LTi 46ers verlieren Herzschlagfinale

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Innerhalb einer Woche haben die LTi GIESSEN 46ers ihre zweite bittere Niederlage in Folge einstecken müssen. Zwei Minuten vor Schluss ließ Romeo Travis den Traum vom achten Heimsieg in dieser Saison wie eine Seifenblase zerplatzen. Mit seinem vierten erfolgreichen Dreipunktewurf in diesem Spiel brachte er den Gästen aus Ulm die spielentscheidende Führung. Vergeblich versuchten Umeh und Co. in der verbleibenden Spielzeit das Momentum noch einmal zu sich zu ziehen. Erst scheiterte Schaffartzik per Dreierversuch, dann tat es ihm Teamkollege Umeh 17 Sekunden vor Schluss gleich. Anschließend wird Hickman gefoult und an die Linie gezwungen, wo er beide Freiwürfe vergibt. Doch Gerrit Terdenge bekommt den Rebound, passt zurück auf Hickman, der zum letzten Dreier im Spiel ansetzt, doch auch dieser verfehlt sein Ziel. Nach diesem Herzschlagfinale verlieren die Gastgeber mit 78:81 (37:38) und befinden sich mit einem Punkteverhältnis von 14:34 auf Tabellenplatz 17.

Bis zur entscheidenden Aktion von Romeo Travis herrschte in der Sporthalle Gießen-Ost eine Ausnahmestimmung. Bewaffnet mit rot-weißen Luftballons und Knick-Leuchtstäben zeigten sich die rund 3470 Zuschauer eindrucksvoll als starker „sechster Mann“ und trieben lautstark ihre 46ers-Mannen nach vorne. Die Sporthalle Gießen-Ost hatte sich in ein rotes Lichter- und Menschenmeer verwandelt, was wahrlich einem Hexenkessel gleichkam. Keine leichte Aufgabe für die Gästemannschaft aus Ulm.

Die LTi 46ers starteten mit Heiko Schaffartzik, Michael Umeh, Corey Rouse, Robert Maras, Johannes Lischka in die Partie und nutzten den nervösen Start des Tabellenfünften, um sich einen respektablen Vorsprung zu erarbeiten. Durch einen erfolgreichen Dreipunktewurf von „Mike“ Umeh sowie ein erfolgreich verwandelte zweite Wurfchance von Corey Rouse und zwei einfache Lay-Ups von Robert Maras und Johannes Lischka, der die schwere Aufgabe den verletzten Maurice Jeffers zu vertreten, beachtlich meisterte, gingen die Gastgeber schnell mit 12:6 (5.) in Führung. Zwar konnte Dru Joyce kurzzeitig den Spielfluss der LTi 46ers unterbrechen und auf 12:9 verkürzen, aber dennoch ließen sich die Mittelhessen in dieser Phase nicht aus der Ruhe bringen und bauten ihren Vorsprung kontinuierlich weiter aus. Angeführt von „Mike“ Umeh, der am Ende mit 16 Punkten zum Topscorer der LTi 46ers avancierte, konnte sich die Bogojevic-Truppe durch einen 9:0-Run auf 19:9 (7.) absetzen. Positiv fielen in dieser Phase vor allem die LTi 46ers-Youngsters „Jo“ Lischka und Jannik Freese auf.  Indes wirkte die Ulmer Mannschaft von Trainer Mike Taylor zu diesem Zeitpunkt völlig von der Rolle und agierte sichtlich nervös. Zahlreiche Ballverluste und vergebene Wurfchancen prägten das Spiel der Moselstädter, gegen die aggressive Defense der Gastgeber fanden sie zunächst kein Rezept. Schließlich waren es die Mittelhessen selbst, die durch unnötige Ballverluste den Ulmer Gegner wieder ins Spiel zurückholte. Doch immerhin konnte eine 22:16-Führung in den zweiten Spielabschnitt gerettet werden.

Die kurze Viertelpause tat den Ulmer Gästen offensichtlich besser als den Hausherren. Viel aufgeweckter und konzentrierter kamen sie von der Bank, während das Spiel der Gießener Hausherren nun unkonzentriert und zerfahren wirkte. Innerhalb weniger Minuten hatten die Gießener mehrere Ballverluste auf ihrem Konto und damit einen 4:0-Lauf der Ulmer zum 23:23-Ausgleich hinnehmen müssen. Bezeichnend für diese zerfahrene Phase des Spiels war das Technische Foul von „Mike“ Umeh, nachdem er an einem Korbleger außerrechtlich gehindert wurde, der Foulpfiff aber ausblieb. In der Folgezeit entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in der die Führung immer wieder hin und her ging. Beide Mannschaften erlauben sich eine Vielzahl von Turnovers und Fehlwürfen, wodurch das Spiel an Attraktivität verlor, aber deutlich auch an Spannung zunahm. Eingeleitet durch einen Lischka-Layup und einem Drei-Punkte-Spiel von Hickman nach vergebenen Freiwurf und Offensivrebound, gelingt es den Gießener Hausherren sich auf  28:27 und 32:27 leicht abzusetzen. Eine womöglich höhere Führung der Gastgeber verhindert erfolgreich Lee Humphrey, der mit einem Dreier-Doppelschlag nicht nur das 32:30 (18.) macht, sondern durch seinen „Buzzerbeater-Dreier“ auch für die Ulmer 37:38-Halbzeitführung sorgt.

