(Foto: Dennis Duddek)

K.o. 1,2 Sekunden vor Schluss

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GIESSEN 46ers zeigen sich stark verbessert, verlieren aber bei den Tigers Tübingen unglücklich mit 82:84 / Sonntag gegen Leverkusen.

Katzenjammer an der Ammer! 30 (von 40) Minuten hatten sie richtig gut, richtig frech, richtig selbstbewusst gespielt – offensive wie defensiv. Sie hatten einen deutlichen Aufwärtstrend gegenüber den letzten Wochen verraten, sie hatten des Öfteren das Momentum auf ihrer Seite, sie schlichen am Ende aber nach der dritten Auswärtsniederlage in Serie wie begossene Pudel vom Feld. „Ich habe jede Menge Gutes gesehen, dafür können wir uns aber nichts kaufen“, steckte Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic beim Gang zum Mannschaftsbus das Geschehen in der Crunchtime der Partie bei den Tigers Tübingen noch mächtig in den Knochen. 

Luis König Figge hatte 14 Sekunden vor dem Ende mit einem Big-Time-Shot von jenseits der 6,75-Meter-Marke auf 82:82 gestellt, damit die Hausherren aber zwangsläufig in Ballbesitz gebracht. Was diese in Person von Till Jönke 1,2 Sekunden vor der Schlusssirene mit einem entscheiden Wurf aus der Mitteldistanz zum 84:82 (44:40)-Erfolg bestraften.

„Das ist echt super hart. Da fightest du tough, am Ende aber bringen dich kleine Fehler um deinen verdienten Lohn“, war Luis König Figge enttäuscht und angefressen zugleich. „Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Wut am Sonntag gegen Leverkusen rauszulassen.“ Ins gleiche Horn blies auch 46ers-Capitano Robin Benzing, der während des aufreibenden Matches seine Nebenleute mehrfach mit Auge und viel Gefühl in den Fingern uneigennützig in Szene gesetzt hatte: „Was heute hier passiert ist, war mega ärgerlich. Irgendwie passt die Niederlage aber zu unserer momentanen Situation.“ Die sich nach der vierten Pleite im siebten Saisonspiel in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA nicht wirklich geändert hat.

„Nun müssen die Jungs gegen Leverkusen zeigen, dass sie zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison auch mit schwierigen Situationen klarkommen und mit Druck umgehen können“, blickte „Frenki“ Ignjatovic auf das sonntägliche Match gegen den Aufsteiger vom Niederrhein voraus. Ohne aber Trübsal blasen zu wollen: „Es war ein großer Fight. Kleinigkeiten haben gegen uns den Ausschlag gegeben. Nun heißt es, den Kopf hoch- und die Situation anzunehmen.“ Was Gießen am Freitagabend bereits am Rande der Schwäbischen Alb getan hatte …

Denn bis auf die ersten zehn Minuten, in denen die Hausherren bereits fünf Dreier versenkten und in denen die Mittelhessen mehr durch Missverständnisse und Fehlpässe denn durch energische Defensiv- und bestechende Offensiv-Aktionen auffielen, „hatten wir die Kontrolle über die Partie“, so Ignjatovic.  Der zuletzt viel gescholtene Domagoj Vukovic, am Ende mit sieben eingesammelten Abprallern der beste Rebounder des Abends, eröffnete den zweiten Abschnitt mit fünf Punkten in Folge. Da er und vor allem Kyle Castlin zudem von einigen No-Look-Pässen, von flinken Fingern des komplett durchspielenden Roland Nyama, vom Einsatzwillen von Bodenkampf-Punktsieger Luis König Figge und vom Selbstbewusstsein von Aiden Warnholtz profitierten, holte der Altmeister Schritt für Schritt auf und hatte zur Pause den zwischenzeitlich auf elf Punkte (29:18) angewachsenen Vorsprung der „Raubkatzen“ beim 40:44 fast egalisiert.

„Gießen hat uns schwer zugesetzt“, bekannte deshalb auch Tübingens schwedischer Übungsleiter Henrik Sonko, der wild gestikulierend mitansehen musste, wie die 46ers nach 23 Minuten durch Luis König Figges Back-Door-Treffer mit 50:49 führten. „Da hatten wir die Chance, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen, was uns aber leider nicht gelungen ist“, grantelte Branislav Ignjatovic. Aiden Warnholtz aus Downtown zum 57:58 (26.), Jonathan Maier fast tadellos von der Freiwurflinie (63:63, 29.) und Kyle Castlin aus dem Nirgendwo zum 66:63 (30.) bestraften die acht Tübinger Ballverluste im dritten Abschnitt gnadenlos, hatten Gießen aber lediglich ein Polster herausgeworfen, das alsbald aufgebraucht war. 

Beim 68:66 (31.) durch den Fadeaway von Kyle Castlin und beim 70:68 (32.) durch Daniel Norl, dessen halbe Familie nach Tübingen gekommen war, um ihrem Sprössling zuzujubeln, lag Gießen noch vorn, als sich Aiden Warnholtz aber einen Schrittfehler erlaubte, Domagoj Vukovic einen eigentlich einfacher Korbleger vergab, Luis König Figge ein umstrittenes Offensiv-Foul angelastet bekam und Simon Krajcovic den Ball vertändelte, bekamen die Tigers wieder Oberwasser. Und Selbstvertrauen. Das sie in Person von Till Jönke auch 1,2 Sekunden vor dem Ende siegbringend in die Waagschale warfen.

„Ich fasse es nicht. Ganz kleine Fehler haben uns heute den Sieg gekostet“, biss sich Luis König Figge nach eigener Aussage in den Allerwertesten. Robin Benzing indes richtete den Blick bereits nach vorne: „Es hilft nichts, zu hadern. Wir müssen weitermachen und gegen Leverkusen den Schalter umlegen. Es kommen auch wieder schönere Abende.“ Also: Kein Katzenjammer an der Ammer …

Tübingen: Pelote III (27), Tention (6), Bayram, Oriane, Edwardsson, Milner (10), Nelson (n.e.), Moreaux (11), Wood (23), Jönke (7).

Gießen: Norl (2), Warnholtz (11), Castlin (26), Benzing (5), Maier (9), König Figge (10), Müsse (n.e.), Vukovic (10), Gloger (2), Nyama, Krajcovic (7).

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Aiden Warnholtz, Kyle Castlin, Robin Benzing, Jonathan Maier, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (37:02 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Domagoj Vukovic (7).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (7).
  • Unsere höchste Führung: 66:63 (30. Minute).
  • Unsere erfolgreichste Serie: 6:0 zum 37:41 (18. Minute).
  • Unsere emotionalen Beobachter: 2570 Zuschauer in der Tübinger Paul-Horn-Arena, davon 30 aus Gießen.
  • Unser nächster Auftritt: Sonntag, 9. November (15 Uhr), in der Osthalle gegen die Bayer Giants Leverkusen.

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