Gießen jubelt nach Herzschlagfinale

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Nach einer nervenaufreibenden Schlussphase haben die LTi GIESSEN 46ers am Samstagabend mit einem 73:72 (38:31)-Heimsieg gegen ratiopharm Ulm ihren fünften Saisonsieg in der Beko Basketball Bundesliga eingefahren. Vor 3485 Zuschauern sorgte David Teague 63 Sekunden vor dem Ende per Freiwurf für den letzten Korb des Abends.

Nach dem Hickhack im Vorfeld um den Wechsel von Austen Rowland von Gießen nach Ulm entwickelte sich in der Sporthalle Ost unter den Augen von Nationaltrainer Dirk Bauermann eine umkämpfte, aber jederzeit faire Partie. Die LTi 46ers nutzten zunächst den Rückenwind des Auswärtssieges von Braunschweig, setzten die Gäste, die auf ihren Scharfschützen Lee Humphrey (grippaler Infekt) verzichten mussten, im ersten Viertel mächtig unter Druck. Gegen die aggressive und nahezu lückenlose Gießener Teamverteidigung kam die Ulmer Fünf zunächst kaum zu freien Würfen. Die 46ers mussten im Angriff zwar auch hart für ihre Korberfolge kämpfen, schafften es aber, das Ergebnis dank einer kompakten Defensive und einer schon im ersten Viertel starken Reboundleistung zunächst in die erhofften Bahnen zu lenken (15:6/8.).

Der mit einer Bilanz von fünf Siegen und neun Niederlagen an die Lahn gereiste Playoff-Teilnehmer aus der Vorsaison kann dann aber besser ins Spiel, profitierte dabei aber auch davon, dass ein Foul von Jannik Freese an Coleman Collins bei einem Ulmer Schnellangriff von den Schiedsrichtern als Unsportlichkeit geahndet wurde. Die „Spatzen“, bei denen Austen Rowland im orangefarbenen Sweater auf der Mannschaftsbank saß, nutzten dies dazu, die daraus resultierenden Freiwürfe sowie den anschließenden Ballbesitz in fünf Punkte umzuwandeln und auf 12:15 zu verkürzen (9.).

In der Folge begegneten sich die Kontrahenten auf Augenhöhe, beide Mannschaften wirkten nahezu perfekt aufeinander eingestellt. Johannes Lischka sorgte für die letzten vier Punkte des Gießener Teams in Viertel eins (19:14). Ein erfolgreicher Sprungschuss von David Teague aus etwas weniger als sechs Metern Entfernung zum Korb wies den LTi 46ers den Weg in Viertel zwei (21:14), doch in der Verteidigung ließen die Gastgeber nun einige Male die Souveränität der ersten Minuten vermissen, was ratiopharm Ulm besonders über seinen Center Coleman Collins auszunutzen vermochte (26:25). Die 46ers bereiteten dem Kontrahenten aus dem Schwabenland bis zur Pause vor allem durch ihr entschlossenes Nachsetzen am offensiven Brett und mit ihren Würfen aus dem Dreipunktebereich (Williams zum 29:25, Jeffers zum 32:27/18.) Schwierigkeiten. Lorenzo Williams war es – aus dem Pick-and-roll heraus pfeilschnell zum Ulmer Korb penetrierend und per Layup abschließend – vorbehalten, die Führung wenige Sekunden vor der Halbzeitsirene wieder auf sieben Punkte Differenz (38:31) auszubauen.

Nach Wiederbeginn präsentierte sich die von Mike Taylor trainierte Ulmer Mannschaft weiterhin als ein unbequemer Gegner. Der am Brett nur schwer zu stoppende Power Forward Christian Burns und Small Forward Sebastian Betz, der den Hausherren über das Spiel hinweg immer wieder Nadelstiche versetzte, indem er jeden seiner drei Dreipunkteversuche einnetzte, sorgten für den Ausgleich (41:41/24.), Roderick Trice (acht Punkte in Viertel drei) erzielte mit einem Dreier zum 43:44 (25.) die erste Ulmer Führung seit dem 4:6 in Minute drei. Fünf Punkte in Folge des von jenseits der 6,25-m-Linie (vier Treffer bei 5 fünf Versuchen) stark auftrumpfenden Maurice Jeffers und vier Punkte in Serie von Johannes Lischka ließen die Führung abermals auf sieben Zähler anwachsen (54:47/29.). Ein eingeflogener Jeffers-Dunking (56:50) und ein typischer Mitteldistanztreffer von David Teague, der – obwohl von der Ulmer Defense hart bedrängt – abdrückte und (nachdem der Ball erst auf den Ring und dann gegen das Brett geklatscht war) traf, sorgten für Stimmung auf den Rängen und die letzten Gießener Punkte in Viertel drei (58:53), ehe Ulm zum wiederholten Male an diesem Abend zurückschlug.

