Die LTi GIESSEN 46ers sind dem Klassenerhalt in der Beko Basketball Bundesliga am Sonntag ein gehöriges Stück näher gekommen. Durch einen 81:71-Heimsieg gegen den Mitabstiegskandidaten Mitteldeutschen BC verbesserten sich die LTi 46ers in der Tabelle um zwei Ränge auf Platz 15.
Am noch ausstehenden 34. und letzten Hauptrundenspieltag der Saison 2010/2011 kann das Team von Cheftrainer Steven Key den Nichtabstieg aus eigener Kraft mit einem Sieg bei Phoenix Hagen perfekt machen. Die Partie steigt am Samstag (23. April) ab 20 Uhr in der Hagener Ischelandhalle. Die LTi 46ers planen zu diesem Spiel kostenlose Fanbusse einzusetzen. Infos hierzu folgen am Montag.
Auch bei einer Niederlage in Hagen könnte es für das Bundesliga-Gründungsmitglied mit dem Klassenerhalt klappen. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine gleichzeitige Niederlage des Tabellen-16. BBC Bayreuth (spielt auswärts in Bamberg) oder eine Niederlage des Tabellen-17. Mitteldeutscher BC, der in eigener Halle gegen die BG Göttingen antreten muss.
Vor der Begegnung stand fest: Das Team von Cheftrainer Steven Key musste im Aufeinandertreffen der zwei vor diesem Spieltag punktgleichen Abstiegsanwärter unbedingt gewinnen, um den Klassenerhalt weiterhin aus eigener Kraft unter Dach und Fach bringen zu können. Nach der 65:81-Niederlage im Hinspiel in Weißenfels war aber auch klar, dass ein Heimsieg mit mindestens 17 Punkten Vorsprung dafür sorgen würde, dass die Mannschaft aus der Lahnstadt sich den – am Saisonende von zwei oder mehreren Teams bei Punktgleichheit ausschlaggebenden – direkten Vergleich mit dem MBC sichert und der Nichtabstieg damit bereits einen Spieltag vor dem Hauptrundenfinale eingetütet ist.
Hatten die Spieler des LTi 46ers-Teams am Freitag beim Heimauftritt gegen Trier in der ersten Halbzeit noch so agiert, als ob ihnen die Tabellensituation zentnerschwer auf den Schultern lastet, wirkten die Mannen um Kapitän Elvir Ovcina in der Partie gegen den MBC von Beginn an deutlich befreiter und zudem wild entschlossen, im letzten Heimspiel der Saison einen Sieg einzufahren. Vom Sprungball weg wurde den “Wölfen” die Zähne gezeigt und es entwickelte sich ein nicht nur kämpferisch, sondern besonders in der ersten Halbzeit auch spielerisch sehr ansehnlicher Abstiegsfight, in dem 46ers-Powerforward Zachery Peacock mit 22 Punkten und 15 Rebounds zum Mann des Spiels avancierte.
Der unbedingte Siegeswille des Heimteams machte sich vor allem bei der Reboundarbeit bemerkbar. Nach Fehlwürfen wurde immer wieder erfolgreich das offensive Brett attackiert, daraus resultierten viele Punkte der LTi 46ers. Alleine “Zack” Peacock arbeitete in den ersten 20 Minuten fünf Offensivrebounds heraus, nach der Pause sammelte der 23-jährige US-Amerikaner nochmal vier Offensivrebounds ein. Auch Jannik Freese hatte mit seinen insgesamt sechs Offensivrebounds einen erheblichen Anteil am neunten Saisonsieg und der Tatsache, dass das Gießener Team in der Reboundstatistik am Ende deutlich (48:30, davon 22:9 offensive) die Nase vorn hatte.
Angepeitscht von ihren Fans, die wie eine Wand hinter der Mannschaft standen, und angeführt vom gut aufgelegten Regisseur Michael-Hakim Jordan (17 Punkte, 3 Assists) sprühten die LTi 46ers in Hälfte eins phasenweise vor Spielfreude. Die Gastgeber punkteten nach Schnellangriffen (Smith-Lay-up zum 7:6 in der 3. Minute), durch Offensivrebounds im Nachfassen (Freese Tip-in zum 22:15/7.) oder im zweiten Anlauf (Dreier Jordan zum 31:24/11.), durch Kapitän Elvir Ovcina aus der Mitteldistanz (39:34/16., insgesamt vier Mitteldistanztreffer bei sechs Versuchen in Hälfte eins) sowie viel Drang zum Korb und gutem Pass-Spiel in die Zone des Gegners (46:42, Peacock-Korbleger nach Passstafette Jordan/Ovcina, 20.).
Doch auch die von rund 100 mitgereisten Fans unterstützten Gäste demonstrierten immer wieder, dass auch sie sich zwei Tage nach der 57:79-Heimniederlage gegen Tübingen viel vorgenommen hatten. Die Truppe aus Sachsen-Anhalt kämpfte sich trotz eines mehrmaligen Rückstandes von sieben Punkten ein ums andere Mal wieder heran. Vor allem Guido Grünheid versetzte den LTi 46ers mehrere Nadelstiche, der Forward/Center erzielte 12 seiner am Ende 15 Punkte in Hälfte eins. Mit dem Ertönen der Halbzeitsirene tobte dann die Halle: “Moe” Jeffers hatte sich sechs Sekunden vor Ablauf der ersten 20 Minuten einen Defensivrebound gesichert und dann auf der Gegenseite trotz harter Bedrängnis durch einen Gegenspieler einen Wurf im Seitwärtsfallen aus etwa neun Metern Entfernung zum 51:42-Halbzeitstand getroffen.
