Beim Sponsoren-Event bei GAL Digital im Hungener Stadtteil Obbornhofen begeistert 46ers-Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic die Zuhörer
Irgendwie fühlte sich „Frenki“ Ignjatovic wie im falschen Film. „Warum stehe ich als Mann, der in seinem Leben vielleicht zehn E-Mails verschickt hat, bei einem IT-Unternehmen auf der Bühne?“, hatte der Cheftrainer der JobStairs GIESSEN 46ers die Lacher auf seiner Seite, als er am Dienstagabend als letzter von vier Rednern vor die Gäste trat.
„Ich bin altmodisch“, gab der 56-Jährige zu. „Das Spannendste, was mir in den letzten Jahren passiert ist, war, dass mir mein Sohn bei WhatsApp erklärt hat, wie ich Sprachnachrichten verschicken kann. Das nutze ich täglich. Aber mehr Technik ist nicht“, erklärte der Serbe, ein Mann alter Schule zu sein. Was ihm niemand beim Sponsoren-Event des Basketball-Zweitligisten in den Räumlichkeiten von GAL Digital im Hungener Stadtteil Obbornhofen übel nahm.
Arndt Schieb, Leiter Beratung, hatte den Gästen einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeitsfelder rund um die Themen Web- und App-Entwicklung, Online-Marketing und Strategische Beratung gegeben und sie ein wenig in die Zukunft der Künstlichen Intelligenz (KI) mitgenommen. Michael Weileder, Managing-Direktor bei Barksdale, einem in Reichelsheim in der Wetterau ansässigen weltweit tätigen Unternehmen, das sich mit Lösungen im elektronischen und mechanischen Mess- und Steuerbereich beschäftigt, hatte aus der Praxis eines KI-Kundenprojekts berichtet. Und 46ers-Geschäftsführer Jonathan Kollmar ließ die Anwesenden hinter die Kulissen der Arbeit seines Office blicken, stellte das neue digitale Ticket vor, gab aber auch zu, „dass wir noch immer einen hohen manuellen Aufwand betreiben, um unsere Geschäftsprozesse zu optimieren.“
Ehe die Bühne ganz und gar jenem Mann gehörte, der sich nach eigener Aussage lieber mit Flipchart und Filzstift denn mit Laptop und YouTube-Videos beschäftigt. „Ich habe mit Nicola Stanic erstmals in meiner Karriere einen tollen Co-Trainer, der mir die komplette technische Arbeit abnimmt und beispielsweise die Videos zur Vor- und Nachbereitung unserer Partien zusammenstellt“, hatte Branislav Ignjatovic nur lobende Worte für seinen Assistenten übrig. „Ich aber erreiche meine Spieler auf anderen Ebenen: mit Gesprächen, mit Motivation, mit Respekt, mit fachlicher und sozialer Kompetenz. Daran werde ich auch nichts ändern.“
Der Gießener Headcoach sprach von Fakes, Screens, Pick and roll, High-and-low-Aktionen, Crossover, Ballhandling und Frontcourt. Er malte wie wild Spielzüge auf eine Tafel und erzählte voller Leidenschaft über jenen Sport, der sein Leben bedeutet. Wohl wissend, dass einige Gäste „vom wahrscheinlich attraktivsten Mannschaftssport überhaupt“ ebenso viel verstanden wie er von Programmierung, Webanwendungen und Kommunikationswegen. Was einen hohen Unterhaltungswert hatte. Nicht zuletzt, weil „Frenkis“ Erzählungen stets zu begeistern wissen.
Wenn Ignjatovic davon berichtet, mit einem neuen Spieler erst einmal Essen zu gehen, „damit ich weiß, wie er tickt, wie er Messer und Gabel hält, was seine Schwester macht“, wenn er scherzt, dass ein Basketballspiel 40 Minuten lang aus „tricksen und vernaschen“ besteht, wenn er bekennt, „dass es nur zwei Sorten Trainer gibt: Nämlich die, die ihren Job verloren haben, und die, die ihren Job verlieren werden“, wenn er bekennt, dass er seinen Spielern „fast täglich erklärt, dass sie gerade die schönste Zeit ihres Lebens haben“, und wenn er ausholt, dass er einen kompletten Abend benötige, um die Zuhörer „in die Psyche eines Spielern beim Freiwurf“ einzuführen, dann hat er die Menschen auf seiner Seite.
„Und wenn irgendwann einmal ein Roboter meinen Job übernimmt, dann trete ich gerne ab.“ Sage noch jemand, Branislav Ignjatovic habe nicht die Kurve zum gastgebenden IT-Unternehmen bekommen …
27.09.23