(Foto: Richard Stephan - der Stadtfotgraf)

Mit Stolz aus der Niederlage gehen – GIESSEN 46ers kämpfen bei knapper 68:72-Niederlage gegen FC Bayern München bis zur letzten Sekunde

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Mit Stolz aus der Niederlage gehen – GIESSEN 46ers kämpfen bei knapper 68:72-Niederlage gegen FC Bayern München bis zur letzten Sekunde

Erst das letzte Viertel brachte die Entscheidung in einem hart umkämpften und besonders intensiven Spiel zwischen den GIESSEN 46ers und dem Team des FC Bayern München Basketball, das der Favorit aus Süddeutschland mit 68:72 für sich entscheiden konnte. Topscorer Justin Sears (13 Punkte) und Thomas Scrubb (12 Punkte) sorgten maßgeblich dafür, dass die Entscheidung in der mit 3.412 Zuschauern besetzten Sporthalle Gießen-Ost deutlich enger ausfiel, als viele erwartet hätten.

Auch wenn beide Teams vor dem Spiel nur drei Tabellenplätze trennten: Das Starensemble vom FC Bayern München reiste nach drei klaren Siegen in den ersten drei Saisonspielen als haushoher Favorit nach Mittelhessen. Dennoch kündigte 46ers-Coach Wucherer an, die Partie vor heimischer Kulisse mutig, mit viel Engagement und Spielintelligenz bestreiten zu wollen – eine Prognose, die sich bewahrheiten sollte.

Captain Cameron Wells führte zum Beginn seine Kameraden Skyler Bowlin, Dwayne Evans, Thomas Scrubb und Maurice Pluskota aufs Feld. Nachdem der erste Angriff direkt an die Gäste ging, konnte Pluskota nach Rebound gegen den stämmigen Booker die ersten Punkte für die 46ers holen (2:3, 1.). Die Bayern, das wurde schnell deutlich, sollten heute Unachtsamkeiten der Mittelhessen gnadenlos ausnutzen. Volle Konzentration war gefordert, was über weite Strecken auch gelang. Nach 4 Minuten und dem Layup von Thomas Scrubb lag man aber bereits mit 4:13 im Hintertreffen. Wucherer war zur Auszeit gezwungen, ließ in der Folge die Angriffe über den engagierten Kanadier Scrubb laufen, der auch direkt zwei sehenswerte Assists aus der Nahdistanz und per Layup verwandelte (8:15, 6.). Justin Sears, eingewechselt für Pluskota, setzte durch gleich zwei Hook-Shots nach und konnte so dazu beitragen, den Rückstand noch im einstelligen Bereich zu halten (13:20, 9.). Auch die Spieler die jetzt von der Bank kamen, gaben alles und schafften es tatsächlich durch Saibou und Sekunden vor Schluss durch Manigat auf nur zwei Punkte heranzukommen, wodurch das erste Viertel mit einem knappen 18:20 endete.

Die 46ers konnten den gerade gewonnenen Schwung ohne Verlust mit ins zweite Viertel nehmen: Youngster Andreas Obst traf zunächst selbst aus der Halbdistanz, setzte dann Joshiko Saibou glänzend in Szene, der per Floater punktete – die GIESSEN 46ers führten die Partie nun an (22:20, 11.) und schafften es sogar, durch zwei Dreier in Folge (erneut Obst und Manigat), auf fünf Zähler zu erhöhen (28:24, 13.).

Der folgende Run gehörte aber wieder den Bayern – Manigat traf zwar noch doppelt von der Freiwurflinie, innerhalb von 2 Minuten führten die Favoriten das Tableau jedoch wieder an – Vladimir Lucic und Anton Gavel sorgten durch ihre Dreier für Ernüchterung unter den Gießenern (30:31, 15.). Die Wucherer-Truppe spielte zwar weiter leidenschaftlich, in Defensive als auch Offensive nun aber ohne Fortuna auf ihrer Seite. Erneut unterbrach Wucherer den Spielfluss der Gäste und erneut fanden seine Schützlingen den Erfolg zurück: Der bis dahin bemühte aber glücklose Evans verwandelte aus der Distanz, Wells tat es ihm wenige Augenblicke später gleich und auch Skyler Bowlin platzierte endlich seinen Namen auf dem Scoreboard (38:33, 17.). Die Münchner (10 Turnover bis zur Halbzeit) zeigten nun immer öfter Ungenauigkeiten; insbesondere in der eigenen Offensive fehlte in vielen Situationen die Zielstrebigkeit. Unterstützt durch eine lichterloh brennende Osthalle, gelang nun Wells der nächste Korberfolg per Jumpshot aus der Halbdistanz, während bei den Bayern nahezu nichts mehr klappte. Nach großem Kampf im zweiten Viertel belohnten sich die GIESSEN 46ers mit einem Halbzeitstand von 40:33.

