Kurz vor Beginn der offiziellen Vorstellung bei den Stadtwerken Gießen (SWG) stellte sich der neue Trainer der LTi 46ers, Simon Cote, am Mittwoch erstmals den Fragen von ltigiessen46ers.de. Gemütlich lehnte sich der 36-jährige US-Amerikaner in der Geschäftsstelle der LTi 46ers in seinen Bürostuhl zurück, um über seine ersten Arbeitstage, seinen bisherigen Kontakt zu den Spielern und seine Arbeitsweise zu sprechen.
Simon, seit etwas mehr als einer Woche arbeitest du nun hier in Gießen. Was sind deine ersten Eindrücke? Wie hast du dich eingelebt?
Simon Cote: Ich bin sehr zufrieden mit den Arbeitsbedingungen, die ich hier in Gießen vorgefunden habe und habe schon viele Leute, die mit den LTi 46ers zu tun haben, kennengelernt. Geri (Wasshuber) macht einen exzellenten Job und hat mit den Spielern, die schon vor meiner Ankunft hier waren, gut gearbeitet. Dirk (Schäfer) und Jens (Gehlhaar) haben mir alles zur Verfügung gestellt, was ich brauche, um hier eine optimale Leistung erbringen zu können. Beipielsweise wurde eine Shootingmaschine angeschafft, mit der wir die Wurftrainingseinheiten so effizient wie möglich gestalten können. Die Mitarbeiter im Büro tun ihr Bestes, damit ich mich schnell an meine neue Arbeitsumgebung gewöhne. So richtig eingelebt werde ich mich haben, wenn ich eine Wohnung in Mittelhessen habe und dort eingezogen bin. Das wird bald über die Bühne gehen, momentan lebe ich noch in meiner Wohnung in Frankfurt.
Wusstest du gleich, dass du das Angebot annehmen wirst, als die LTi 46ers ihr Interesse an dir bekundet haben?
Simon Cote: Ich musste nicht lange über das Angebot der 46ers nachdenken. Eigentlich wusste ich schon unmittelbar nach unserem ersten Gespräch, dass ich den Job übernehmen möchte. Was der Klub gesucht hat und was ich anbieten konnte, hat gut zusammen gepasst. Der Klub hat einen hungrigen Trainer gesucht, der sich mit der zu diesem Zeitpunkt feststehenden Teamzustellung für die nächste Saison identifizieren konnte und Jemanden, der sich der großen Tradition des Klubs verpflichtet fühlt. Ich glaube, dass die 46ers ein Klub sind, der auf Spieler mit gutem Charakter setzen muss, Spieler, die darauf brennen, sich individuell zu verbessern, sich aber gleichzeitig zum Wohle des Teams aufopfern. Ich bin stets der Überzeugung gewesen, dass mein Erfolg als Coach auf diesen Grundlagen fußen wird. Ich hatte rasch das Gefühl, dass mir die LTi 46ers die Freiheiten einräumen, das Team nach diesen Vorstellungen zusammenzustellen und das hat eine ganz große Rolle bei meiner Entscheidung gespielt, den Job zu übernehmen.
Die Mannschaftssaisonvorbereitung startet am Freitag. Inwieweit hast du in den zurückliegenden Wochen schon Kontakt zu den Spielern gehabt?
Simon Cote: Ich habe versucht, alle Spieler zu erreichen, nachdem ich von den LTi 46ers verpflichtet worden bin. Mit einigen Spielern habe ich mindestens einmal gesprochen, mit anderen öfter. Die Gespräche waren sehr aufschlussreich und haben mich in meiner Meinung bestärkt, dass die Gruppe gut zusammenpasst. Schon vorher hatte ich mir einige Spiele aus der letzten Saison auf Video angeschaut, um ein Gefühl für die Spieler zu bekommen, die über die Saison hinaus in Gießen unter Vertrag standen. Dabei habe ich einige tolle Sachen gesehen. Viele der Spieler haben das Zeug, sich zu verbessern, wenn sie sich in bestimmten Sachen weiterentwickeln. Insgesamt kann man sagen, dass jeder Spieler andere Vorzüge besitzt, die er in das Team hineinbringt. Einige Erfahrung, Reife und Führungsfähigkeit, andere großen Hunger und den Willen zu lernen, sich zu verbessern und ein hilfreicher Teil des Teams zu werden.
Was dürfen die Spieler von dir erwarten? Bist du ein harter Hund in der Vorbereitung?