Nach der Halbzeitpause bot sich den in Rot und Weiß gekleideten Gießener Fans ein ähnliches Bild. Die zweite Spielhälfte knüpfte unmittelbar an die ersten zwanzig Minuten an. Den Auftakt machte Dru Joyce im Dienste der Ulmer stehend mit seinem vierten Dreipunktewurf in diesem Spiel. Nur Sekunden später bekommt Corey Rouse nicht den Pass von Heiko Schaffartzik zu fassen. Bei den Hausherren reihte sich ein Fehler an den nächsten, kein Wurfversuch gelang. Erst in der 23. Minute beim Stand von 39:43 rüttelt Heiko Schaffartzik seine Mitspieler durch seinen Dreierversuch und anschließendem Tip-in von Gerrit Terdenge wach. Mit einem 6:0-Lauf beginnt eine Aufholjagd, die zwischenzeitlich durch ein Technisches Foul an Ricky Hickman zum Erliegen kommt. Doch wieder ist es Heiko Schaffartzik, der mit zwei Dreipunktewürfen in Folge für den 59:59-Ausgleich sorgt. Seine Bemühungen sollten an diesem Abend jedoch nicht belohnt werden. Sofort wendet sich das Blatt wieder und mit einem mühelosen Layup von Ulms Center Finn geht es mit 63:64 aus Sicht der Gießener Hausherren ins finale Viertel.

Dieses beginnt mit einem wahren Dreipunktefestival für die LTi 46ers. Drei erfolgreiche Dreier in Folge durch Heiko Schaffartzik, Michael Umeh und Ricky Hickman bringen die Gastgeber wieder mit 72:66 (33.) in Front. Kaum einer im Publikum kann sich noch auf den Sitzen halten. Die Halle steht Kopf. Selbst als Heiko Schaffartzik den Ball verliert und zu allem Überfluss noch ein unsportliches Foul kassiert, kann den Glauben an den Heimsieg nicht erschüttern. Ein Tip-in von Terdenge nach vergebenem Dreierversuch von „Mike“ Umeh verstärkt die Hoffnung auf einen Sieg. Zu diesem Zeitpunkt sind 35 Minuten gespielt und Gießen führt mit 76:68.

Aber dann schlägt die Stunde von Romeo Travis und stürzt den Traditionsverein und seine Fans ins Tal der Tränen. Mit drei Dreiern in Folge (76:71, 78:76 und 78:79) und der Mithilfe von Jeff Gibbs, der in diesem Spiel ansonsten völlig blass blieb und nur 7 Punkte erzielte, riss er das Spiel zu Gunsten der Ulmer Mannschaft herum. In den restlichen zwei Minuten bemühten sich die Gastgeber vergeblich um noch einmal das Blatt zu wenden. Das Glück war ihnen jedoch nicht hold. Die bis dahin glänzend aufgelegten Dreierspezialisten Schaffartzik und Umeh verfehlten beide das Ziel. Eine über weite Strecken der Partie kämpferisch sehr gute Leistung des LTi 46ers-Teams blieb damit unbelohnt.

LTi GIESSEN 46ers Headcoach Vladimir Bogojevic: „In erster Linie möchte ich erst einmal meinen Glückwunsch an Mike Taylor und die Mannschaft aus Ulm richten. Momentan kann ich nicht sagen, welche Niederlage in dieser Woche bitterer war. Meine Geschmacksnerven sind gerade etwas betäubt. Die Mannschaft hat streckenweise ordentlich gespielt. Ein großes Dankeschön an unsere tollen Fans. Wir hatten die komplette Halle hinter uns. Dennoch haben wir diszipliniert und konzentriert genug agiert. Bezeichnend dafür ist die hohe Zahl der Turnovers. 19 Turnover sind eindeutig zu viel. Zum Teil haben wir auch nicht die richtigen Entscheidungen getroffen und es zum zweiten Mal in Folge in einer solchen Drucksituation aus der Distanz versucht. Im Training werde ich jetzt solche Drucksituationen üben, damit wir beim nächsten Mal besser vorbereitet sind. Sicherlich tut die Niederlage jetzt weh, aber sie wird uns nicht umwerfen. Es geht weiter von Spiel zu Spiel. Wir müssen diese Einstellung weiter an den Tag legen, aber in einem anderen Tempo weitermachen. Mit Maurice Jeffers haben wir einen unserer konstantesten Spieler verloren. Die Mannschaft hat heute seinen Ausfall gut kompensiert. Aber auf Dauer wird das nicht möglich sein. Wir sind deshalb bemüht, Brandon Worthy zurückzuholen und ich erhoffe mir diesbezüglich eine baldige Nachricht.“

Gästecoach Mike Taylor: „Das war eine ganz starke Leistung von Gießen, nicht nur von den Spielern, sondern auch von der ganzen Halle. Dadurch war das für uns heute ganz schwer hier zu spielen. Gießen hat sich sehr gut als Mannschaft präsentiert. Aber total begeistert bin ich von meiner Mannschaft, wie sie mit großem Herzen und Leidenschaft ins Spiel gegangen ist.
Besonders Romeo [Travis] hat mich heute wirklich begeistert. Er ist mit großer Leidenschaft ins Spiel gegangen und hat die wichtigen Big Shots für uns gemacht. Die Verteidigung von Gießen war sehr stark und wir hatten viele Probleme mit diesem Druck. Wir brauchten die Punkte und in dieser Phase des Spiels hat uns vor allem Romeo durch seine fantastischen Würfe enorm geholfen.“

Punkteverteilung:
LTi GIESSEN 4ers: Umeh (16), Terdenge (10), Hickman (13), Lischka (10), Maras (4), Poiger (0), Rouse (8), Freese (2), Schaffartzik (15), Hartenstein (0)

ratiopharm Ulm: Günther (4), Betz (3), Triplett (2), Erege (0), Joyce (15), Schröder (12), Humphrey (12), Travis (20), Fitzgerald (5), Gibbs (7), Finn (13)

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