis zum nächsten Auswärtsspiel am 25. Januar in Quakenbrück, denn am nächsten Wochenende finden in der Basketball-Bundesliga aufgrund des ALLSTAR Days in Mannheim keine Spiele statt.
Punkteverteilung:
GIESSEN 46ers: Umeh (19), Terdenge (10), Buljevic (0), Trotter (12), Lischka (0), Poiger (n.e.), Robinson (0), Rouse (15), Roessler (18), Boxley (4), Hartenstein (1).
EnBW Ludwigsburg: Harris (4), Ferreira do Nascimento (4), Collins (6), Zdravkovic (n.e.), Mittmann (7), Fahrad (3), Ross (17), Dourisseau (16), Schaffartzik (11), Woudstra (20).
Stimmen zum Spiel:
Thorsten Leibenath (Cheftrainer GIESSEN 46ers): “Sicherlich ist unsere Freiwurfschwäche nicht wegzureden, da haben wir zum wiederholten Male zu viele Punkte verschenkt. Die Ursachen für die Niederlage liegen aber woanders. Ich war in der ersten Halbzeit überhaupt nicht zufrieden mit unserer Defensivleistung. Da haben wir mit zu schwacher Intensität verteidigt, Ronald Ross beispielsweise konnte viel zu leicht zum Korb ziehen. Nur mit unserer Defensivleistung im dritten Viertel kann ich zufrieden sein. Und wie es nun mal im Basketball ist: Wenn die Verteidigungsleistung stimmt, funktioniert es auch im Angriff. Die 30 Punkte, die wir in diesem Abschnitt gemacht haben, resultierten aus unserer guten Verteidigung.
Unverständlich für mich ist der ärgerliche Einbruch fünf Minuten vor Schluss, als wir noch mit 75:72 vorne gelegen hatten. Durch Unkonzentriertheiten und Undiszipliniertheiten in der Defensive sowie überhastete Abschlüsse vorne haben wir Ludwigsburg einen 9:0-Lauf ermöglicht. Das ist nicht das erste Mal, dass uns das passiert ist. Auf der anderen Seite veranschaulichte das auch die Abgeklärtheit der Ludwigsburger Spieler. Ein weiterer Grund für die Niederlage ist das Verhältnis bei Turnovern, Assists und Steals, wo Ludwigsburg vorne lag. Das zeigt, wie gut die Ludwigsburger als Team funktioniert haben. Beim Gegner gab es heute Spieler, die von der Bank ins Spiel gekommen sind und, salopp formuliert, die Drecksarbeit erledigt haben. Das ist etwas, was mir heute bei meiner Mannschaft in einigen Situationen gefehlt hat.
Die Enttäuschung bei unseren Spielern und mir ist riesengroß. Erneut haben wir an einem Sieg geschnuppert, erneut haben wir ihn leichtfertig vergeben. Das darf mal passieren, aber nicht in steter Regelmäßigkeit. Wir stecken im Abstiegskampf, wir müssen Siege holen, und das geht zu Hause nun mal leichter. Zum Glück haben wir jetzt zwei Wochen Zeit, das aus den Köpfen zu kriegen. Die Unterstützung der Fans war heute mehr als beeindruckend. Das was im Vorfeld des Spiels in Gießen passiert ist, ist aller Ehren wert. Es tur mir leid, dass wir das nicht mit einem Sieg krönen konnten. Trotzdem bin ich überzeugt, dass die Mannschaft das Potenzial hat, in Zukunft wieder Siege zu feiern.”
Silvano Poropat (Cheftrainer EnBW Ludwigsburg): “Das war ein sehr intensives Spiel. Wir wussten, dass Gießen mit großer Intensität antreten würde und waren uns im Klaren darüber, dass es ganz entscheidend darauf ankommen würde, dass wir ebenfalls mit großer Intensität spielen müssen. Unser Sieg ist ein Produkt der insgesamt sehr guten Vorbereitung in den letzten drei Wochen, die es uns ermöglicht hat, in den letzten Minuten der Partie noch einmal an Intensität zuzulegen. Das war ein sehr wichtiger Faktor. Zudem haben wir sehr präzise gespielt und weniger Fehler als die 46ers gemacht.
Meine Mannschaft wird langsam zu einer richtigen Mannschaft. Wir haben zu Saisonbeginn viele Probleme gehabt, nun aber die richtige Mischung gefunden. Die Rollenverteilung im Team ist sehr klar. Jeder weiß, was er zu tun hat. Das Team ist sehr überzeugt von sich. Wir haben viele Spieler, die bereit sind, viel für die Mannschaft zu tun. Heute zum Beispiel Stefan Fahrad, der im letzten Viertel ins Spiel gekommen ist und uns mit seiner Intensität und seiner Verteidigung wichtige Impulse gegeben hat.”
Gerrit Terdenge (Power Forward GIESSEN 46ers): “Das Spiel hätten wir gewinnen können. Im letzten Viertel haben wir aber unsere Organisation verloren. Wir haben keine Systeme mehr durchgespielt und in Einzelaktionen unser Glück gesucht. Ludwigsburg hat Druck ausgeübt und wir haben es nicht geschafft, in dieser Situation das zu machen, was wir uns vorgenommen hatten. Aber schon vorher haben wir viel zu viele einfache Körbe zugelassen. Ludwigsburg hat gut die Räume ausgenutzt, das Spiel breit gemacht und damit die Distanzwerfer gut eingesetzt. Bei uns dagegen war heute alles viel zu eng. Wir haben schlechte Pässe gespielt und waren vielleicht auch ein bisschen zu übermotiviert. Gott sei Dank haben wir jetzt All-Star-Pause. Das gibt uns viel Zeit, um uns auf das nächste Spiel vorzubereiten.”
Florian Hartenstein (Center GIESSEN 46ers): “Danke an die Fans für die tolle Atmosphäre. Wir haben lange Zeit ganz gut gespielt, in den letzten Minuten aber einfach zu viele dumme Fehler gemacht. Da hat uns die Konzentration gefehlt. So kann man kein Spiel gewinnen. Gut, dass wir jetzt zwei Wochen Spielpause haben. Diese müssen wir jetzt nutzen, um hart zu trainieren und an den kleinen Fehlern zu arbeiten.”
Richard Poiger (Forward GIESSEN 46ers): “35 Minuten lang hat es echt richtig Spaß gemacht, auf der Bank zu sitzen. Die Stimmung war einfach super und die Jungs haben gut gespielt. Danach sind wir aber nicht mehr zu unseren Würfen gekommen, haben unsere Plays nicht mehr durchgespielt. Ludwigsburg hat bessere Möglichkeiten abgewartet und dadurch am Ende das Spiel gewinnen können.”
Alle Bilder: Mediashots Werbefotografie.