Die GIESSEN 46ers fuhren am Samstagabend bei den bis dahin seit sechs Spielen ungeschlagenen OeTTINGER Rockets Gotha einen furiosen Auswärtssieg ein. Trotz eines Zwölf-Punkte-Rückstandes wenige Minuten vor dem Ende, drehte die Mannschaft um Matchwinner Björn Schoo die Partie auf den Schlussmetern. Der 61:59-Erfolg, bei dem Eric James Palm mit 13 Punkten der Topscorer der Mittelhessen war, bedeutet den vierten Sieg in Folge der Mittelhessen, die sich somit zumindest für eine Nacht auf den zweiten Tabellenplatz schieben.
Schon vor Spielbeginn deutete Vieles auf ein absolutes ProA-Topspiel hin, schließlich trafen die beiden heißesten Teams der Liga in einer ausverkauften Gothaer „Blauen Hölle“ aufeinander. Aus Gießen waren es knapp 30 – 40 Fans, die das 46ers-Team begleiteten und ihr Kommen sicherlich nicht bereuten.
Coach Wucherer warnte schon im Pressegespräch zur Partie davor, dass sich sein Team von der Atmosphäre in Gotha nicht einschüchtern lassen solle. Und genau das beherzigten die 46ers, die durch die Punkte von Yorman Polas Bartolo erstmals in Führung gingen (6:5, 2.). Es war beiden Mannschaften anzumerken, dass sie mit viel Selbstvertrauen in die Partie gingen, die Heimmannschaft schien aber noch entschlossener. Besonders einen Mann wussten die Mittelhessen am Anfang nicht zu kontrollieren: Rockets-Centerspieler Evan Harris suchte immer wieder den Weg zum Korb und konnte die Thüringer mit seinem zweiten Dreipunktespiel auf 12:8 vor bringen (4.). Während die 46ers, die schon zu Beginn der Partie viel durchwechselten, früh die Teamfoulgrenze erreicht hatten, stand bei Gotha noch kein Foul auf dem Scoreboard (7.). Eric James Palm konnte zwar einen Dreier zum 13:14 einnetzen (8.), dennoch endete das Viertel mit einem knappen 15:18-Rückstand aus Gießener Sicht.
Zu Beginn des zweiten Viertels war es dahin mit dem Spielfluss der 46ers, die Mittelhessen fanden kein richtiges Mittel in der Offensive gegen die Verteidigung der Rockets. Beim Stand von 15:23 nahm Wucherer dementsprechend eine Auszeit und versuchte sein Team neu einzustellen (13.). Erst nach knapp vier Minuten Spielzeit im zweiten Viertel war es dann Cameron Wells, der die ersten 46ers-Zähler markierte (17:23, 14.). Doch es waren in dieser Phase die Gastgeber, die den Ton angaben und durch Harris zur ersten zweistelligen Führung der Partie trafen (30:19, 17.). Endlich gelang es den Mittelhessen aber, ihre Gegner zu Fouls zu zwingen. So bissen sich die Lahnstädter langsam in die Partie. Mit vier Freiwurftreffen durch Malu und Palm verkürzten sie auf 23:30 (18.). Als dann TJ DiLeo knapp 40 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit einmal mehr flinke Hände in der Verteidigung bewies und per Dunking zum 27:33 abschloss, nahm der Rockets-Coach eine Auszeit (20.). Den folgenden Angriff konnten die 46ers vereiteln, fast mit der Pausensirene war es dann Wells, der auf 29:33 stellte (20.).
Als hätte es keine Halbzeitpause gegeben, ging es sofort nach dem Seitenwechsel munter weiter. Brad Lösing traf für Gotha per Distanztreffer, Björn Schoo und TJ DiLeo verkürzten (33:36, 22.). Als Wells dann seinen Mitteldistanzwurf einnetzte, war der unmittelbare Anschluss hergestellt (37:38, 23.). Yorman Polas Bartolo blockte wenig später den zum Wurf ansetzenden Matt Vest spektakulär. Die Gastgeber zeigten sich aber unbeeindruckt und zogen wieder auf 42:37 vor (25.). Als Albert Kuppe den nächsten Dreier der Raketen traf, schien das Momentum wieder auf Seiten der Hausherren (47:39, 27.). Die 46ers konnten die sich ihnen bietenden Chancen zu selten nutzen. Erst nach einer weiteren Auszeit lief es wieder ein Stück besser, die Gießener erarbeiteten sich die Zähler mühsam. Polas traf mit einem Freiwurf zum 43:50 (29.). Zum Ende des dritten Viertels stand es 43:51 aus mittelhessischer Sicht.
