Im Schnitt fast 500 Zuschauer mehr

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Bisher zehn Partien zeigen: Bei den 46ers stimmen auch Defense und Ballverluste, es hakt aber in der Offense und beim Rebounding.

Geruckelt hat es bisher eigentlich immer in den vier Jahren Unterhaus. Allemal 2022/23, als die Premiere von Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic mit einer 60:98-Abreibung in Bremerhaven endete, sich die GIESSEN 46ers zu einem Buzzerbeater-82:81 über die Artland Dragons hangelten und schließlich gegen Absteiger Schwenningen eine Overtime benötigten, ehe der Knoten platzte.

Eine Saison später unterlag der Altmeister früh gegen Frankfurt (69:92) und in Kirchheim (99:105), landete am Ende aber auf Hauptrunden-Platz zwei. 

Und 2024/25 starteten die Männerturner mit einem 73:92 in Kirchheim und einem 90:91 in Münster, verloren zu Hause früh auch noch gegen Jena (74:81), zogen aber wie schon in Runde eins in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA ins Playoff-Halbfinale ein. In allen drei Spielzeiten hieß die Bilanz nach zehn Durchgängen: Sieben Siege, drei Niederlagen! 

Und nun? Sechs Erfolge und vier Niederlagen. Von denen nur eine, die beim 93:100 in Paderborn, wirklich (negativ) aus dem Rahmen fiel. Beim 77:92 gegen Hagen glänzten die 46ers drei Viertel lang, ehe sie sich durch einen 0:21-Lauf in ein einige Wochen offenstehendes Loch fielen. In Crailsheim (82:106) verlieren auch andere, in Tübingen auch. Wenngleich der 82:84-Uppercut bei den Tigers erst eine Sekunde vor Schluss an die Kinnspitze krachte.

„Wir liegen auf Kurs und haben lediglich in Paderborn und Crailsheim nicht gut gespielt. Hätten wir in Tübingen das Momentum auf unserer Seite gehabt, lägen wir dort, wo wir in all den Jahren unter meiner Regie auch nach zehn Durchgängen gelegen haben, nämlich viel weiter vorne“, ist Branislav Ignjatovic bewusst, dass seine Mannschaft noch Luft nach oben hat, dass das bisherige Abschneiden jedoch auch keinen Grund zur Sorge bedeutet.

Was lief bisher gut? Wo klemmt es? Welche Statistiken stimmen? Welche Stats geben Anlass zur Sorge, vielleicht sogar zu personellen Nachbesserungen? Ein Blick in das umfangreiche Zahlenmaterial der Liga gibt wenige Tage vor der Fortsetzung der Saison und dem Gastspiel am Samstag (18 Uhr, Castello Düsseldorf) bei den RheinStars Köln Aufschluss …

ANSTÄNDIGE OFFENSE: Mit im Schnitt 83 eigenen Punkten liegen die 46ers auf Platz neun des Tableaus, das von den teilweise wie von einem anderen Stern treffenden „Feuervögeln“ aus Hagen (im Schnitt 104) angeführt wird. „Natürlich haben wir noch Potenziale, unsere Quoten stimmen aber weitestgehend“, so „Frenki“ Ignjatovic, der weiß, dass er einen der stärksten Scorer in seinen Reihen weiß.

ÜBERRAGENDER SCORER: Mit im Schnitt knapp 19 Punkten gehört Kyle Castlin zu den stärksten Schützen der ProA. Nur die beiden Paderborner Jonathan Klussmann (20,7) und Efosa Osawe (19,2), die allerdings lediglich sieben beziehungsweise sechs von zehn bisherigen Partien absolviert haben, liegen noch vor dem Guard aus Marietta/Georgia. Dahinter: Ben Burnham (18,5) und Amir Hinton (17,7) von den Artland Dragons, die Gießen in zwei Wochen empfangen. „KC hat bei uns alle Freiheiten, er ist als Leader von allen akzeptiert. Außerdem steht er meist lange auf dem Parkett“, erklärt „Frenki“ Ignjatovic seine Beweggründe, warum es ihm ein großes Anliegen war, den 29-Jährigen im Sommer von einer weiteren Saison an der Lahn zu überzeugen. „Castlin ist unsere Lebensversicherung.“

STARKE DEFENSE: „Die Offensive ist meist Talentsache, die Defensive aber Training“, ist sich Ignjatovic sicher, die Gründe dafür zu kennen, warum die 46ers mit nur 785 Gegenpunkten die zweitbeste Mannschaft des Unterhauses (hinter Bremerhaven und ungefähr gleichauf mit Crailsheim) sind. „Mit dieser Bilanz bin ich sehr zufrieden, sie zeugt von Selbstvertrauen.“