Nach der Pause drückten die Hausherren weiter aufs Gaspedal, gegen die harte 46ers-Defense glückten dem MBC zunächst keine Zähler. Um 18:07 Uhr war es dann so weit: Michael-Hakim Jordan tanzte durch die gegnerische Verteidigungsreihe und legte zum 59:42 ab (23.). Erstmals in dieser Begegnung betrug der Vorsprung des Gießener Teams somit 17 Punkte, der Lärm in Gießens “Gudd Stubb” erreichte eine gesundheitsgefährdende Lautstärke.
Leider leisteten sich die LTi 46ers in den folgenden Minuten eine Schwächephase. Unter anderem zwei dumme Ballverluste nach Einwürfen an der eigenen Grundlinie ermöglichten ein Comeback des MBC-Teams, das bis zum Viertelende auf 56:65 verkürzte und in der 29. Minute obendrein Maurice Jeffers dessen viertes persönliches Foul angehängt hatte.
Auch nach der letzten Viertelpause hatten sich die LTi 46ers-Profis noch nicht wieder gefangen. Nach einem Dreier von Guido Grünheid zum 67:63 aus Gießener Sicht begann das Zittern und Steven Key nahm eine Auszeit (34.). Im Anschluss an die Besprechung erlaubten sich die 46ers zwar noch einen Ballverlust, den MBC-Playmaker Pilcevic mit zwei Treffern von der Freiwurflinie bestrafte (67:65), doch mit dem mittlerweile wieder auf das Feld zurückgekehrten “Moe” Jeffers konnte der Vorsprung wieder ausgebaut werden.
Zack Peacock setzte nach seinem neunten Offensivrebound des Abends per Dunking ein Ausrufezeichen (72:65/36.), wenig später war die Führung nach Freiwurftreffern von Moe Jeffers bereits auf elf Zähler angewachsen (76:65/38.). Nach dem fünften Foul von Guido Grünheid (1:42 Minuten vor dem Ende) durften die LTi 46ers an die Freiwurflinie, da das MBC-Team in diesem Viertel bereits fünf Fouls angesammelt hatte. Michael Jordan traf beide Versuche zum 78:67. Nachdem auch der nächste Angriff der Gäste nicht von Erfolg gekrönt war und Sascha Leutloff beim Kampf um den Offensivrebound sein fünftes persönliches Foul unterlief, verwandelte Zack Peacock beide Würfe von der Freiwurflinie zum 80:67 (1:24 Minuten Rest).
Nach einem missglückten Dreier von Ronald Ross sicherte sich Peacock abermals den Rebound, wurde dabei erneut gefoult und durfte somit 59 Sekunden vor Schluss nochmals an die Linie. Diesmal fanden seine beiden Freiwürfe zwar nicht das Ziel, doch Gießen blieb durch Michael Jordans flinke Hände in Ballbesitz und 45 Sekunden vor dem Ende stand Peacock erneut an der “Linie”, von wo aus er einen von zwei Würfen einnetzte (81:67). Zu einem größeren Vorsprung sollte es jedoch nicht mehr langen, da MBC-Guard Ronald Ross auf der anderen Seite nach einem “Zieher” erfolgreich war (81:69, Rest 29 Sekunden) und die 46ers im darauf folgenden Angriff leer ausgingen.
Punkteverteilung LTi 46ers: Gamqrelidze (0), Smith (14), Freese (3), Perl (n. e.), Mädrich (n. e.), Schwartz (n. e.), Ovcina (10), Brooks (5 / 1 Dreier), Peacock (22), Jordan (17/1), Jeffers (10/2).
Beste Werfer Mitteldeutscher BC: Ross (18), Grünheid (15/1), Bernard (12/1).
Trainerstimmen zum Spiel
Steven Key (LTi 46ers): „Wir haben gewonnen und das ist gut. Wir sind noch am Leben und haben jetzt ein wichtiges Spiel in Hagen vor uns. Lasst uns jetzt nicht darüber traurig sein, dass wir nicht mit 16 oder 17 Punkten Vorsprung gewonnen haben. Wir mussten gewinnen, standen mit dem Rücken zur Wand. Wir haben heute gekämpft und müssen jetzt in der nächsten Woche nochmal 40 Minuten lang so spielen wie heute. Zack (Peacock) ist ein talentierter Spieler. Wenn er bereit und frisch ist, kann er in jedem Spiel 20 Punkte und 12 Rebounds machen. Er ist manchmal ein bisschen faul, aber er ist noch jung und er muss das lernen. Er hat heute eine tolle Leistung gezeigt, aber seine Punkte waren nicht allein sein Verdienst, denn er hat gute Pässe von Elvir (Ovcina), Mike (Jordan) und Moe (Jeffers) bekommen.“
Anton Mirolybov (Mitteldeutscher BC): „Glückwunsch an Gießen. Wir haben ein gutes Basketballspiel und einen großen Kampf der beiden Teams mit guten Schiedsrichtern gesehen. Entscheidend war, dass wir Gießen in der ersten Halbzeit viele leichte Punkte und zu viele Offensivrebounds erlaubt haben. Alleine Zack Peacock hat so viele Offensivrebounds geholt wie unser ganzes Team zusammen. Wir haben trotzdem gut gekämpft und gezeigt, dass wir hier gewinnen wollten. Leider ist uns das nicht gelungen, aber jetzt liegt unser Fokus auf dem Spiel nächste Woche gegen Göttingen, das wir gewinnen müssen.“