Simon Cote: Ich glaube, dass ich die Latte mir gegenüber schon ziemlich hoch lege und genau das Gleiche werde ich gegenüber den Spielern machen. Noch viel wichtiger ist aber, dass der Trainerstab ein Arbeitsklima schafft, in dem die Spieler diejenigen sind, die sich gegenseitig viel abfordern und sich verpflichtet fühlen, hart füreinander zu arbeiten. Meiner Meinung nach haben wir mit Florian Hartenstein, Dan Lewis und Gerrit Terdenge drei Persönlichkeiten im Team, an denen sich die übrigen Spieler orientieren können, was beim Training gefordert ist.
Was dürfen die Fans von dem Team der LTi GIESSEN 46ers in der kommenden Saison erwarten? Was sind deine Ziele?
Simon Cote: Meine Trainerphilosophie lautet: Play hard, smart and together. Für diese drei Dinge wird unser Team stehen. Ich bin mir sicher, dass wir eine erfolgreiche Saison absolvieren werden, wenn wir diese drei Vorgaben gut umsetzen. Die Fans können ein Team erwarten, das mit Leidenschaft agiert, in dem alle zusammenstehen und sich jeder Spieler für den anderen aufopfert – und das hoffentlich auch einen unterhaltsamen Basketball spielt. Wir werden uns vor der Saison keine Ziele setzen bezüglich wieviele Spiele wir gewinnen wollen, aber wir werden als Ziel vorgeben, in jedem Spiel alles zu geben, was möglich ist, und Tag für Tag sowohl individuell wie auch als Team besser zu werden. Ich hoffe, dass das unsere Fans stolz machen wird. Mein Ziel ist, dass wir es hinbekommen, jeden unserer Spieler in dieser Saison so nahe wie möglich an sein maximales Leistungspotenzial heranzubringen und – noch wichtiger – das Beste aus dem Team herauszukitzeln, indem wir die Spieler zu einer Einheit formen, ihnen eine Siegermentalität beibringen, ihnen eine Richtung vorgeben und auf jedes einzelne Spiel bestmöglich vorbereiten.
Du hast einige Jahre in Frankfurt gelebt. Wie ist es um deine Deutschkenntnisse bestellt?
Simon Cote: (lacht, sagt dann in Deutsch) Ich kann ein bisschen Deutsch sprechen. (wechselt wieder ins Englische) Ich mag es aber nicht so gerne benutzen, weil meine Grammatik sehr verbesserungswürdig ist und es mich ärgert, wenn ich mich nur schlecht ausdrücken kann, gerade wenn die Gespräche tiefer ins Detail gehen. Mit solchen Sachen wie Interviews in deutscher Sprache zu geben würde ich lieber gerne warten, bis ich einige Deutschstunden genommen habe, was ich während meiner Zeit in Gießen zu machen gedenke, und mich dann besser verständigen kann.
In Kürze startet das olympische Basketballturnier in Peking. Wer holt dort deiner Meinung nach die Goldmedaille? Wirst du einige Spiele vorm Fernseher verfolgen? Wie schätzt du die Chancen des deutschen Teams ein?
Simon Cote: Ich glaube, dass das Team USA Gold holen wird. Ich denke, dass sie es diesmal endlich hinbekommen haben, ein echtes TEAM zusammenzubauen. Sie legen viel mehr Wert auf eine gewissenhafte, intensive Vorbereitung und Coach K (Mike Krzyzewski) hat oft bewiesen, dass er in der Lage ist, ein Team zu formen und zur maximalen möglichen Leistung zu entwickeln. Ich glaube nicht, dass ich Zeit haben werde, die Spiele im TV zu verfolgen, weil die Olympischen Spiele mitten in unsere Preseason fallen und die Vorbereitung wird all meine Zeit beanspruchen. Was das deutsche Team anbelangt, hatte ich noch keine Zeit es spielen zu sehen, seit Chris Kaman hinzugekommen ist, aber ich bin mir sicher, dass Coach Bauermann das Team bestens vorbereiten wird und die Deutschen in jede Partie mit einer guten taktischen Ausrichtung gehen werden. Und mit einem Dirk Nowitzki im Team ist bekanntlich immer alles möglich.
Simon, danke, dass du dir die Zeit für das Gespräch genommen hast. Wir wünschen dir viel Glück und Erfolg bei deiner Arbeit in den kommenden Wochen und Monaten!