Der dritte Betz-Dreier des Abends bedeutete den erneuten Ausgleich (58:58/32.). Die Mannen von „Vladi“ Bogojevic profitierten zwar weiterhin von ihrer Stärke beim Nachsetzen am gegnerischen Brett (Tip-in Lischka zum 62:58/33.), doch auch Ulm konnte im Schlussabschnitt durch Center Collins dreimal nach Offensivrebounds punkten (67:65/36.). Nach einem Dreier von Per Günther lag die Taylor-Truppe vorne (67:68/37.). Nach einem erneuten Gießener Tip-in, diesmal von Kevin Johnson, schlug Ulm durch John Bryant zurück (69:70). Der Ulmer Center musste kurz darauf vom Feld, nachdem er beim Kampf um den freien Ball mit seinem Kopf gegen das Knie von Jannik Freese geprallt war.

Dramatisch und hektisch verliefen schließlich die letzten Sekunden: Nach dem 70:72 durch Burns (39.) zog David Teague im Gegenangriff zum Korb und traf – obwohl exzellent verteidigt – aus schwieriger Position vom Zonenrand aus ohne Brettberührung zum 72:72. Auf der Gegenseite versemmelte Nationalspieler Benzing einen Dreier, es wäre sein vierter erfolgreicher an diesem Abend gewesen. Gießen holte sich den Rebound und ging 63 Sekunden vor dem Ende in Person von David Teague an die Freiwurflinie. Teague, am Ende mit 21 Punkten Topscorer der Partie, traf den zweiten von zwei Versuchen (73:72). Auf der Gegenseite behinderte LTi 46ers-Center Martin Kohlmaier den mit Macht zum Korb ziehenden Christian Burns so geschickt, dass dessen Layup-Versuch nicht den Weg in den Gießener Korb fand. 26 Sekunden vor dem Ende hätte David Teague für die Vorentscheidung sorgen können, doch auch seinem fünften Dreipunkteversuch in diesem Spiel blieb der Erfolg versagt.

Die 46ers, die bis dato in diesem Viertel erst zwei Teamfouls zu Buche stehen hatten, stoppten den letzten Ulmer Angriff sieben Sekunden vor Schluss in Nähe der Mittellinie mit einem Foul. Nach der darauf folgenden Auszeit war es Robin Benzing, der den Ball in die Hände bekam und – bedrängt von Maurice Jeffers – zum Korb ziehen wollte. Bei einem Spin Move verlor Benzing allerdings die Kontrolle über den Ball, welcher zu Kevin Johnson rollte. Johnson nahm den Ball an der Gießener Grundlinie auf und passte aus der Bedrängnis heraus zu dem freistehenden Maurice Jeffers. Der Pass fand sein Ziel indes nicht, Roderick Trice war dazwischen gegangen und dabei von Jeffers zu Fall gebracht worden. Die Uhr war inzwischen jedoch auf 0:00 heruntergelaufen. Nach einer kurzen Zeit der Ungewissheit signalisierte einer der Schiedsrichter, dass das Foul mit dem Ertönen der Schlussirene erfolgte und die Begegnung zu Ende sei, was von den Gießener Fans natürlich mit großem, lang anhaltendem Jubel aufgenommen wurde.

Trainerstimmen:

Vladimir Bogojevic: „Das war ein wichtiger Sieg für uns, wir haben unseren Aufwärtstrend bestätigt. Nachdem wir kurz vor dem Spiel erfahren haben, dass Humphrey nicht spielen kann, ist das heute für uns fast schwieriger zu meistern gewesen als für den Gegner, denn wir haben uns gerade auf ihn sehr genau vorbereitet. Ich hätte mir gewünscht, dass wir mit noch mehr Intensität ans Werk gegangen wären, aber man muss auch bedenken, dass wir in kurzer Zeit drei Spiele zu absolvieren hatten und das ist an unserer Mannschaft nicht spurlos vorbei gegangen. Unsere Wurfquoten waren heute nicht überragend, aber dafür haben wir wichtige Offensivrebounds geholt und dadurch 13 Würfe mehr nehmen können als Ulm.“

Mike Taylor: „Das war ein knappes Spiel und eine bittere Niederlage für uns. Wir hatten am Ende genug Möglichkeiten, das Spiel auf unsere Seite zu kippen. Trotz der Niederlage bin ich glücklich über den Kampfgeist, den wir heute an den Tag gelegt haben. Lee Humphrey war krank und Robert Benzing nicht zu hundert Prozent fit. Der Schlüssel waren die 19 Offensivrebounds für Gießen, die mit viel Energie am Brett den Bällen nachgegangen sind und sich dadurch viele zweite Wurfchancen erkämpft haben.“

Punkteverteilung LTi GIESSEN 46ers: Williams (12), Johnson (4), Perl, Kohlmaier (2), Theilig (n. e.), Lischka (10), Weber (1), Teague (21), Freese (2), Tapuskovic (4), Jeffers (17).

ratiopharm Ulm, beste Werfer: Burns (13), Betz (11), Collins (11), Benzing (11), Trice (10).

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Bilder: Mediashots Werbefotografie.

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