Kurz nach dem Beginn des Abschlussviertels sahen die Rockets schon wie der sichere Sieger aus und zogen auf 55:43 vor (32.). Die 46ers mussten zügig in der Offensive einen Gang hochschalten, um den Rückstand entscheidend zu verkürzen. Eric James Palm eröffnete die Schlussoffensive per Dreier zum 46:55 (33.). In der folgenden Defensivsequenz nahm der US-Amerikaner zudem das Offensivfoul auf und setzte somit einen weiteren wichtigen Akzent an Gegner und Mitspieler. Gotha nahm sofort eine Auszeit, doch es war Björn Schoo, der mit einem schönen Hakenwurf auf 48:55 verkürzte (34.). Und es ging weiter: Palm netzte den nächsten Dreier ein (51:55, 34.), Schoo schraubte den Rückstand weiter herunter (55:57, 37.). Dann nahm Polas das Offensivfoul auf, Gießen konnte mit dem folgenden Angriff in Führung gehen, verpasste aber zunächst noch die Chance. Es war spätestens nun die erwartet hochklassige und dramatische Partie. Andre Marhold tankte sich knapp 90 Sekunden vor dem Ende mit viel Energie zum Korb und stellte den langerwarteten Ausgleich der Mittelhessen her (57:57, 39.). 16 Sekunden vor Ende verwarf Schoo jedoch, Gotha kam in Ballbesitz und die Stimmung kochte in der „Blauen Hölle“. Aber Terrier Polas zwang Guyton zum Ballverlust, das Spielgerät sprang bei noch 6.6 Sekunden auf der Uhr ins Aus, Ballbesitz und Auszeit Gießen. Cameron Wells zog zum Korb, der Ball sprang zwar nur auf den Ring, doch Björn Schoo war zur Stelle und stopfte zum 61:59. Noch waren aber 1.8 Sekunden zu spielen. Diesmal Auszeit und Ballbesitz Gotha. Rockets-Center Reinke zog zum Korb und hatte die Chance zum Sieg, doch wieder war Björn Schoo zur Stelle, blockte den Gothaer und machte somit den vielumjubelten Sieg der 46ers dingfest.
Denis Wucherer (Trainer GIESSEN 46ers): „Zunächst mal freue ich mich sehr für Björn Schoo. Das hatte sich in der Woche, in der er gut trainiert hat, schon angekündigt. Das Spiel war offensiv nicht immer schön anzusehen, aber über 40 Minuten auf sehr hohem Niveau in der Verteidigung. Wir haben selten zu unserem Rhythmus gefunden und nur wenige freie Würfe bekommen. Zum Teil lagen wir hoch zurück, heute zeigte sich aber wieder, dass meine Mannschaft funktioniert. Es freut mich sehr zu sehen, dass wir an das glauben, was wir da draußen produzieren. So ein Sieg hilft natürlich für die Entwicklung des Teams.“
Chris Ensminger (Trainer OeTTINGER Rockets Gotha): „Glückwunsch an Gießen. Wir haben das Spiel eigentlich kontrolliert und führten kurz vor Schluss mit 55:43, dann hat Gießen aber den Druck erhöht. Wir hatten zu viele Ballverluste im letzten Viertel, dazu nur 7 Assists. In solch einem engen Spiel sind die kleinen Dinge immer die entscheidenden. Wir müssen aus diesem Spiel lernen und es nächste Woche besser machen.“
OeTTINGER Rockets Gotha – GIESSEN 46ers 59:61 (33:29)
Viertelergebnisse: 18:15, 15:14, 18:14, 8:18
GIESSEN 46ers: Andre Marhold (10 Punkte), Besnik Bekteshi, Yorman Polas Bartolo (7), Anthony DiLeo (7), Eric James Palm (13), Benjamin Lischka, Jonathan Malu (4), Cameron Wells (10), Björn Schoo (10)
OeTTINGER Rockets Gotha: Carlton Guyton (17 Punkte), Sebastian Fülle (3), Felix Hoffmann, Dmitrij Kreis, Evan Harris (10), Torvoris Baker, Matt Vest (5), Marco Völler (3), Will Reinke (8), Brad Lösing (9), Albert Kuppe (4)
Zuschauer: 1.742
Nächstes Spiel:
Samstag, 20. Dezember 2014, 20 Uhr: GIESSEN 46ers – s.Oliver Baskets Würzburg