Vor dem Duell bei Phoenix Hagen hat sich mehr als die halbe 46ers-Mannschaft eine Magen-Darm-Infektion eingefangen
Nein, absagen wollen und wollten sie die Partie nie. Trotz aller Widrigkeiten. „Aber im hintersten Hinterkopf hatte ich schon den Gedanken, dass wir uns mal mit der Liga besprechen sollten“, wäre „Frenki“ Ignjatovic nicht „Frenki“ Ignjatovic, würde er sein Herz nicht auf der Zunge tragen.
Hintergrund: Die JobStairs GIESSEN 46ers haben personelle Sorgen, erhebliche personelle Sorgen sogar. Bis auf Roland Nyama, Luis Figge, Robin Benzing und Stefan Fundic lagen alle Profis nach dem letzten erfolgreichen Trip ins Badische flach, selbst Teambetreuer Jan Heppner hatte es erwischt. Durchfall, Erbrechen, Fieber – an vernünftige Trainingseinheiten war vor dem Auswärtsspiel am Samstag (19 Uhr) bei Phoenix Hagen nicht zu denken.
„Manchmal hatten wir nur vier, manchmal auch fünf Jungs bei den Einheiten dabei“, berichtet der Coach, der jedoch nicht klagen möchte. „Jeden Tag meldete sich irgendeiner zurück, am Mittwochabend fehlten nur noch Simon Krajcovic und Dejan Kovacevic. Ich hoffe, in der stimmungsvollen Ischelandhalle sind wir wieder komplett.“
Was auch nötig sein wird, denn am zweiten Spieltag der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA wartet mit den „Feuervögeln“ auch der zweite dicke Brocken auf die Männer von der Lahn, die den ersten am vergangenen Samstag als Gast der PS Karlsruhe LIONS mit 78:77 aus dem Weg räumen konnten. Die 46ers hatten in der drittgrößten Stadt Baden-Württembergs allerdings ständig den Finger am Abzug, lagen nur einmal, beim 48:53 (25.), mit mehr als einen Wurf zurück und bestimmten spätestens nach einem 17:3-Lauf bei eigener 65:56-Führung (31.) das Geschehen. Dass Karlsruhe am Ende durch einen Buzzer-Beater-Dreier von Adam Seiko noch auf minus eins verkürzte, war lediglich eine Ergebniskosmetik.
In Hagen treffen die 46ers nicht nur auf einen alten Bekannten, sondern vor allem auf ein Team, das wie schon im Vorjahr die Playoffs erreichen möchte. Einen Vorgeschmack auf das Leistungsvermögen der Truppe des kanadischen Cheftrainers Chris Harris bekam Gießen schon vor wenigen Wochen beim „Familientag“, als sich die Hausherren mit 82:80 durchsetzten. „Offensiv haben sie nicht so eine Durchschlagskraft wie vergangene Saison, defensiv allerdings besitzen sie eine Top-Einstellung mit vielen athletischen Typen“, denkt Branislav Ignjatovic vor allem an die US-Neuverpflichtungen Naz Bohannon (Vechta) und Devonte McCall (Schwenningen), die unter dem Korb ähnlich wie Stefan Fundic nicht eben Gardemaß, aber Masse mitbringen.
Siler Schneider, ebenfalls auch Vechta gekommen, zieht die Fäden, der ehemalige Gießener Dennis Nawrocki, der in der Abstiegssaison unter Coach Pete Strobl nie glücklich wurde und für ein Jahr in die Bundesliga nach Rostock wechselte, trifft von außen gut, was seine 15 Zähler beim Overtime-Erfolg vergangenen Freitag in Münster unterstreichen. In der dortigen Halle Berg Fidel avancierte der aus Idaho gekommene Brock Mckenzie mit 22 Zählern zum Hagener Topscorer.
Center Lennart Boner (Düsseldorf) indes, im Sommer ebenfalls von Gießen umworben, sammelte in nur gut 21 Minuten bei neun erzielten Punkten immerhin noch acht Abpraller ein. Und da auch die 46ers-Eigengewächse Bjarne Kraushaar und Tim Uhlemann in ihrer zweiten Spielzeit in Hagen nicht nur Spielanteile, sondern vor allem auch wichtige Funktionen als Regisseur und Powerforward haben, besitzen die Südwestfalen zwar eine mit neun Akteuren nur kleine, aber effektive Rotation. Akteur Nummer zehn wäre Marvin Omuvwie, der in Münster mit einer Hüftverletzung passen musste. Über seinen Einsatz entscheidet Chris Harris am Samstag erst kurzfristig.
Es ist eine Aufgabe, die er mit „Frenki“ Ignjatovic gemein hat. Denn auch der Serbe muss abwarten, wer die Woche unbeschadet überstanden hat. Duane Wilson, Lamar Norman Jr., Luca Kahl und Jonathan Maier jedenfalls lagen neben Simon Krajcovic und Dejan Kovacevic auch noch flach. Im Gegensatz zu Stefan Fundic, der aus Karlsruhe zwar mehrere Prellungen mit nach Hause brachte, der aber natürlich zur Verfügung stehen wird.
Denn trotz aller Widrigkeiten wollen die JobStairs GIESSEN 46ers die Gunst der Stunde mit dem Einzug in die zweiten Pokal-Hauptrunde und dem gelungenen Saisonstart nutzen.
Übertragen wird die Partie wie immer live (https://sportdeutschland.tv/phoenix-hagen/proa-phoenix-hagen-vs-jobstairs-giessen-46ers-4) auf Sportdeutschland.TV.
Hagens Trainer Chris Harris über die 46ers:
„Das Auswärtsspiel in Münster vor 300 Hagener Fans war ein grandioser Vorgeschmack auf das, was uns daheim erwartet. Auf die stimmungsvolle Kulisse in der Ischelandhalle sind wir jetzt schon heiß. Dass es gegen Gießen geht, ist für uns eine weitere Chance, um in die neue Saison hineinzufinden. Schon beim Familientag durften wir erfahren, was es gegen einen der Aufstiegsanwärter braucht. Allein deswegen wird dieses frühe Aufeinandertreffen spannend, da sich zeigen wird, welche Schritte beide Teams in den vergangenen drei Wochen gemacht haben.“