Das Spektakel ging auch in Halbzeit zwei weiter. Pluskota und Evans rangen auf dem Boden um den Ball, welcher bei Bowlin landete, der eiskalt von Downtown versenkte. Symbolisch auch die folgenden Szenen: Der sich eigentlich in glänzender Form befindende Münchner Maximilian Kleber passt den Ball ins Seitenaus, Wells gelingt der Blockshot gegen Lucic, auf der Gegenseite versenkt Evans den nächsten Dreier für die Gastgeber (46:33, 23.). Die Sporthalle Ost witterte eine Sensation, die Scrubb nach Zuspiel von Wells noch realistischer erscheinen ließ (48:35, 25.). Justin Sears gelang der Layup trotz fast perfekter Verteidigung, erlaubte in der Gegenbewegung jedoch den Dreier durch Booker (50:40, 27.) – die Bayern, genervt von den unbequemen und aggressiven Lahnstädtern, sortierten sich wieder und übernahmen vermehrt das Kommando (50:43, 28.). Sears und Obst stemmten sich aus der Halbdistanz gegen die erneute Trendwende und retteten eine 54:48-Führung ins Viertelende.

Die Gäste machten zu Beginn der letzten zehn Minuten schnell klar, dass sie nicht bereit waren, heute die erste Saisonniederlage einzustecken. Dem nun stark aufblühende Bryce Taylor gelang gleich zwei starke Körbe in Folge, worauf erneut Justin Sears eine gelungene Antwort in seinem Dreipunktspiel fand (57:53, 32.). Thomas Scrubb erhöhte erst auf 59, dann auf 61 Gießener Punkte, während die Münchner ihre Konstanz sukzessive wiederfanden (61:58, 34.). Vier Minuten vor Schluss war der Führungswechsel zugunsten der Gäste eingetreten (63:64, 36.). Wucherer eröffnete jetzt mit seiner nächsten Auszeit die Crunchtime: Beide Teams blieben zunächst ohne Erfolg. Wells scheiterte mit dem In-and-out während München bei noch zwei verbleibenden Minuten auf der Uhr auf 63:66 erhöhte. Bowlin verkürzte mit einem Treffer von der Freiwurflinie, Scrubb glich von dort aus (66:66, 39.). Es hatte sich längst ein höchstintensiver Thriller entwickelt, bei dem es keinen mehr in seinen Sitzen hielt. München legte wieder vor, Wells antwortete (68:68, 39.). München-Coach Aleksandar Djordjevic nahm die Auszeit bei 40 verbleibenden Sekunden und traf direkt durch den Mann der Stunde, Maximilian Kleber, den Dreier. Wucherer brauchte jetzt seinerseits drei Punkte, nahm ebenfalls die Auszeit, blieb im letzten Angriff aber erfolglos. Am Ende setzte sich das Team des FC Bayern München mit 68:72 durch. Die GIESSEN 46ers können stolz auf einen großen Kampf gegen den Favoriten aus München zurückblicken, der einem trotz der Niederlage weiter Selbstbewusstsein für die anstehenden Aufgaben gegen Hagen Phoenix und medi bayreuth liefern sollte.

Denis Wucherer (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Ich gratuliere Sascha zu dem Sieg und der gesamten Bayern-Organisation zu dieser Mannschaft. Heute wäre die Chance da gewesen, diese Mannschaft zu schlagen. Das war wahrscheinlich auch die einzige in dieser Saison. Hinten raus mussten wir etwas Lehrgeld bezahlen. Wir haben Dinge, die vorher gut liefen, nicht mehr so clever gelöst. Prinzipiell bin ich aber natürlich stolz auf meine Jungs, die den Münchenern heute alles abverlangt haben.“

Aleksandar Djordjevic (Cheftrainer FC Bayern München): „Ich bin nicht zufrieden mit unserer Leistung, aber wir sind natürlich glücklich, dass wir gegen ein starkes Gießener Team gewonnen haben. Die Gießener haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, sehr gut den Ball bewegt und freie Würfe getroffen. Dann haben wir angefangen, Defense zu spielen und es dadurch geschafft, die Gießener aus der Komfortzone zu holen. Ich bin trotzdem nicht zufrieden mit dem Spiel, gerade was das Rebounding angeht. Wir haben wieder ein Spiel in dieser Kategorie verloren.“

GIESSEN 46ers – FC Bayern München 68:72 (40:33)

Viertelergebnisse: 18:20, 22:13, 14:15, 14:24

GIESSEN 46ers: Joshiko Saibou (5 Punkte), Justin Sears (13),  Dwayne Evans (6), Thomas Scrubb (12), Skyler Bowlin (6), Benjamin Lischka, Andreas Obst (7), Jahenns Manigat (8), Cameron Wells (9), Maurice Pluskota (2), Marco Völler

FC Bayern München: Alex King, Vladimir Lucic (9), Alex Renfroe (3), Nihad Djedovic (2), Reggie Redding (8), Ondrey Balvin (1), Danilo Barthel (11), Anton Gavel (12), Devin Booker (7), Maximilian Kleber (12), Bryce Taylor (7)

Zuschauer: 3.412

 Nächstes Spiel: Samstag, 15.10.2016, 18.00 Uhr: Phoenix Hagen – GIESSEN 46ers

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