AUSBAUFÄHIGE ASSISTS: „20 im Schnitt dürften es gerne sein“, weiß „Frenki“ Ignjatovic um die alte Basketballer-Weisheit, dass eine Assists-Statistik nur gefallen kann, wenn eine Mannschaft in der Offensive auch überzeugt, also hochprozentig scort. Was die GIESSEN 46ers in den ersten zehn Partien nicht getan haben. Nur fünf Mannschaften stehen in dieser Statistik noch hinter dem Altmeister, der Cheftrainer sieht allerdings Licht am Horizont. „Wir haben endlich wieder zwei Playmaker, nachdem wir den Ausfall von Martin Junakovic durch die Verpflichtung von Devon Goodman kompensieren konnten. Das macht mir Hoffnung.“

ERFOLGREICHER PASSGEBER: Mit Simon Krajcovic verfügen die 46ers seit Jahren über einen der besten Passgeber der Liga. Auch in dieser Spielzeit kommt der Slowake auf 5,1 Zuspiele pro Partie, die seine Nebenleute in eine Punktausbeute ummünzen konnten. „Von ihm wird noch mehr kommen“, ist sich „Frenki“ Ignjatovic sicher, schließlich belebt Konkurrenz (Devon Goodman) das Geschäft …

PROBLEMATISCHES REBOUNDING: Dass mit Kyle Castlin (52 Rebounds) ausgerechnet der beste Scorer auch der erfolgreichste Mann beim Einsammeln der Abpraller ist, sieht „Frenki“ Ignjatovic gelassen: „Das bedeutet für mich, dass unsere langen Leute gut ausboxen und ein Guard wie Castlin aufpasst, wohin die Abpraller fliegen.“ Ins Bild passt auch, dass Regisseur Simon Krajcovic (42) in dieser internen Rangliste auf Rang drei hinter Jonathan Maier (51) liegt, die langen Domagoj Vukovic (29) und Till Gloger (24) aber mit Abstand folgen. Am offensiven Brett ist Gießen die sechsbeste, am defensiven die siebtbeste Mannschaft der ProA. Ignjatovic: „Die Zeiten eines Stefan Fundic gehören halt der Vergangenheit an.“

WENIGE BALLVERLUSTE: „Frenki“ Ignjatovic möchte die 82:106-Niederlage in Crailsheim am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen: „Eine Partie war eine Katastrophe, sonst würden wir diese Statistik anführen …“ In der Tat: Mit im Schnitt zwölf Turnovers sind die 46ers die drittbeste Mannschaft der ProA, nur Crailsheim und Bochum verlieren weniger den Ball. „Es zeigt, dass wir verantwortlich mit dem Spielgerät umgehen.“

KAUM BALLDIEBSTÄHLE: Mit Paderborn, Leverkusen, Karlsruhe, Göttingen und Münster gibt es nur fünf Teams, die noch weniger Steals als die 46ers, die dem Gegner im Schnitt sechsmal den Ball rauben, auf ihrem Konto haben. Was Ignjatovic allerdings nicht großartig umtreibt: „Die Liga ist stark besetzt, da lässt sich jemand nicht einfach mal so den Ball abnehmen. Diese Statistik war früher relevanter für die Überlegungen der Trainer.“

TADELLOSE FREIWÜRFE: Wer 76 Prozent seiner Freiwürfe versenkt, trifft also drei von vier. „Das ist in Ordnung und bedeutet bisher die beste Bilanz meiner Amtszeit“, ist 46ers-Coach Ignjatovic mit dem Abschneiden von der Linie, wo nur vier Teams (Göttingen, Koblenz, Bochum, Nürnberg) besser treffen, zufrieden. Stark bei den 46ers: Aiden Warnholtz (96 Prozent) und Kyle Castlin (87 Prozent), die kaum patzen.

BEGEISTERTE ZUSCHAUER: Ein Match in der Osthalle zu erleben, ist immer einen Samstagabend wert. Im Schnitt 2306 Besuchern kamen bislang zu den fünf Heimspielen, was einer klaren Steigerung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zum gleichen Zeitpunkt der Spielzeit 2023/24 waren es nur 1824 Fans, die das 46ers-Team sehen wollten. Durchschnittlich also fast 500 Menschen weniger als aktuell.

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