(Foto: Thore Bischoff)

Von Aesop, Howard Carpendale und Gordon Herbert

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Die Saisoneröffnung der GIESSEN 46ers bietet über 200 geladenen Gästen im Forum der Volksbank Mittelhessen beste Unterhaltung

Comedy und Polittalk: Die Saisoneröffnung der GIESSEN 46ers im Forum der Volksbank Mittelhessen vereinte all das, was über 200 geladene Gäste bei Gegrilltem und Salaten geboten haben wollten: beste Unterhaltung, mahnende Worte, aber auch viele Emotionen und Leidenschaft für den Basketball. Mit Protagonisten auf der Bühne, die etwas zu sagen hatten. Was das Auditorium am Montagabend oft mit langanhaltendem Beifall zu würdigen wusste.

Und dies nicht nur einmal in Richtung von Gesellschafter und Volksbank-Sprecher Lars Witteck, der den griechischen Dichter Aesop und seine Fabel von den beiden Fröschen in der Milch, von denen nur einer überlebte, weil er die ganze Nacht strampelte, um schließlich doch noch über einen Butterklumpen einem Krug voll frischer, fetter Milch zu entrinnen, bemühte: „Unsere Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“, bezog sich der 50-Jährige auf die wirtschaftliche Situation des Zweitligisten. „Nur wenn wir gemeinsam strampeln, dann werden wir es schaffen, dann können wir an unsere alten, großen Zeiten anknüpfen.“

Der Bank-Vorstand zog allen, die noch immer von einer zweiten Arena wie der in Wetzlar träumen, den Zahn: „Howard Carpendale tritt im Umkreis von 15 Kilometern nur einmal auf.“ Auch in Richtung des anwesenden Gießener SPD-Oberbürgermeisters Frank-Tilo Becher hielt Witteck klare Statements bereit: „Wenn sich Gießen Sportstadt nennen will, dann muss es allen klar sein, dass es ohne Spitze keine Breite gibt. Und dieser Spitzensport benötigt eine ordentliche Ausstattung“, bezog sich der Volksbank-Vorstand auf einen Um- und Ausbau der Osthalle.

„Tradition ist nicht das Erkalten der Asche, sondern das Weiterreichen der Flamme.“ Nicht nur die im Hintergrund an einem Stehtisch aufmerksam zuhörenden MTV-Altstars Bernd Röder, Karl Ampt und Roland Peters, zu Beginn von Volksbank-Sprecher Peter Hanker („Zukunft braucht Herkunft“) in dessen „guter Stube“ herzlich begrüßt, applaudierten anhaltend.

Im Mittelpunkt der Saisoneröffnung, deren offizieller Teil rund 75 Minuten dauerte, stand jedoch die Mannschaft, die am kommenden Samstag (20 Uhr) mit dem BBL-Pokalduell gegen Ex-Kapitän John Bryant und dessen Mitteldeutschen BC offiziell in die Spielzeit 2024/25 startet. Eine Mannschaft, die Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic schon heute als „Jungs mit Charakter“, als „Kämpfer“ und als „perfekt zusammengestellt“ bezeichnet: „Ich will ein Team sehen, das die Fans mitnimmt. Und ich verspreche euch, dass dies der Fall sein wird.“ Er habe „keine Diva und keine Asozialen“ im Team, er setze auf Kontinuität und darauf, dass „die Halle uns tragen wird. Wenn wir komplett sind, dann hat die Truppe eine Qualität, die euch begeistern wird.“

Wie gesund das komplett anwesende Team am Samstag auflaufen wird, steht laut Ignjatovic allerdings noch in den Sternen. Viktor Kovacevic hat nach eigener Aussage seine Wadenverletzung überwunden, „ich gebe am Samstag alles“. Jonathan Maier, frisch verheiratet, pausierte zuletzt beim Test in Ludwigsburg mit Fußproblemen, wird aber am Samstag ebenfalls zur Verfügung stehen. Ein Fragezeichen steht indes noch hinter dem Einsatz von Kyle Castlin, der auf der Volksbank-Bühne die Lacher auf seiner Seite hatte, weil er verriet: „Irgendeiner unserer Jungs hat mir zur Begrüßung in Gießen gleich mal eins auf die Nase gehauen.“ Irgendeiner? „Es war Jonathan Maier“, verriet Robin Benzing. „Die Wahrheit muss auf den Tisch, hier in Gießen wird alles offengelegt.“

