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Nicht nur Simon Krajcovic bekommt eins auf die Nase

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Die JobStairs GIESSEN 46ers verlieren bei Bundesliga-Absteiger BBC Bayreuth deutlich mit 70:87

Erst bekam Simon Krajcovic und später dann die gesamte Mannschaft kräftig eins auf die Nase. Es lief die 18. Minute in der Oberfrankenhalle, als der slowakische Spielmacher der JobStairs GIESSEN 46ers mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammensackte. Esa Ahmad, bulliger US-Center-Neuzugang des BBC Bayreuth, war rüde in den 29-Jährigen hineingesprungen. Die Folge: Der Ex-Bremerhavener musste das Geschehen fortan mit zwei im Geruchsorgan dekorierten Tampons von der Bank aus verfolgen. An einen Einsatz mit demolierter Nase war nicht mehr zu denken.

„Wir nehmen ihn mit nach Hause und lassen ihn bei uns untersuchen“, war Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic „not amused“ über den verletzungsbedingten Ausfall seines Regisseurs. Schließlich hält Simon Krajcovic normalerweise jene Zügel in den Händen, die den Mittelhessen am elften Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA am Ende völlig aus den Händen glitten.

Mit 70:87 (34:50) unterlagen die 46ers am Samstagabend in der Wagnerstadt, kassierten damit ihre vierte Saisonniederlage und mussten sich eingestehen, „dass wir“, wie es der Cheftrainer kurz vor dem Besteigen des Mannschaftsbusses formulierte, „eigentlich viel mehr im Tank haben als das, was wir heute zu zeigen bereit waren.“ Und Ignjatovic setzte noch einen drauf: „Es ist ein richtig mieses Gefühl, nach einer Niederlage eine lange Heimreise in dem Wissen anzutreten, nicht alles gegeben zu haben.“ Es war eine Kritik, von der sich der 57-Jährige selbst nicht ausnehmen wollte: „Wir gewinnen und wir verlieren gemeinsam.“

Und dies ausgerechnet an jenem Tag, an dem Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin die sozialdemokratischen Reihen versuchte zu schließen, mit einem kräftigen Doppel-Wumms. Denn nicht nur Simon Krajcovic, sondern auch Stefan Fundic war am Rande des Grünen Hügels niemals auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Das im Sommer lädierte Knie hatte Probleme gemacht, „mit nur einer Trainingseinheit in zwei Wochen bist du halt nicht in der Lage, Bäume auszureißen“, klärte „Frenki“ Ignjatovic auf, warum sein serbischer Landsmann, eigentlich ein Garant für Double-Doubles in Serie, bei der Packung in Bayreuth nur fünf Zähler bei einem mageren Rebound auf der Habenseite verbucht hatte.

„Es war nicht unser Tag“, fasst Ex-Nationalspieler Robin Benzing die Geschehnisse beim Bundesliga-Absteiger treffend zusammen. „Wir haben nicht gut verteidigt, die aber haben aus den unmöglichsten Positionen teilweise richtig gut getroffen.“ Dass der Ausfall von Simon Krajcovic weh tat, wollte auch der 167-fache Internationale nicht verhehlen. „Als Simon nach 18 Minuten raus musste, haben uns Ruhe und Ordnung gefehlt.“

Auch Geburtstagskind Jonathan Maier, der am Samstag 31 Jahre alt wurde, wusste, dass die Hausherren, die schließlich starke 42 Prozent ihrer Dreier versenkt hatten und an der Freiwurflinie überhaupt keinen Ball liegenließen, sehr gut getroffen hatten: „Immer, wenn es so aussah, dass wir wieder herankommen könnten, haben sie einen spektakulären Wurf versenkt. Das waren echte Moralbrecher.“ Auf die die JobStairs GIESSEN 46ers „keine Antworten“ hatten, wie Luis Figge, zusammen mit dem einen Kopf größeren Jonathan Maier erfolgreichster Aufsammler abgeprallter Bälle, befand.

Nur im ersten Viertel, als Luis Figge auf 12:11 (7.) für die Gäste stellte, hielt Gießen die Partie offen. Spätestens, als Duane Wilson abermals an der Freiwurflinie patzte, seinem Ärger bei seiner Auswechslung lautstark Luft machte und die Männer des ehemaligen Oldenburger Erfolgscoachs Mladen Drijencic nach einem Airball von Stefan Fundic Mitte des zweiten Abschnitts auf 40:29 stellten, war vielen klar, wohin die Reise für die 46ers gehen würde.

Unsicher hinter der 6,25-Meter-Linie, wo beispielsweise Duane Wilson nur zwei von sieben Versuchen versenkte, und richtig schlecht bei den Freiwürfen, wo die Mittelhessen gleich zwölf Punkte verschenkten, lagen sie beim 50:73 Ende des dritten Viertels schon mit 23 Zählern im Hintertreffen. Der mit 13:12 gewonnene Schlussabschnitt war schließlich nur noch ein Schaulaufen gegen einen Bayreuther Kontrahenten, bei dem der lange am Finger verletzte Philip Jalalpoor ein gutes Comeback hinlegte, Selim Fofana und Esa Ahmad aus dem Halbfeld fast fehlerlos agierten und Big Man Aaron Carver bei 13 Rebounds alles abräumte, was ihm in den Weg kam.

„Wir müssen uns kurz schütteln und dann nach vorne schauen“, hatte Robin Benzing schon den kommenden Samstag und die Heimaufgabe gegen die Nürnberg Falcons BC vor Augen. Es ist das zweite fränkische Duell innerhalb von nur sieben Tagen. Bei dem es im Ringen um die so begehrten Playoff-Plätze nicht wieder eins auf die Nase geben soll …

 

Bayreuth: Gatling (5), Plescher (9), Jalalpoor (8), Fofana (25), Rahn (2), Ahmad (19), Carver (15), Giotis (4), Nauthon, Liedtke, Hillmer (n.e.).

Gießen: Wilson (18), Crews (8), Fundic (5), Benzing (8), Maier (5), Figge (8), Kahl, Kovacevic (1), Nyama (10), Krajcovic (7).

 

5 gute 46ers-Zutaten

Zuschauer: 2296

Zuversicht: 18 Punkte von Duane Wilson

Zugriff: 6 Rebounds von Luis Figge und Jonathan Maier

Zuarbeit: 4 Assists von Duane Wilson

Zukunft: Samstag, 16. Dezember, 19 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – Nürnberg Falcons BC

 

10.12.23

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