Also auch, dass der 35-Jährige die 46ers abermals als Kapitän aufs Parkett führen wird. „Er wurde mit 102 Prozent aller Stimmen gewählt“, lachte „Frenki“ Ignjatovic herzlich, als er in Anlehnung an seine eigene kommunistische Vergangenheit in Ex-Jugoslawien verdeutlichen wollte, dass er den 167-fachen Ex-Internationalen natürlich zum Anführer des Teams bestimmt und ihn nicht durch seine Mitstreiter habe demokratisch wählen lassen.

Dass der Serbe in Gießen in seine dritte Saison gehen wird, ist auch Weltmeister-Trainer Gordon Herbert nicht verborgen geblieben. „Er hat mir gratuliert.“ Zu einer Vertragsverlängerung? „Vielleicht haben wir in den kommenden Wochen Positives zu vermelden“ verriet Lars Witteck, der neben Christiane Roth und Bernd Vitu als einer von drei Gesellschaftern die Geschicke des Gießener Basketballs hinter den Kulissen steuert. „Nein, Gordie hat mir gesagt, dass ich als Trainer alles erreicht habe, weil es mir immer geglückt ist, in meinem eigenen Bett zu schlafen und mit meiner Frau und meinem Sohn zu frühstücken.“ Zur Erinnerung: Ignjatovic lebt in Ober-Ramstadt, seine bisherigen Stationen wie die in Kirchheim oder Heidelberg erreichte er stets mit dem Auto.

Ober-Ramstadt liegt nur etwa 17 Kilometer entfernt von Fränkisch-Crumbach, dem Zuhause des neuen 46ers-Geschäftsführers Guido Heerstraß, der sich allerdings in Gießen eine kleine Wohnung suchen wird, um bei allen Terminen, Gesprächen und Aufgaben, die seit rund sechs Wochen auf den ebenfalls 57-Jährigen warten, nicht noch täglich rund zweieinhalb Stunden auf der Autobahn zu verbringen. „Gießen ist eine Basketballstadt. Ich spüre eine große Begeisterung für den Sport, ein hohes Interesse in der Bevölkerung und habe beim Test gegen Hagen schon eine außergewöhnlich gute Stimmung erleben dürfen“, zeigte sich der ehemalige Bundesliga-Handballer des TV Großwallstadt, begleitet von meiner Frau Nina, „glückliche darüber, dass ich die Aufgabe bei den 46ers übernehmen durfte.“

Es ist eine Aufgabe, die ihm in den kommenden Monaten viel abverlangen wird, die ihm die Anhänger aber versüßen werden. „Wenn die Halle tobt, wenn wir den Gegnern den Schneid abkaufen, wenn die Emotionen überschwappen und wir eine hohe Intensität an den Tag legen, dann wissen wir, warum wir das alles hier machen“, richtete Lars Witteck abschließend abermals einen flammenden Appell an die Fangemeinde, aber natürlich auch an alle anwesenden Sponsoren, Förderer und Unterstützer des Gießener Basketballs. „Wenn wir zusammenstehen, dann fegen wir Karlsruhe beim ersten Heimspiel der regulären ProA-Saison aus der Halle“, entließ der Volksbank-Sprecher über 200 Gäste leidenschaftlich angefixt in die Nacht.

Es war eben doch eine Saisoneröffnung nicht nur mit bester Unterhaltung und mahnenden Worten, sondern mit vielen Emotionen und einer großen Leidenschaft für den Basketball …

 

10.09.24

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